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Pilze als Medizin

13. Januar 2012

Pilze sind reich an Inhaltsstoffen, aber nicht immer sind die Substanzen harmlos. So kann der Verzehr eines einzigen Knollenblätterpilzes tödlich sein. Aber Pilze können auch heilende Wirkung haben.

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Igel-Stachelbart, Affenkopfpilz "Hericium erinaceum" (Foto: Picture alliance)
Igel-Stachelbart oder Pom-Pom - einer von zahlreichen VitalpilzenBild: picture alliance/WILDLIFE

Die Traditionelle Chinesische Medizin und auch die indianische Heilkunst in Südamerika kennen zahlreiche Pilzarten, die seit Jahrtausenden in der sogenannten Mykotherapie eingesetzt werden. Einige sind mittlerweile auch hierzulande erhältlich, und viele Ärzte und Heilpraktiker verordnen sie in Form von Kapseln. In Deutschland gelten Pilze als Nahrungsergänzungsmittel und können deshalb problemlos ohne Rezept gekauft werden. Immer mehr Patienten lassen sich mit Mykotherapie behandeln, so auch Brigitte Schmidt, die an Morbus Crohn leidet. Sie hatte schlechte Leberwerte, die sich nach der Behandlung mithilfe von Pilzen völlig normalisiert haben.

Maitake, Pom-Pom, Shitake und Reishi

Die Kronen Apotheke in Wuppertal (Foto: DW)
Traditionelle Chinesische Medizin gibt es mittlerweile auch in deutschen ApothekenBild: DW/Yanyan Han

Die chinesische Ärztin Dr. Jie Huang, die in Hannover eine Praxis für Allgemeinmedizin führt, behandelt viele ihrer Patienten mit den verschiedenen Pilzen, die Namen tragen wie Maitake, Pom-Pom, Shitake oder Reishi. Sie weiß genau, welcher Pilz bei welchen Beschwerden hilft. Das Spektrum reiche von Husten über Asthma, Thrombose und erhöhte Zuckerwerte bis hin zur Stärkung der Immunabwehr. Und sogar bei Anti-Aging-Behandlungen würden Vitalpilze eingesetzt.

Traditionelle Chinesische Medizin mit Vitalpilzen

Seit über 3.000 Jahren werden Pilze in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt, sogar zur Krebs-Prävention. Behandlungen mit Pilzprodukten werden auch in westlichen Ländern immer populärer und sind in der Naturheilkunde seit langem bekannt. Sven-Uwe Kotte aus Hannover verabreicht sie seinen Patienten vor allem als Kapseln, die ein Pilzgranulat enthalten. Die Kapseln müssen mit viel Flüssigkeit eingenommen werden. So quellen sie am besten auf, denn sonst könne es zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Magenkrämpfen oder Durchfall führen. Auf die richtige Dosierung komme es an, so der Heilpraktiker.

Warnung vor Eigentherapie

Puppenkernkeulen (Foto: dpa)
Puppenkernkeulen oder Cordyceps - Pilz des Jahres 2007Bild: picture-alliance/dpa

Den geeigneten Pilz zu finden und die richtige Dosierung sei nicht einfach. Hierzulande gelten Vitalpilze als Nahrungsergänzungsmittel, die Angabe medizinischer Indikationen und therapeutischer Versprechen ist demnach unzulässig, und Vitalpilze werden sogar im Internet angeboten. Um richtig und verantwortungsvoll mit Mykotherapie umzugehen, ist viel Erfahrung nötig und die, so Jie Huan fehle den meisten deutschen Ärzten. Denn schließlich gebe es diese Behandlungsform in China seit über 3.000 Jahren und entsprechend groß seien dort die Erfahrungswerte.

Penicillin dank eines Pilzes

Wissenschaftlich gesehen ist die Datenlage in Deutschland eher mager. Und wenn es Studien gibt, dann kommen sie häufig aus Asien. Sie versprechen meist gute Therapie-Ergebnisse und Heilungschancen. Es gibt blutdrucksenkende Effekte, Anti-Tumor-Effekte und immunsteigernde Effekte. Und Pilze enthalten eine ganze Reihe interessanter Wirkstoffe: Penicillin, die Mutter aller Antibiotika, stammt aus einem Pilz. Ebenso Cyclosporin, ohne das die Transplantationsmedizin undenkbar wäre.

Mittlerweile werden Pilze tonnenweise auf Plantagen gezüchtet, denn die Nachfrage kann kaum noch gedeckt werden. Doch ob sie nun wirken oder nicht und welche Nebenwirkungen auftreten können, mit solchen Fragen bleiben die Konsumenten oft allein, denn wissenschaftlich gesehen, spielen Vitalpilze hierzulande zur zeit noch keine so große Rolle.

Autor: Gudrun Heise / Michael Engel
Redaktion: Fabian Schmidt