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Papst ruft zu katholisch-jüdischem Dialog auf

17. Januar 2010

Bei seinem ersten Besuch in der Großen Synagoge von Rom hat Papst Benedikt XVI. Juden und Christen zur Versöhnung aufgerufen. Allerdings verteidigte er auch das Schweigen des Vatikans zum Holocaust im Zweiten Weltkrieg.

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Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch in der Großen Synagoge (Foto: AP)
Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch in der Großen SynagogeBild: AP

Es war eine Zeremonie, die schon vorab als "historisch" galt: Am Sonntag (17.01.2010) hat Papst Benedikt XVI. erstmals die Große Synagoge von Rom besucht. Und der Papst war mit Spannung erwartet worden: Denn das Verhältnis zwischen Katholiken und Juden gilt als angespannt. Da war der Streit um Pius-Bruderschaft und ihren Bischof Richard Williamson, der den Holocaust leugnete, und die der Papst zurück in die Kirche holen wollte. Und zuletzt irritierte Benedikt mit dem Vorhaben, Pius XII. selig zu sprechen - also ausgerechnet jenen Papst, der während des Holocaust auf dem Stuhl Petri saß und der nach Ansicht von Kritikern nicht genug für die Rettung von Juden getan hat.

Hilfe für Juden "im Verborgenen"

Große Synagoge von Rom (Foto: AP)
Die Große Synagoge von RomBild: AP

Benedikt XVI. hat solche Vorwürfe bei seinem Besuch in der Großen Synagoge in Rom ausdrücklich zurückgewiesen. Ohne Pius XII. namentlich zu nennen, verteidigte er dessen Politik und damit auch die geplante Seligsprechung. Der Vatikan habe im Zweiten Weltkrieg häufig "im Verborgenen" gewirkt, um Juden zu retten, konterte Benedikt den Vorwurf, dass sein Vorgänger seinerzeit zur Judenvernichtung geschwiegen habe.

Nun gelte es, die Versöhnung zwischen Christen und Juden zu vertiefen, forderte Benedikt. "Wir können aber gemeinsam voranschreiten, im Bewusstsein der Unterschiede zwischen uns", sagte er. Bei seiner Ankunft in der Synagoge gedachte das Kirchenoberhaupt zunächst der 1000 Juden, die im Oktober 1943 aus Rom deportiert worden waren. Mit dem Besuch der Synagoge folgte Benedikt seinem Vorgänger Johannes Paul II. Dieser hatte vor knapp 24 Jahren als erster Papst die Synagoge besucht.

Öffnung der Archive angemahnt

Pius XII. (Foto: AP)
Bald selig, aber umstritten: Pius XII.Bild: AP

Vertreter der jüdischen Gemeinde fordern nun, dass der Vatikan seine Archive zu Pius XII. öffnet. "Das Schweigen von Pius XII. zur Shoah ist noch immer schmerzhaft und bedeutet eine verpasste Gelegenheit", sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Riccardo Pacifici. Zugleich würdigte er aber auch die Hilfe italienischer Katholiken bei der Rettung von Juden. Der Vorsitzende der italienischen Rabbiner-Versammlung, Giuseppe Laras, hatte das Treffens mit Benedikt boykottiert.

Autor: Dirk Eckert (afp, dpa)

Redaktion: Walter Lausch