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USA Pakistan

29. November 2011

Es war ein Paukenschlag kurz vor der Afghanistan-Konferenz in Bonn: Pakistan sagte seine Teilnahme ab. Die Beziehungen zwischen Pakistan und den USA sind auf dem Tiefpunkt. Pakistan pokert, meint Grahame Lucas.

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Die jüngsten Spannungen zwischen Pakistan und den USA haben eine Woche vor der Afghanistan-Konferenz in Bonn zu einem diplomatischen Paukenschlag geführt. Laut Medienberichten will Islamabad die internationale Konferenz in Bonn über die Zukunft Afghanistans boykottieren. Damit bleibt einer der wichtigsten Akteure den Beratungen fern. Klar ist, dass ohne Pakistan am Verhandlungstisch die Konferenz in die Bedeutungslosigkeit zu sinken droht.

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Grahame LucasBild: DW

Pakistan begründet den Schritt mit der Verletzung seiner Souveränität durch den jüngsten Nato-Angriff auf pakistanischem Gebiet, bei dem 24 Pakistaner ums Leben kamen. Die Hintergründe sind noch unklar. In vielen großen Städten Pakistans kam es zu Massenprotesten religiöser Extremisten. Die Regierung reagierte prompt. Sie sperrte wichtige Straßen von Karatschi nach Afghanistan, auf denen Nachschub für die NATO transportiert wird, für NATO-Konvois. Darüber hinaus durften die USA einen Luftwaffenstützpunkt in der Region Beluchistan nicht mehr benutzen. Von dort aus sollen die USA Drohnenangriffe im pakistanischen-afghanischen Grenzgebiet geflogen haben.

Solche Maßnahmen wurden auch in der Vergangenheit bei bilateralen Verstimmungen verhängt und nach kurzer Zeit still und leise wieder aufgehoben, um die Beziehungen zu Washington nicht zu gefährden. Doch nun geht man nicht zur Tagesordnung über, sondern lasst die Situation eskalieren. Letztlich stehen in Bonn lebenswichtige Interessen für Pakistan auf dem Spiel.

Pakistan will seinen Einfluss in Afghanistan auch nach dem Abzug der westlichen Truppen sichern, vor allem um die Grenzregion zu kontrollieren, die im Fall eines weiteren Kriegs mit Indien als Rückzugsraum genutzt werden könnte. Darüber hinaus will Pakistan verhindern, dass Indien seine guten Beziehungen zu Kabul weiter ausbaut und Pakistan diplomatisch einkreist - ein Alptraum für die Politiker in Islamabad. Um diese Interessen durchzusetzen, bedienen sie sich der Taliban. Solange Pakistan glaubt, seine Position könnte bei einer Friedenskonferenz missachtet werden, setzt Islamabad die Taliban als Trumpf ein.

In dieser hochexplosiven Gemengelage bietet die Afghanistan-Konferenz Islamabad eine einmalige Gelegenheit, um den Einsatz am Pokertisch der internationalen Diplomatie zu erhöhen. Dem Westen kann durch ein Fernbleiben Pakistans vorgeführt werden, dass es einen Frieden auf Dauer in Afghanistan nicht ohne und erst recht nicht gegen Pakistan geben kann. Es soll deutlich werden: Der pakistanische Geheimdienst kann die Taliban zum Verhandlungstisch führen oder es auch lassen.

Jetzt ist die amerikanische, aber auch die europäische Diplomatie gefordert. Pakistan muss überzeugt werden, dass seine legitimen Interessen berücksichtigt werden. Mehr auch nicht. Die Nuklearmacht Pakistan wird hart verhandeln, wird aber das Tischtuch auch nicht komplett zerreißen. Das Land ist auf US-Militär- und Finanzhilfe sowie auf Aufbauhilfe aus der EU angewiesen, und zwar langfristig.

Autor: Grahame Lucas
Redaktion: Ana Lehmann