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Papst und Patriarch

29. November 2006

Der Papst hat ein Bekenntnis zur Aussöhnung Roms mit den orthodoxen Ostkirchen abgelegt. 1000 Jahre nach der Kirchenspaltung müsse der Weg zur Versöhnung und zum Frieden zwischen den Kirchen beschritten werden.

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Papst Benedikt XVI. nach dem Gottesdienst in Ephesus, Nonne im Vordergrund
Ein historischer AugenblickBild: AP

Die Annäherung zwischen Rom und den Ostkirchen ist eines der
Hauptanliegen des deutschen Papstes. Benedikt XVI. und der griechisch-orthodoxe Patriarche Bartholomäus I. wollen am Donnerstag (30.11.2006) - wie bei allen bisherigen Stationen des Papstes in der Türkei unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen - das orthodoxe Andreasfest feiern und eine gemeinsame Erklärung zur Annäherung der Kirchen abgeben.

Die theologischen Differenzen gelten als eher gering. Allerdings erkennen die Orthodoxen nicht die besondere Autorität des römischen Papstes an. Bartholomäus ist Ehrenvorsitzender von 300 Millionen Orthodoxen weltweit. In Istanbul wird Benedikt auch die Hagia Sophia, die einst größte Kirche der Christenheit, und die gegenüberliegende "Blaue Moschee" besuchen.

Die Türkei als Brücke

Am zweiten Tag seiner Türkeireise hatte der Papst bei einer Messe in der antiken Stadt Ephesus zu Frieden und Versöhnung zwischen Christen, Juden und Muslimen im Nahen Osten aufgerufen. "Wir brauchen alle diesen universellen Frieden", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Gerade die Türkei sei "eine natürliche Brücke" zwischen den Kontinenten. "Lasst uns daher von diesem Ort zu Frieden und Versöhnung für all diejenigen bitten, die in der Region leben, die Christen, Juden und Muslime als das Heilige Land betrachten."

Zugleich erinnerte der Papst vor einigen hundert Katholiken, die sich auf dem kleinen, mit Blumen und Palmwedeln geschmückten Platz am "Marienhaus" von Ephesus versammelt hatten, an die einst große und einflussreiche christliche Gemeinde, die dort in der Antike lebte. Nach kirchlicher Überlieferung verbrachte die Jesus-Mutter Maria ihre letzten Lebensjahre in Ephesus.

Positiv überrascht

Angenehm überrascht reagierte die türkische Öffentlichkeit auf das
betont versöhnliche Auftreten Benedikts, dessen erste Reise in ein
islamisches Land im Vorfeld als politisch schwierig gewertet worden war. "Die Sorgen waren unnütz, der Papst-Besuch hat sehr gut begonnen", lautete der Tenor. Benedikt habe eine "Botschaft des Friedens" ausgesendet und "zum Dialog aufgerufen". Als "Überraschung" werteten die Zeitungen, dass sich Benedikt, der bislang im Ruf eines Türkei-Gegners stand, für einen türkischen EU-Beitritt ausgesprochen habe. Aufmerksam registrierten die Zeitungen, dass Benedikt das Kreuz am Hals nicht offen trug, als er bei der Ankunft in Ankara aus dem Flugzeug stieg. Nach seiner Rede über Islam und Gewalt war dem Papst in der Türkei eine "Kreuzfahrermentalität" vorgeworfen worden.

In Ephesus war der Papst erneut auf die Probleme der Christen im
Land eingegangen. "Heute sind die Christen in der Türkei eine kleine Minderheit, die jeden Tag viele Herausforderungen und Schwierigkeiten erleben", meinte Benedikt. Bereits am Vorabend hatte er vor dem Diplomatischen Korps in Ankara Religionsfreiheit eingefordert. Dies setze einen "gänzlichen Verzicht auf Gewalt als legitimen Ausdruck der religiösen Praxis" voraus. (kas)