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Deutschland unterliegt Finnland

14. Oktober 2009

Keine Ideen, kein Bemühen und nur eine Torchance: Die zuletzt so spielstarke deutsche Elf war im Spiel gegen Finnland nicht wiederzuerkennen. Nur ein glücklicher Treffer von Podolski verhinderte eine Heimniederlage.

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Kein Durchkommen: Wie Lukas Podolski hier gegen Veli Lampi tat sich die deutsche Elf schwer gegen Finnland (Foto: AP)
Kein Durchkommen: Podolski scheitert an LampiBild: AP

Pfeifkonzert in Hamburg: Nach 90 ereignisarmen Minuten reagierten die Fans in der Hamburger Arena enttäuscht auf das Geschehen auf dem Rasen. Die Leistung der deutschen Mannschaft war erschreckend schwach und auch mit der vorzeitigen Qualifikation durch den Sieg in Moskau nicht zu erklären. Statt die Fans in Hamburg wie angekündigt mit Spaß-Fußball zu verwöhnen, kam der Vize-Europameister gegen die Finnen nicht über ein enttäuschendes 1:1 (0:1) hinaus. Nicht ein deutscher Spieler erreichte seine Normalform, geschweige denn konnte sich nachhaltig für die Weltmeisterschaft in Südafrika empfehlen.

Ernste Miene: Bundestrainer Joachim Löw war bedient nach dem schwachen Auftritt seiner Mannschaft (Foto: dpa)
Ernste Miene: Bundestrainer Löw war bedientBild: dpa

Trainer Joachim Löw schickte eine beinahe runderneuerte Elf auf das Spielfeld: Auf sechs Positionen gab es einen Personaltausch – und das merkte man. Von Beginn an gab es auffällig viele Fehlpässe und Missverständnisse. Das Aufbauspiel wirkte ideenlos, die neu formierte Abwehr zeigte Abstimmungsschwierigkeiten. Die Folge: In der 11. Spielminute kam Porokara von Beck ungehindert zum Flanken, Eremenko gewann im Strafraum problemlos das Kopfballduell gegen Lahm und Johansson war vor dem Tor gedanklich schneller als Westermann. Beim Schuss des finnischen Angreifers war der zuletzt überragende René Adler ohne Chance.

Laute Pausenansprache in der deutschen Kabine

Auf das frühe Gegentor folgte überhaupt keine Reaktion der deutschen Elf. Nach 45 Minuten schritt Trainer Joachim Löw mit entschlossenem Blick in Richtung Kabine, wo es dem Vernehmen nach lauter als sonst wurde.

Früher Gegentreffer: Johansson ist vor dem Tor gedanklich schneller als Westermann und lässt Adler keine Chance (Foto: AP)
Früher Gegentreffer: Johansson trifft gegen AdlerBild: AP

Nach der Pause ersetzten Özil und Gentner die enttäuschenden Hitzlsperger und Ballack. Zudem stellte der Bundestrainer auch die Taktik um und Cacau neben Gomez in den Angriff. Eine deutliche Verbesserung brachte die Umstellung allerdings nicht. Torwart René Adler musste kurz nach Wiederanpfiff sogar gegen Jari Litmanen und Roman Eremenko Deutschland vor einem 0:2 bewahren. Im Angriff fehlte den Deutschen die letzte Entschlossenheit, um Finnlands Torhüter Jussi Jääskeläinen ernsthaft zu prüfen. Lokalmatador Trochowski scheiterte (62.) und Spielmacher Özil vergab kläglich (77.).

Glücklicher Ausgleich durch Podolski

Erst als die Finnen in der Endphase deutlich abbauten, kam die deutsche Nationalelf ins Spiel. Zunächst unternahmen Klose per Kopf und erneut Özil per Distanzschuss zarte Versuche der Ergebniskorrektur. Das 1:1 durch Podolski (90.) war dann symptomatisch für das deutsche Spiel: Nach einem Schuss von Westermann versprang Özil zunächst der Ball, brachte ihn dann aber dennoch zu Klose, der von Johanssons Abwehrfehler profitierte und Podolski schließlich bediente. Der stocherte den Ball aus drei Metern über die Torlinie zum glücklichen Unentschieden.

Späte Erlösung nach schwachem Kick: Lukas Podolski bejubelt seinen Treffer zum 1:1 in der Schlussminute (Foto: dpa)
Späte Erlösung nach schwachem Kick: Lukas Podolski bejubelt sein Tor zum 1:1 in der 90. MinuteBild: dpa

"Uns war bewusst, dass es nach dem tollen und anstrengenden Spiel in Russland schwer wird, sich nochmal hochzufahren. Wir haben einfach zu behäbig gespielt", kritisierte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff den schwachen Auftritt der eigenen Elf nach dem Abpfiff und auch Torschütze Podolski gab sich enttäuscht: "Ob es mit dem System zu tun hatte, weiß ich nicht. Wir haben uns schwergetan gegen starke Finnen."

Ohne Niederlage nach Südafrika

Immerhin eine positive Nachricht gab es für die deutschen Kicker an diesem tristen Fußballabend: In der WM-Qualifikation blieb die DFB-Elf in zehn Spielen ohne eine Niederlage. Hinter Deutschland qualifizierte sich Russland trotz eines enttäuschenden 1:1 (0:1) in Aserbaidschan in der Gruppe 4 für die Playoffs.

Die Schweiz im Glück, Israel ist ausgeschieden (Foto: AP)
Die Schweiz im Glück, Israel ist ausgeschiedenBild: ap

Ebenfalls in der Relegationsrunde steht die Ukraine. Durch einen 6:0 (1:0)-Pflichtsieg bei Fußballzwerg Andorra blieb die Ukraine in Gruppe 6 einen Punkt vor den enttäuschten Kroaten, denen auch ein 2:1 (1:1)-Auswärtssieg in Kasachstan nicht half. Partystimmung herrschte am Abend in Basel: Die von Ottmar Hitzfeld trainierte Schweiz qualifizierte sich dank eines 0:0 gegen Israel direkt für die Endrunde in Südafrika. Hinter den Eidgenossen sicherte sich Griechenland den zweiten Rang in Gruppe 2 und somit den Einzug in die Relegation – trotz einer ganz schwachen Leistung beim 2:1 (2:0) gegen Luxemburg.

Slowakei und Slowenien dabei, Tschechien und Schweden nicht

Tristesse herrschte dagegen nach der Partie Tschechien gegen Nordirland. Beide Mannschaften verpassten nach dem 0:0 von Prag in der Gruppe 3 den Sprung in die Relegationsrunde. Im Nachbarland Slowakei feierte man nach dem 1:0 (1:0)-Erfolg in Polen den überraschenden Gruppensieg vor den Slowenen, die sich beim 3:0 (1:0) in San Marino zwar lange schwer taten, aber den Sprung in die Relegation schafften. In Gruppe 1 gewann Portugal das Fernduell gegen Schweden um den zweiten Rang hinter den bereits qualifizierten Dänen durch ein 4:0 (2:0) gegen Malta. Schweden reichte auch ein klarer 4:1 (3:1)-Sieg gegen Albanien nicht mehr zur Qualifikation.

Somit sind aus Europa fest für die Weltmeisterschaft qualifiziert: Dänemark, Deutschland, Spanien, England, Italien, Serbien, Slowakei, Schweiz und die Niederlande. Hoffnungen auf die Teilnahme in Südafrika dürfen sich auch die Gruppenzweiten Russland, Bosnien-Herzegowina, Frankreich, Portugal, Griechenland, Slowenien, Irland und die Ukraine machen, die sich für die Play-Offs qualifiziert haben. Die Spiele finden am 14. und 18. November statt. Norwegen, Zweiter der Gruppe 9, hat es mit der schlechtesten Bilanz aller Gruppenzweiten nicht geschafft.

Lange zittern musste in der Südamerika-Qualifikation Argentinien . In der entscheidenden Partie gegen Uruguay dauerte es bis zur 84. Minute, ehe Mario Bolatti den erlösenden Treffer erzielte, der den Gauchos das Ticket nach Südafrika sicherte. Brasilien, Paraguay und Chile waren schon vorher qualifiziert.

Uruguay hat noch die Chance, sich in der Relegation gegen Costa Rica nach Südafrika zu spielen. Ihr Quartier dort fest buchen kann aus Mittelamerika die Mannschaft aus Honduras, die sich in El Salvador mit 1:0 durchsetzte. Bereits vorher qualifiziert waren Mexiko und die USA.

In Asien stehen Australien, Japan, Südkorea und Nordkorea als WM-Teilnehmer fest. In Afrika sind noch drei Plätze offen, Ghana und die Elfenbeinküste dürfen sich aber ebenso wie natürlich Gastgeber Südafrika schon auf die WM freuen.

Autor: Calle Kops
Redaktion: Joscha Weber