1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Petra Hammesfahr: Die Lüge

Wim Abbink19. August 2004

Eine Frau nutzt die Not einer Doppelgängerin für ihre kriminellen Machenschaften aus, wird aber ermordet, während ihr Double den Platz an der Seite ihres attraktiven Mannes einnimmt.

https://p.dw.com/p/1D3Dw

Hammesfahr hat die Handlung dieses Romans wieder wie gewohnt bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Jedoch klingt der Ausgangspunkt der Geschichte zu unwahrscheinlich, als dass sich der Leser wirklich darauf einlassen könnte.

Buchcover: Hammesfahr - Die Lüge

Rollentausch als perfides Spiel

Die Autorin, die sich vor allem mit ihren Büchern "Der stille Herr Genardy" und "Die Mutter" eine Fangemeinde erobert hat, gilt bei vielen als Meisterin des intelligenten Krimis. Ihre kurzen, fast dokumentarischen Sätze und die logisch durchdachten Handlungsstränge, die sich erst am Ende zu entwirren beginnen, fordern dem Leser einige Konzentration ab, bescheren ihm aber spannende Lesestunden. "Die Lüge" fällt da - anders noch als Hammesfahrs letzter Krimi "Das letzte Opfer" - aus dem Schema.

Die arbeitslose Susanne trifft zufällig eine ihr verblüffend ähnlich sehende Frau. Es ist Nadia, eine mondän wirkende Karrierefrau, die nach außen ein Bilderbuchleben in einer schicken Villa an der Seite eines ebenso schicken Mannes führt. Niemand weiß, dass Nadia unsaubere Anlagegeschäfte betreibt, für die sich ihre Doppelgängerin trefflich benutzen lässt. Unter dem Vorwand, mit ihrem Liebhaber ungestört verreisen zu wollen, drängt sie Susanne, ab und zu in ihre Rolle zu schlüpfen. Der Rollentausch aber ist nur ein perfides Spiel: Susanne merkt bald, das sie benutzt wird. Als Nadia mit Susannes Papieren ermordet aufgefunden wird, glaubt sie zunächst, deren Platz an der Sonne einnehmen und vor allem Nadias Mann behalten zu können. Selbst der Gatte merkt den Betrug zunächst nicht.

Petra Hammesfahr
Petra HammesfahrBild: dpa

Märchenhafte Motive und Krimi-Klischees

Die bei Köln lebende Schriftstellerin vermischt in "Die Lüge" märchenhafte Motive mit Krimi-Klischees: Nadias Mörder sieht schon so aus wie ein rechter Bösewicht, und Susannes Nachbar ist der Prototyp eines fiesen Säufers, der Frauen im Treppenhaus mit schlüpfrigen Sprüchen belästigt. Auch Susanne selbst wirkt zunächst wie das arme Opfer schlechthin. Zu stolz, Stütze zu beantragen, und zu arm, sich etwas anderes als Nudeln zum Essen zu leisten, lebt sie ein kärgliches Leben zwischen Sperrmüllmöbeln.

Das ist alles ein bisschen zu dick aufgetragen und passt so gar nicht zu den hoch differenzierten Krimis, die Hammesfahr sonst aus der Feder fließen. Denn die Stärke ihrer Bücher war bislang ihre außergewöhnliche Plausibilität, ihre Logik und ihre atmosphärische Dichte. Es sind Geschichten, die sich wirklich und genauso gut in der unmittelbaren Nachbarschaft zugetragen haben könnten.

Petra Hammesfahr
Die Lüge
Wunderlich, 2003
ISBN 3-8052-0720-4
EUR 19,90