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Pfahls zieht Revision zurück - und geht

1. September 2005

Fünf Jahre lang jagte das Bundeskriminalamt Ludwig-Holger Pfahls. Im Juli 2004 wurde er gefasst und ein Jahr später zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Jetzt ist der Ex-Staatssekretär wieder auf freiem Fuß.

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Er will zurück ins bürgerliche LebenBild: AP

Ludwig-Holger Pfahls war Mitte August wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte gestanden, von dem nach Kanada geflüchteten Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber für Rüstungsgeschäfte rund zwei Millionen Euro Schmiergeld angenommen und nicht versteuert zu haben.

Nach der Urteilsverkündung hatte er Revision angekündigt, diese jetzt aber zurückgezogen. Dies teilte das Landgericht Augsburg am Donnerstag (1.9.2005) mit, wenige Stunden nach der Freilassung von Pfahls. Damit sei amtlich, dass ein Mitglied der Regierung Helmut Kohl (CDU) korrupt gewesen sei und das Schmiergeldsystem des Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber bestanden habe, sagte Gerichtssprecher Karl-Heinz Haeusler.

Haftbefehl außer Vollzug gesetzt

Der frühere CSU-Politiker Pfahls ist nach 13,5 Monaten entlassen worden: Unter Anrechnung seiner Untersuchungshaft und der Gefängniszeit in Frankreich hat er damit die Hälfte seiner Strafe von 27 Monaten verbüßt. Das Augsburger Landgericht hat den Haftbefehl gegen Pfahls zum 1. September mit Auflagen außer Vollzug gesetzt, da weder Flucht- noch Verdunklungsgefahr bestehe. Pfahls darf Deutschland nur mit gerichtlicher Genehmigung verlassen, muss sich umgehend einen Wohnsitz suchen und wöchentlich bei der Polizei melden.

"Größte Eselei"

Nach seiner Haftentlassung plant Pfahls eine Rückkehr ins bürgerliche Leben. Er wolle sich eine kleine Wohnung mieten, seine Familie treffen und nach einem Beruf Ausschau halten, sagte der 62-Jährige am Donnerstag in Augsburg. Er wolle nicht einmal "andeutungsweise den Sozialkassen zur Last fallen". Allerdings ist er ein quasi mittelloser Mann: Seine Pensionsansprüche hat das Finanzamt ebenso wie sein Restvermögen gepfändet. Seine Steuerschuld beträgt rund eine Million Euro. Um seine Gesundheit steht es ebenfalls nicht gut: Pfahls hatte schon auf seiner Flucht mehrere Schlaganfälle erlitten und war während seiner Haft mehrmals in medizinischer Betreuung. Seine jahrelange Flucht nannte Pfahls die "größte Eselei" seines Lebens. (kap)