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Pflanzenjäger in Kamerun

25. April 2010

In den Regenwäldern unseres Planeten stecken noch viele unbekannte Schätze. Zum Beispiel Heilpflanzen. Zwei deutsche Forscher wollen in Kamerun die Geheimnisse der Pflanzen entschlüsseln - gemeinsam mit lokalen Heilern.

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Wolfgang Meyn (rechts) und Michael Spiteller forschen nach Heilpflanzen in Kamerun. (Foto: Dirk Bathe)
Wolfgang Meyn (rechts) und Michael Spiteller forschen nach Heilpflanzen in Kamerun.Bild: DW

Mit kritischem Blick prüft Michael Spiteller das Blatt einer Artemisia-Pflanze. Ob es sich um eine neue Art handelt? Möglicherweise eine, deren Wirkstoffe im Kampf gegen Malaria eingesetzt werden können? Der Chemiker von der Technischen Universität Dortmund ist zusammen mit dem Ethnologen und Afrikanisten Wolfgang Meyn in Kameruns Wäldern unterwegs. Wichtig ist ihnen, dass sie nicht nur Blätter sammeln, sondern auch das Wissen der Heiler, wie man diese einsetzt, sagt Michael Spiteller: "Ziel ist es, die Chancen, etwas Neues zu finden, durch Kombination zu erhöhen. Wenn wir das Wissen traditioneller mit einbringen ist diese Chance höher."

Nicht nur die Pflanze allein ist wichtig

Anophelesmücke in einer Nahaufnahme (Foto: dpa)
Die etwa 50 Arten der Anophelesmücke sind die Überträger der MalariaerregerBild: dpa

Michael Spiteller ist Professor und geschäftsführender Direktor des Instituts für Umweltforschung der TU Dortmund. Als Chemiker interessieren ihn die Wirkstoffe der Pflanze wie der Artemisia. Vor Ort hat er erfahren, dass in der ländlichen Bevölkerung ein Tee aus bestimmten Artemisia-Arten wirksam gegen Malaria hilft. Nicht vorbeugend wie ein Impfstoff gegen die Infizierung mit den Erregern an sich, aber nach einer Teekur verschwinden die Erreger aus dem Blut des Patienten. Doch woran liegt das? Was macht das Beifußgewächs Artemisia so wirksam? Möglicherweise gar nicht nur die Pflanze selbst, glaubt Michael Spiteller, sondern das, was auf den Blättern wächst: "Es geht im Wesentlichen um Pilze. Da hat ein Gentransport stattgefunden, denn die Pflanze braucht nur wenig zu entwickeln, um zu überleben und alle anderen Stoffe sind dazu da, sich vor Parasiten oder Insekten zu schützen."

Kooperation statt Biopiraterie

Die Zusammenarbeit mit den kamerunischen Kollegen ist Michael Spiteller und seinem Kollegen Wolfgang Meyn wichtig. Nicht nur weil es sich schließlich um kamerunische Schätze handelt und der wissenschaftliche Austausch über wirtschaftlichen Interessen steht. Biopiraterie - das Ausplündern und Patentieren von Heilpflanzen für kommerzielle Interessen wollen die Kameruner ausschließen. Und über die Kameruner Kollegen gelingt auch der Zugang zu den lokalen Heilern leichter. Das Wissen um die Arbeit der Heiler ist wichtig für den optimalen Einsatz der Heilpflanze. Wolfgang Meyn: "Wesentlich ist die Erfahrung, dass ein Patient immer eingebunden bleibt in der Familie. Und das hilft entscheidend beim Heilprozess."

Tief eintauchen in die Welt der Heiler

Ein Medizinmann hat seine Produkte auf einer Decke auf dem Boden ausgebreitet (Foto: dpa)
Traditionelle Heiler bieten neben Naturmitteln auch psychologische BetreuungBild: picture-alliance/dpa

Der Ethnologe ist spezialisiert auf die Gegend um Nordnigeria und Kamerun, er kennt lokale Sprachen und Gebräuche. Dennoch sind die Initiationen der Heiler, ihre Riten und Vorgehensweisen auch für ihn manchmal ganz neue Erfahrungen: "Insbesondere natürlich das Magisch-Religiöse, auch das Hexenwesen. Da fallen unendlich viele Informationen für Ethnologen an."

Mit etlichen Kisten voller Material kehren die Forscher zurück nach Deutschland, jetzt steht die Untersuchung und anschließende Auswertung der Ergebnisse an. Bis es zur Entwicklung einer neuen Arznei und ihrer Zulassung kommt, können noch Jahre vergehen. Doch der Trend, die Natur zu nutzen um Krankheiten wie Malaria zu bekämpfen hält an. Denn gegen die konventionellen Mittel erweisen sich immer mehr Erreger mittlerweile als resistent. Gegen die Gefahren der Natur können wohl bald nur noch natürliche Mittel helfen.

Autor: Dirk Bathe

Redaktion: Katrin Ogunsade