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Putin im Vatikan

26. November 2013

Russlands Präsident Putin macht bereits dem dritten Papst seine Aufwartung. Will er damit den Versöhnungskurs zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche unterstützen?

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Papst Franziskus und Russlands Präsident Wladimir Putin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

In der rund 35 Minuten langen Privataudienz sprachen Papst Franziskus und Wladimir Putin unter anderem über den Konflikt in Syrien und die Situation christlicher Minderheiten in der Welt, wie der Vatikan mitteilte. Sowohl das Kirchenoberhaupt als auch der Präsident hätten sich für ein Ende der Gewalt in Syrien ausgesprochen. Putin bedankte sich zudem für den Brief, mit dem Papst Franziskus im September bei den Teilnehmern des G20-Gipfels für Frieden in Syrien geworben hatte.

Das Staatsoberhaupt, das mit einer halben Stunde Verspätung zu dem Treffen erschien, schenkte dem Papst nach Angaben des Präsidentschaftsbüros eine Kopie der Ikone der Gottesmutter von Wladimir. Das Original aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, das in Moskau aufbewahrt wird, gilt als ein Nationalheiligtum Russlands. Anwesenden Medienvertretern zufolge bekreuzigte sich Putin, als er die Ikone dem Papst übergab, und küsste das Gemälde nach orthodoxem Brauch. Franziskus revanchierte sich mit einer Keramik-Darstellung der Vatikanischen Gärten.

Werben für eine Aussöhnung der beiden Kirchen

Das Treffen Putins mit dem Papst nährte auch Hoffnungen auf eine Annäherung zwischen der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche. Ausgesprochen für eine Versöhnung der Ost- und der Westkirche hat sich der getaufte Christ Putin. Der überbrachte Franziskus die Grüße des Moskauer Patriarchen Kirill, wie Papst-Sprecher Federico Lombardi berichtete. Eine Einladung zu einem Treffen habe es jedoch nicht gegeben.

Das Verhältnis zwischen Russland und dem Heiligen Stuhl gilt vor allem wegen der kirchenpolitischen Situation als nicht einfach. Ein Papstbesuch in Russland scheiterte bislang am Widerstand des Moskauer Patriarchats.

Rege Besuchsaktivitäten

Traditionell betrachtet die russisch-orthodoxe Kirche Russland als ihr Territorium und katholische Aktivitäten als Eingriff in ihre Zuständigkeit. Die Errichtung von vier katholischen Bistümern durch Johannes Paul II. im Jahr 2002 weckte neue Vorwürfe, der Vatikan betreibe eine Abwerbung orthodoxer Gläubiger, und setzte den ökumenischen Dialog einige Schritte zurück.

Russland und der Vatikan unterhalten erst seit 2009 volle diplomatische Beziehungen. Putin traf zuletzt 2007 mit Benedikt XVI. zusammen. Dessen Vorgänger Johannes Paul II. empfing ihn 2000 und 2003 in Audienz.

Putin hält sich zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Italien auf. Begleitet wird das Staatsoberhaupt von Außenminister Sergej Lawrow, Vize-Ministerpräsident Arkadi Dworkowitsch, Verteidigungsminister Sergej Schoigu sowie weiteren Delegationsmitgliedern und Diplomaten. Während des Besuchs will er auch mit dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zusammenkommen. Die beide verbindet eine persönliche Freundschaft.

gmf/re (afp, dpa, epd, kna)