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Papst bittet Missbrauchsopfer um Vergebung

11. Juni 2010

Benedikt XVI. hat die Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche um Vergebung gebeten. Er werde alles tun, um Kinder vor sexuellen Übergriffen durch Priester zu schützen. Zugleich verteidigte der Papst das Priesteramt.

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Papst Benedikt (Foto: AP)
Papst Benedikt sprach von "Sünden von Priestern" und dem "Auftrag der Kirche zur Reinigung"Bild: AP

Der Papst sagte am Freitag (11.06.2010) während einer Messe vor 15.000 Priestern auf dem Petersplatz in Rom, das vergangene von der Kirche ausgerufene Priesterjahr hätte ein Jahr der Freude sein sollen. Stattdessen brachte es aber "Sünden von Priestern" ans Licht, "vor allem den Missbrauch der Kleinen". Weiter sagte er in seiner Predigt: "Auch wir bitten Gott und die Betroffenen um Vergebung und versprechen, das wir alles tun wollen, um sicherzustellen, dass ein solcher Missbrauch nicht wieder vorkommt."

Das kirchliche Priesterjahr war überschattet von Missbrauchsskandalen. Hunderte Missbrauchsfälle wurden aufgedeckt, der Vatikan reagierte allerdings nur zögerlich auf die Vorwürfe. Nach anfänglichem Schweigen hatte Papst Benedikt im Mai auf dem Weg zu einem Besuch in Portugal eingeräumt, dass "die Sünde in der Kirche selbst existiert". Aus den Reihen des Vatikans hatte es zunächst geheißen, die Medien und antikatholische Lobbygruppen seien für den Skandal verantwortlich.

"Auftrag zur Reinigung der Kirche"

Gleichzeitig trat der Papst den Geistlichen zur Seite. Das Priestertum sei "nicht einfach Amt, sondern Sakrament". Mit dem Priester bediene sich Gott "eines armseligen Menschen", um "durch alle menschliche Schwachheit hindurch seine Liebe in dieser Welt praktisch werden" zu lassen, sagte er. Dass ausgerechnet das Jahr des Priesters von den Skandalen überschattet wurde, wolle die Kirche als "Auftrag zur Reinigung, der uns in die Zukunft begleitet", verstehen.

Bei einer Gebetswache hatte der Papst am Vorabend das durch die Missbrauchsskandale unter Beschuss geratene Eheverbot für katholische Priester, den Zölibat, verteidigt. Die heutige Gesellschaft würde den Zölibat als "großen Skandal" empfinden. Er sei hingegen das "beste Gegenmittel gegen andere Skandale, die durch unsre menschlichen Unzulänglichkeiten verursacht werden."

Aufgrund der schweren Missbrauchsskandale in kirchlichen Einrichtungen und Schulen war der Zölibat in den vergangenen Monaten auch in Deutschland erneut heftig diskutiert worden. Neben anderen hatte sich vor kurzem auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dafür ausgesprochen, den Zölibat zu lockern.

Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, afp, ap)

Redaktion: Oliver Samson