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Plünderungen in Bagdad

9. April 2003

In der irakischen Hauptstadt Bagdad mehren sich die Anzeichen für den völligen Zusammenbruch des Regimes von Saddam Hussein. Am Mittwoch kam es in mehreren Stadtteilen zu Plünderungen.

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Sie nehmen mit, was sie tragen könnenBild: AP

Arabische Fernsehsender zeigten Bilder von Irakern, die Vasen, Teppiche, Klimageräte und andere Einrichtungsgegenstände aus Regierungsgebäuden schleppten. Der US-Nachrichtensender CNN berichtete, ein Depot mit Regierungsfahrzeugen sei geleert worden. Plünderungen wurden auch aus dem Armenviertel Saddam-City im Nordosten der Fünf-Millionen-Stadt gemeldet. Verschiedene Fernsehsender zeigten Bilder von einem alten Mann in Bagdad, der mit seinem Schuh auf ein Saddam-Bild einschlug und dabei rief: "Du Verbrecher".

Keine Polizei, keine Ordnung

Plünderungen in Bagdad
Plüngerungen in BagdadBild: AP

Nach Angaben von Augenzeugen, gab es keine Zeichen einer Präsenz von Regierungsvertretern, von Polizei oder Uniformierten mehr auf den Straßen. Im Hotel Palestine, in dem fast alle ausländischen Journalisten untergebracht sind, waren die irakischen Beamten verschwunden, die sonst zur Kontrolle der Presse eingesetzt waren. Das irakische Fernsehen sendet seit Dienstag nicht mehr.

Ein US-Militärsprecher bezeichnete jedoch Spekulationen über ein Ende der Schlacht um Bagdad als verfrüht. Der Sprecher sagte in Katar der Nachrichtenagentur Reuters: "Ich glaube, es ist verfrüht, zu diesem Zeitpunkt bereits über ein Ende dieses Einsatzes zu sprechen." In den kommenden Tagen könne es im Irak noch viele Tage mit heftigen Gefechten geben.

Hinrichtungen in Basra

In der südirakischen Großstadt Basra gab es nach den massiven Plünderungen der vergangenen Tage am Mittwoch (9.4.2003) immer noch vereinzelte derartige Vorfälle. "Wir arbeiten hart daran, die öffentliche Ordung wieder herzustellen", sagte der britische Militärsprecher Al Lockwood gegenüber CNN.

Ein Reporter des arabischen TV-Senders El Dschasira berichtete von blutigen Abrechnungen zwischen den Bewohnern der Stadt. Regimegegner hätten Mitglieder von Saddam Husseins Baath-Partei hingerichtet. Die Parteimitglieder hätten sich bereits seit Tagen nicht mehr aus ihren Häusern gewagt.

Kritik an Beschuss von Journalisten

Nach dem Tod von Journalisten durch US-Beschuss in Bagdad ist im US-Verteidigungsministerium vorsichtige Kritik an dem Militäreinsatz laut geworden. Möglicherweise habe der Panzer vorschnell auf das hauptsächlich von Journalisten bewohnte Hotel Palestine gefeuert, zitierte die US-Tageszeitung "Washington Post" am Mittwoch einen Beamten. Die Kameras der Journalisten könnten für feindliche Waffen gehalten worden sein. Das US-Zentralkommando in Katar hatte den Angriff mit "bedeutendem feindlichen Feuer" gerechtfertigt. Im Krieg seien die US-Truppen gezwungen, sich selbst zu verteidigen, sagte Pentagonsprecherin Victoria Clarke. Reporter in dem Hotel versicherten jedoch, keine Schüsse gehört zu haben.

Bei dem Beschuss mit einer Panzersalve waren im 15. Stock des Hotels am Dienstag der Reuters-Kameramann Taras Protsyuk und sein Kollege Jose Couso vom spanischen Privatsender Telecinco getötet worden. Zudem kam der El-Dschasira-Korrespondent Tarek Ajub ums Leben, als eine mutmaßliche US-Rakete in das Gebäude des Senders nahe dem Planungsministerium einschlug.

Forderung nach der UNO

Der französische Außenminister Dominique de Villepin und der britische Außenministre Jack Straw vor Beginn des EU-Außenministertreffens in Brüssel
Dominique de Villepin (l.), Jack Straw (r.)Bild: AP

Paris und London haben sich erneut für eine bedeutende Rolle der Vereinten Nationen im Irak nach Kriegsende ausgesprochen. Der französische Außenminister Dominique de Villepin und sein britischer Amtskollege Jack Straw (Foto) sagten Paris, beide Länder hofften, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet werde. Sie verlangten, dringend die humanitäre Lage im Irak zu verbessern.

Villepin sagte, der Dialog zwischen Großbritannien und Frankreich sei nie abgebrochen, obwohl die vergangenen Wochen schwierig gewesen seien. Straw betonte: "Auch wenn es Differenzen über den Irak gegeben hat, wollen wir unsere Beziehungen wahren und ausbauen". Villepin sagte aber auch, es sei "niemals gut, die Vergangenheit zu vergessen". Je einiger die internationale Gemeinschaft sei, umso schneller könne der Prozess nach dem Irak-Krieg erfolgreich sein. (mas)

Hinweis:

Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.