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Peinliche Panne bei französischer Bahn

21. Mai 2014

Da hat sich jemand richtig vermessen: Die neuen Regionalzüge der französischen Staatsbahn SNCF sind breiter als die alten. Deshalb muss jetzt jeder fünfte Bahnsteig umgebaut werden. Und das wird richtig teuer.

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Der Bahnhof Gare du Nord Bahnhof Paris im Abendlicht (Foto: picutre alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es klingt wie ein Schildbürgerstreich, ist aber Realität und empört Frankreich: Weil die Staatsbahn SNCF zu breite Regionalzüge bestellt hat, müssen rund 1300 der 8700 Bahnsteige verkleinert werden. Kostenpunkt: für 50 Millionen Euro.

Ein Sprecher des ebenfalls staatlichen Schienennetzbetreibers RFF räumte ein, dass das Problem "etwas spät" erkannt worden sei. Bis Ende 2016 sollen die neuen Regionalzüge im Einsatz sein. 300 Bahnsteige seien bereits umgebaut worden.

Royal: "Dämliche Entscheidung"

Die zuständige sozialistische Umwelt- und Energieministerin Ségolène Royal nannte die Vorgänge erschreckend und forderte Aufklärung über die Gründe für - so wörtlich "solch dämliche Entscheidungen". Sie versicherte nach einer Kabinettsitzung, dass die Regionen für diese unglaublichen Fehler nichts bezahlen werden.

Transport-Staatssekretär Frédéric Cuvillier sprach von einer abenteuerlichen Situation. Der Fall zeige die Notwendigkeit einer Bahnreform in Frankreich. Die Reform, die am 16. Juni im Parlament behandelt werden soll, sieht vor, dass SNCF und RFF in ein großes Unternehmen in öffentlicher Hand zusammengelegt werden.

Das Innere des SNCF-Regiolis Zuges (Foto: AFP/Gettys)
Im Inneren viel Platz - aber außen zu breit: Die neuen Regionalzüge der SNCFBild: Francois Guillot/AFP/Getty Images

Sozialistenchef Cambadélis fordert Konsequenzen

Der Parteichef der Sozialisten, Jean-Christophe Cambadélis, brachte einen Rücktritt der Verantwortlichen bei SNCF und RFF ins Gespräch. Im Sender i-Télé sprach er von einer haarsträubenden Geschichte. Im Parlament sollen schon bald die Chefs von SNCF und RFF Rede und Antwort stehen müssen.

Hintergrund des Fehlers war nach Informationen des Enthüllungsblattes "Le Canard Enchainé" die schlampige Arbeit von Mitarbeitern von SNCF und RFF. So sollen von RFF Normen für den Mindestabstand zwischen Bahnsteig und Zug angegeben worden sein, die auf alte Bahnhöfe nicht anwendbar sind. SNCF-Mitarbeiter hätten es wiederum versäumt, Tests auf Bahnhöfen durchzuführen, hieß es.

Immerhin: RFF versicherte, die Umbaukosten würden keine Auswirkungen auf die Fahrschein-Preise oder für die Steuerzahler haben.

mm/wl (dpa, afp)