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Paulo Coelho glaubt an göttliche Zeichen

Solveig Flörke24. August 2012

Paulo Coelho feiert seinen 65. Geburtstag. Allein von seinem innerhalb von 14 Tagen niedergeschriebenen Sinnsucherroman "Der Alchimist" wurden 65 Millionen Exemplare verkauft.

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Portrait von Paulo Coelho (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

135 Millionen verkaufte Bücher; damit ist Paulo Coelho seit über 20 Jahren einer der erfolgreichsten Schriftsteller - ein "global player" in einer globalisierten Welt. Allein sein Roman Der Alchimist, der 1988 in seiner Heimat Brasilien erstmals veröffentlicht wurde, verkaufte sich international 65 Millionen Mal. Kein brasilianischer Autor war je so populär, konnte seine Werke in mehr als 70 Sprachen übersetzen lassen. Am Freitag (24.08.2012) ist Paulo Coelho 65 Jahre alt geworden.

Vision beim Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau

Dem brasilianischen Publikum war Coelho schon vor seinem Welterfolg bekannt. Bereits in den 70er Jahren schrieb er leicht zugängliche Liedtexte, die auf mystischen Gedichten basierten wie im Falle von A fonte von San Juan de la Cruz. 1987 veröffentlichte Coelho Die heiligen Geheimnisse eines Magiers, nachdem er zuvor den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gewandert war. Den Auslöser für die Pilgerreise soll es bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau gegeben haben. Er habe dort eine Vision gehabt, bei der ihm ein Mann erschienen sei, der ihn im Gespräch überzeugte, sich auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu begeben.

Buchcover des Romans "Der Alchimist" (Rechte: Diogenes)
Das Buchcover des erfolgreichsten Romans "Der Alchimist" von Paulo Coelho

Immer auf der Suche nach Lebenssinn glaubt Coelho fest an göttliche Zeichen. Seine Bücher stecken voller christlicher Mystik und metaphysischer Hellseherei. "Ich glaube, er spricht Dinge an, die viele Menschen beschäftigen, Themen, die in der Luft liegen. Sei es die Frage, ich bin anders als die anderen, oder die Frage der Liebe. Wer beschäftigt sich nicht mit der Frage des Traumes, den man verwirklichen möchte", erklärt Maralde Meyer-Minnemann den großen Erfolg Paulo Coelhos. Die Hamburgerin übersetzt dessen Werke seit vielen Jahren ins Deutsche.

"Es ist immer eine große Verantwortung, wenn man ein Buch übersetzt. Man kann es zum Leben erwecken oder töten," so Meyer-Minnemann. "Ein Übersetzer ist vielleicht derjenige, der das Werk genauso gut kennt wie der Autor und weiß, dass er in der Übersetzung jedes Wort genau abwägen muss. Das ist natürlich bei Coelho ganz besonders so. Weil da viele Dinge, Grundwahrheiten, philosophische Erwägungen, ausgesprochen werden, muss man sehr genau sein. Man muss den Sinn begriffen haben, man muss ihn wiedergeben können und den richtigen Ton dafür finden", sagt die 69-Jährige. Genau das werfen ihm seine Kritiker - vor allem in Brasilien - allerdings vor: Gut sei nicht der Schriftsteller Coelho, sondern dessen Übersetzerinnen und Übersetzer.

Coelhos Bücher fördern den Glauben an das Gute im Menschen

Idelber Avelar, Professor und Literaturkritiker, definiert das Phänomen Paulo Coelho als Parabel der kommerziellen, modernen Literatur. "Die Parabel bewahrt immer etwas Mystisches. Sie ist einfach und verständlich. Das erklärt die vielen, faszinierten Leser." Mit dieser Popularisierung, einer Mischung aus Mystik und Selbsthilfe in einer globalisierten Welt, wurden Coelhos Bücher vor allem in den 90er Jahren zu einer regelrechten Goldmine für den Mann aus Rio de Janeiro. Sie bedienen das menschliche Bedürfnis nach moralischen und ethischen Leitlinien und fördern den Glauben an das Gute im Menschen. Anders als die sonst im 20. Jahrhundert erfolgreiche Literatur - beispielsweise von Samuel Beckett oder der brasilianischen Schriftstellerin Clarice Lispector - die auf Katastrophen und menschlichem Versagen basierte, zeichnen Coelhos Bücher ein positives Bild.

Millionen Fans bei Twitter und Facebook

Bei der Campus Party in Berlin, einer Art Technik-Festival, hat Coelho wenige Tage vor seinem Geburtstag die Verlagsbranche aufgerufen, sich von einem starren Copyright-Denken zu verabschieden und die Veränderungen durch das Internet zu akzeptieren. "Sie versuchen, etwas aufzuhalten, was nicht aufzuhalten ist", sagte er. "Je mehr Inhalte ihr teilt, desto mehr werdet ihr bekommen." Coelho selbst ist mit dem Prinzip gut gefahren. 2005 hat er damit begonnen, viele seiner Bücher auf einer eigenen Webseite kostenlos zum Download anzubieten. Die dadurch verstärkte Verbreitung seiner Bücher hat nach seinen Angaben auch den Verkauf der gedruckten Bücher gefördert. Aber nicht nur über seine Bücher erreicht Coelho seine Anhänger. Der seit 2009 in Genf lebende Schriftsteller hat knapp zehn Millionen Fans bei Twitter und Facebook - die Angebote einer sich globalisierenden Welt, Coelho nutzt sie.

Paulo Coelho spricht im ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin zur Eroeffnung des Technologie-Festivals Campus-Party.(Foto: dapd)
Paulo Coelho bei der Campus Party BerlinBild: dapd