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Papst-Besuch in den USA

16. April 2008

In aller Feierlichkeit hat der Papst-Besuch in Washington begonnen. Dennoch versäumte es Benedikt XVI. nicht, indirekt Kritik an den USA zu üben. US-Präsident Bush zeichnete das Bild einer tief gläubigen Nation.

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Der Papst bei seiner Rede in Washington - AP
Der Papst bei seiner Rede in WashingtonBild: Picture-Alliance /dpa

Zum Auftakt seines fünftägigen USA-Besuchs hat Papst Benedikt XVI. die Bedeutung moralischer und religiöser Werte für die Politik betont. Darauf sollte die Führung der Supermacht ihre politischen und sozialen Entscheidungen gründen. Demokratie könne nur bei Beachtung moralischer Grundwerte funktionieren, sagte Benedikt bei seinem Empfang im Garten des Weißen Hauses am Mittwoch (16.4.2008). "Eine Demokratie ohne Werte kann ihre eigene Seele verlieren", erklärte er.

Papst Benedikt (Mitte) mit US-Präsident Bush (re.) und Bischof Timothy P. Broglio - AP
Feierlicher Empfang: Papst Benedikt mit US-Präsident Bush und Bischof Timothy P. BroglioBild: AP

Am ersten vollen Tag seines USA-Besuchs, der zugleich sein 81. Geburtstag war, rief der Papst zugleich zu Geduld bei der Lösung internationaler Krisen und Konflikte auf. Auf konkrete politische Streitthemen wie die Abtreibung oder den Krieg im Irak ging Benedikt nicht ein. Er stimmt mit Präsident George W. Bush in seiner Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen und der Stammzellenforschung überein. Kontroverse Standpunkte nehmen Papst und Präsident jedoch etwa zum Irak-Krieg und der Todesstrafe ein.

Bush: USA sind "Nation des Gebets"

Benedikt hob die religiösen Wurzeln der Vereinigten Staaten hervor. Sie seien die treibende Kraft bei der Gründung der USA gewesen. Dafür werde das Land in der ganzen Welt bewundert. Auch Bush würdigte die Rolle der Religion in den USA. Er sagte mit Blick auf den Kampf gegen den Terrorismus: "In einer Welt, in der einige den Namen Gottes gebrauchen, um Akte von Terror, Mord und Hass zu rechtfertigen, brauchen wir Ihre Botschaft, dass Gott Liebe bedeutet."

In seiner Rede unterstrich Bush die Gemeinsamkeiten der USA mit der Lehre der katholischen Kirche. Der Papst werde bei seinem Besuch eine "Nation des Gebets" vorfinden. Die hochmodernen USA seien "eine der am meisten religiösen Nationen der Welt", die sich aber auch um die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft kümmerten und weltweit den Frieden verbreiteten, erklärte Bush. Eindringlich sprach er sich gegen "moralischen Relativismus" aus, der echte Werte wie Wahrheit und Gut und Böse verneine. "Die Gesellschaft sollte nach Gerechtigkeit und Wahrheit streben", sagte Bush.

Spontanes "Happy Birthday" für Benedikt

Vorgänger John Paul II war 1999 bei US-Präsident Bill Clinton zu Gast - AP
Benedikts Vorgänger John Paul II. war 1999 bei US-Präsident Bill Clinton zu GastBild: AP

In einer spontanen Geste überraschten die Gäste auf dem Südrasen des Weißen Hauses den Papst mit einem "Happy Birthday". Anschließend sang die Sängerin Kethleen Battle das "Vaterunser". Bereits zuvor hatte der Papst seinen Geburtstag in einer privaten Messe gefeiert. Zu Beginn der farbenprächtigen Zeremonie wurde Benedikt mit 21 Salutschüssen begrüßt. Zum Empfang des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche waren 9000 Menschen in den Garten des Weißen Hauses eingeladen worden, der damit eine seiner größten Veranstaltungen erlebte.

Bei seiner Ankunft in den USA hatten am Dienstagnachmittag (Ortszeit) US-Präsident Bush, seine Frau Laura und Tochter Jenna das Kirchenoberhaupt auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews nahe Washington begrüßt. Vor Benedikt hatte als erster Papst dessen Vorgänger Johannes Paul II. die USA besucht. (tos)