1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pik-Acht als Goldmine

26. April 2003

Tarik Asis, das politische Gesicht des Iraks, ist gefasst. Nun wird spekuliert, ob der Außenminister den Weg zu Saddam Hussein zeigen könnte. Ebenfalls gefasst wurde Spionage-Chef Hidschasi.

https://p.dw.com/p/3Yd4
Das Gesicht des Iraks: Tarik AsisBild: AP

Die Festnahme von Tarik Asis, des stellvertretenden Regierungschefs und Außenministers des Iraks, wurde am Freitag (25.4.03) im Pentagon bekanntgegeben. Zwei Wochen nach ihrem Einmarsch in Bagdad haben die Amerikaner somit eines der Aushängeschilder des irakischen Regimes in ihren Händen. Er soll sich gestellt haben, berichteten US-Medien. Einzelheiten waren nicht bekannt. US-Präsident George W. Bush sei umgehend informiert worden, hieß es im Weißen Haus. Bei der Rückkehr von einem Termin in Ohio äußerte sich Bush auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews in der Nähe Washingtons jedoch nicht.

Pik-Acht an Nummer 43

Asis war mit seinen guten Englischkenntnissen und gewandtem Auftreten auf internationaler Bühne für die Außenwelt das Gesicht und das Sprachrohr des Iraks. Mit ihm befinden sich jetzt zwölf der meist gesuchten Iraker in amerikanischem Gewahrsam. In dem Kartenspiel, das die US-Armee mit den Bildern der meist gesuchten Iraker aufgelegt hatte, war Asis die Karte Pik-8. Auf der Fahndungsliste der 55 Gesuchten stand er aber nur an 43. Stelle.

Die mögliche "Goldmine"

Analysten bezeichneten Asis als mögliche "Goldmine" für die Amerikaner, sollte er gesprächsbereit sein. Optimisten vermuten sogar, dass Asis Auskunft über mögliche Massenvernichtungswaffen und über Schicksal und Verbleib von Saddam Hussein geben könnte. Er gehörte seit Jahrzehnten zum engsten Führungszirkel von Saddam Hussein und stand bis zuletzt loyal zum Regime in Bagdad. Während des ersten Golfkriegs (1980-88) war er Außenminister und galt als gewandter Diplomat. Der Mann mit den schlohweißen Haaren und der dicken Brille war Chefunterhändler des irakischen Regimes und hat mit Außenministern in aller Welt und UN-Generalsekretär Kofi Annan konferiert. Noch Mitte Februar reiste Asis zu einer Audienz mit Papst Johannes Paul II., der mehrfach vor einem Krieg gewarnt hatte, nach Rom.

Papst Johannes Paul und Iraks Außenminister Tarik Asis
Letzter großer Auftritt: Asis beim Papst am 14. Februar 2003Bild: AP

Tarik, die "glorreiche Vergangenheit"

Asis wurde 1936 in Mosul im Norden des Landes in eine christliche (chaldäisch-katholische) Familie geboren. Seinen Geburtsnamen Michail Yuhanna änderte er später in Tarik Asis (glorreiche Vergangenheit) um. Er studierte an der englischsprachigen Abteilung der Philosophischen Fakultät der Universität Bagdad. Später wurde er Chefredakteur des Parteiorgans "Al-Thaura", gehörte seit 1977 dem Revolutionären Kommandorat, der Machtzentrale von Staat und Baath- Partei, an und erwies sich als bedingungsloser Verteidiger der Position von Saddam Hussein und als sein absolut ergebener Gefolgsmann.

Spionagechef gefasst

US-Soldaten haben den ehemaligen irakischen Spionagechef gefasst, wie am Freitag (25.4.03) aus US-Kreisen verlautete. Faruk Hidschasi sei am Donnerstag nahe der irakisch- syrischen Grenze gefangen genommen worden und befinde sich in US-Gewahrsam. Er befindet sich nicht auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker. (sams)