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Peking Alaaf!

Michaela Paul23. Februar 2009

So manchem Jecken wird der Kölner Karneval in diesem Jahr ein wenig chinesisch vorkommen. Denn mitten unter das närrische Treiben hat sich in diesem Jahr eine waschechte chinesische Karnevalsprinzessin gemischt.

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Hongmei die ErsteBild: DW / Michaela Paul

Wang Hongmei ist zum ersten Mal in der Narrenhochburg am Rhein und absolut begeistert von den vielen Menschen, dem Kölsch und dieser riesigen Party, die sich Karneval nennt.

Schon seit Weiberfastnacht schunkelt, tanzt und marschiert die Karnevalsprinzessin aus dem Reich der Mitte tapfer mit den verkleideten Jecken durch die Straßen Kölns. Sie selbst hat sich für ihr Debüt extra ein Kostüm von der Pekinger Oper ausgeliehen. Mit ihrem farbenprächtigen Gewand und einer sternförmigen, türkis schimmernden Perlenkrone auf dem Haupt sieht Wang Hongmei wirklich wie eine Prinzessin aus.

Beaufsichtigt von einer Zofe

Karneval Weiberfastnacht 2009
Wie viel der Fotograf getrunken hat, ist nicht bekanntBild: AP

Immer dabei ist ihre Vertraute Renate Molsner, die Frau des Kölner Wirtschaftsbotschafters in Peking. Sie organisiert und kümmert sich um alles. Vor allem darum, dass die chinesische Karnevalsprinzessin nicht im Getümmel verloren geht.

Und tatsächlich muss Zofe Reni wie ein Luchs auf ihren Schützling aufpassen. Immer wieder bleiben die Narren stehen, wollen das leuchtend rote chinesische Kostüm anfassen oder ein Foto von der exotischen Karnevalsprinzessin machen.

Bützje geben

Hongmei lässt alles geduldig lächelnd über sich ergehen und verteilt ein Küsschen nach dem anderen. Wie viele Männer sie in den letzten Tagen schon gebützt haben - so sagen die Kölner zum Küssen -, daran kann sich Wangmei nicht mehr so genau erinnern. Nur unglaublich viele waren es. So viele, dass Hongmei irgendwann einfach aufgehört hat zu zählen. Trotz aller chinesischen Zurückhaltung findet Hongmei die Tradition des „Bützens“ nicht weiter schlimm. Denn bisher waren die Kölner Narren alle sehr freundlich und nett zu ihr. So hat sie sich auch an die Tradition des „Bützens“ schnell gewöhnt.

Alaaf oder Helau?

Erste chinesische Karnevalsprinzessin Wang Hongmei in Köln
Präsente an Kölsche JeckenBild: DW / Michaela Paul

Von Kulturschock also keine Spur. Und das, obwohl die 27-Jährige noch vor ein paar Tagen keine Ahnung hatte, was in Köln alles auf sie zukommen würde. Niemals zuvor hat Hongmei, die in Peking als Catering-Managerin arbeitet, China verlassen. Niemals zuvor saß sie in einem Flugzeug. Und den Kölner Karneval kannte sie bisher nur aus Erzählungen, dem Internet und aus der Kölschen Kneipe "Landgraf“ in ihrer Heimatstadt Peking. Seit vier Jahren schon wird hier der Kölner Karneval ausgiebig zelebriert. Hongmei gefielen die bunten Kostüme und die feierlustigen Rheinländer. Als der Besitzer des „Landgrafs“ Anfang Februar einen Wettbewerb ankündigte, bei dem die erste chinesische Karnevalsprinzessin gekürt werden sollte, zögerte Hongmei nicht lange und nahm daran teil. Der Preis für die Gewinnerin: Ein Flug aus dem Reich der Mitte direkt ins Land der närrischen Jecken. Unter den strengen Augen einer deutschen Jury mussten die Kandidatinnen so manche knifflige Aufgaben lösen. Ein Kölsch von einem Pils unterscheiden und herausfinden, ob es „Kölle Alaaf“ oder „Kölle Helau“ heißt. Alles kein Problem für Wangmei, die die Jury schließlich mit ihrem prunkvollen Kostüm und einem fröhlichen „Kölle Alaaf“ von sich überzeugen konnte.

Voller Terminkalender

Deutschland Karneval Rosenmontag Köln
Höhepunkt des Karnevals: Rosenmonatgszug in KölnBild: AP

Seit ihrer Ankunft in Köln hat Hongmei noch keine ruhige Minute gehabt. Denn der Terminkalender einer frischgebackenen chinesischen Karnevalsprinzessin ist randvoll und das Programm anstrengend. Überall, wo Hongmei auftaucht, wird sie überschwänglich gefeiert und gebützt. Und das Kölsch fließt in Strömen. Doch trotz des großen Andrangs um ihre Person hat sie viel Spaß gehabt. Ihr Aufenthalt hat ihr bisher sogar so gut gefallen, dass sie nächstes Jahr auf jeden Fall wieder die fünfte Jahreszeit im jecken Rheinland verbringen will.

Doch bis es soweit ist, wird Wang Hongmei vor allem eines machen: Deutsch lernen. Über eine chinesische Karnevalsprinzessin die deutsch spricht - darüber würden sich bestimmt alle Jecken freuen!