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Parkinson – Diagnose- und Therapiemöglichkeiten

10. September 2012

Frau Prof. Andrea Kühn erforscht an der Berliner Charité die Grundlagen von Bewegungsstörungen und den Wirkmechanismus der tiefen Hirnstimulation, die zum Beispiel Parkinson-Patienten helfen kann. Auskünfte zum Stand der Forschung.

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DW: Frau Kühn, es ist relativ schwierig, Parkinson schon früh zu erkennen. Wie schätzen sie diese neue Ultraschallmethode ein?

Andrea Kühn: Das ist eine wichtige Untersuchung, die jetzt durchgeführt werden kann. Die hilft uns bei Patienten mit dem Verdacht, dass sie Parkinson haben könnten, das auch noch einmal zu bestätigen. Es gibt ja auch Untersuchungen an gesunden Probanden. Dort konnte bei zehn Prozent der Probanden eine Veränderung festgestellt werden. Aber zum Glück entwickeln nicht alle zehn Prozent Parkinson, sondern eben nur ein bis zwei Prozent dieser Probanden, die dann auch Patienten werden und Parkinson bekommen. Diese Untersuchung allein ist nicht ausreichend, um die Diagnose zu stellen.

Auf welche Methode setzen Sie, um Parkinson sicher festzustellen?

Es gibt noch eine schon altbekannte Methode. Nuklearmedizinisch kann man hier den fehlenden Wirkstoff, das Dopamin bzw. die Speicher- und Transportmöglichkeit von Dopamin im Hirn nachweisen. Das ist eine Standardmethode, auf die wir zurückgreifen können, wenn wir Zweifel an der klinischen Diagnose haben.

Das heißt, der Patient wird bestrahlt. Und unter der Bestrahlung kann man dann feststellen, wie viele Gehirnzellen schon abgestorben sind, die Dopamin herstellen?

Es wird ein radioaktiv markierter Stoff gespritzt und kann dann dargestellt werden, genau.


Dann ist die Krankheit wahrscheinlich schon sehr weit voran geschritten?

Die Krankheit ist bei diesen Patienten schon voran geschritten, aber auch früh kann das diagnostiziert werden. So wie mit dem Ultraschall. Nur ist es eine nuklearmedizinische Methode mit radioaktiven Stoffen. Diese Untersuchung würde man natürlich nicht bei gesunden Probanden durchführen.


Wir haben auch gesehen, es gibt auch diese neue Behandlungsmethode - Radfahren gegen Parkinson. Wie schätzen sie das ein?

Es ist sehr wichtig natürlich. Sport, so hat sich gezeigt, wirkt positiv auch auf die Stimmung, auf andere Symptome, die ja auch mit der Parkinsonerkrankung zusammenhängen. Und die Patienten profitieren auf jeden Fall davon. Es ist sicher immer eine unterstützende Therapie. Allein als Therapie gegen Parkinson, denke ich, hilft es bisher nicht.


Es könnte also nicht eine Therapie wie z.B. die tiefe Hirnstimulation ersetzen. Das ist ein chirurgischer Eingriff. Da werden Elektroden implantiert und die geben elektrische Reize an die geschädigte Hirnregion ab. Radfahren kann so etwas also nicht ersetzen?

Nein, das denke ich, das kann es wirklich nicht. Die tiefe Hirnstimulation ist eine jetzt inzwischen etablierte Methode, die wirklich die Parkinson-Therapie sehr weit nach vorne gebracht hat und die insbesondere im etwas späteren Erkrankungsstadium den Patienten hilft, wenn eben erste Probleme anfangen, die mit den üblichen Medikamenten und auch mit Sport alleine nicht mehr zu verbessern sind. Das nennen wir Wirkfluktuation. Der Patient schwankt zwischen Stadien sehr schlechter Beweglichkeit und dann aber auch Überbewegung. Und dann gibt es die Möglichkeit, mit der tiefen Hirnstimulation die Rhythmen im Gehirn, die nicht mehr intakt sind, wieder zu optimieren. Und die Beweglichkeit beim Patienten zu verbessern.

Also aus Ihrer Sicht kann Radfahren nur unterstützend wirken, aber nicht andere Therapien ersetzen?!

Ja.

(Interview: Maria Grunwald)