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Kleinkind verbrennt nach Anschlag von Siedlern

31. Juli 2015

Mutmaßliche jüdische Extremisten haben an zwei Häusern im Westjordanland Feuer gelegt. In einem schlief ein 18 Monate alter Junge. Die Reaktion von Palästinensern ließ nicht lange auf sich warten.

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Ein israelischer Soldat steht neben dem Haus, in dem der Brandanschlag verübt wurde (Foto: REUTERS)
Das Haus der palästinensischen FamilieBild: Reuters/A. Omar Qusini

Das 18 Monate alte Kind sei an seinen schweren Brandverletzungen gestorben, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Maan. Die Eltern des Kindes und dessen vierjähriger Bruder seien mit schweren Verbrennungen zur Behandlung in ein israelisches Krankenhaus geflogen worden. Das Feuer hatte die Familie offenbar nachts in ihrem Haus im Dorf Duma nahe Nablus im Norden des Westjorandlandes überrascht.

Anwohner berichteten, maskierte Angreifer seien nach der Brandstiftung in eine nahegelegene jüdische Siedlung geflohen. Ersten Untersuchungen zufolge seien an den Häusern hebräische Graffiti gefunden worden. Die Brandstifter haben demnach das Wort "Rache" an eine Hauswand geschrieben.

"Preisschild"-Anschlag

Eine israelische Polizeisprecherin sagte, wahrscheinlich handele es sich bei der Tat um einen weiteren "Preisschild"-Anschlag. Der Begriff kommt vom englischen "price tag". So werden Angriffe bezeichnet, mit denen sich extremistische Siedler für Angriffe von Palästinensern, aber auch für restriktive Maßnahmen der israelischen Behörden rächen. In der Vergangenheit wurden im Westjordanland unter anderem mehrere Moscheen angezündet, aber auch Olivenbäume beschädigt, von denen viele Palästinenser leben.

Zuletzt hatte die israelische Armee am Mittwoch zwei illegal von jüdischen Siedlern errichtete Gebäude in Beit El nahe Ramallah im Westjordanland abgerissen und Dutzende Menschen aus einer anderen Siedlung bei Nablus ausgewiesen. Beides hatte zu Protesten radikaler Siedler geführt.

Abriss illegaler Wohnhäuser im Westjordanland (Foto: REUTERS)
Abriss illegaler Wohnhäuser im WestjordanlandBild: Reuters/B. Ratner

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte mit, er sei schockiert über die "entsetzliche Tat". Er nannte den Brandanschlag einen "Terrorakt" und kündigte an, alle Mittel einzusetzen, um die Täter zu fassen. Nach Angaben der israelischen Armee werde intensiv nach den Tätern gesucht.

Ausschreitungen in Hebron und Jerusalem

Im Westjordanland kam es nach dem tödlichen Brandanschlag zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften. In Hebron bewarfen Hunderte Anhänger der radikalislamischen Hamas israelische Soldaten mit Steinen.

Zu Ausschreitungen kam es nach Polizeiangaben auch nahe der Jerusalemer Altstadt. Dabei sei ein Beamter leicht verletzt worden. Aus Furcht vor Krawallen wurden zu den Freitagsgebeten in der Al-Aksa-Moschee nur Männer im Alter über 50 sowie Frauen durchgelassen.

"Israels Regierung ist verantwortlich"

Der Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas machte die israelische Regierung für das Verbrechen verantwortlich. Der Vorfall wäre nicht geschehen, würde Israel seine Siedlungen nicht immer weiter ausbauen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Betselem leben im Westjordanland rund 350.000 israelische Siedler.

Immer wieder gibt es im Westjordanland Ausschreitungen und Anschläge von beiden Seiten. Der Überfall in Duma ist jedoch der schwerwiegendste Fall seit jüdische Extremisten vor einem Jahr einen palästinensischen Jugendlichen in Jerusalem gelyncht hatten. Zuvor hatten palästinensische Extremisten der Hamas drei jüdische Schüler entführt und ermordet. Diese Taten hatten mitunter den Gaza-Krieg im vergangenen Sommer ausgelöst.

nem/hf (rtr, dpa, afp)