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Polen braucht noch mindestens 20 Jahre, um das Wirtschaftsniveau des Westens zu erreichen

29. Dezember 2004
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Warschau, 28.12. 2004, ZYCIE WARSZAWY, poln.

Wenn das gegenwärtige Tempo der Wirtschaftsentwicklung auch weiter anhält, werden wir erst in 20. Jahren das Wirtschaftsniveau des Westens erreichen. Obwohl das Wirtschaftswachstum in Polen bei fast fünf Prozent liegt, sind wir immer noch Lichtjahre vom Westen entfernt. Die optimistischste Prognose besagt, dass wir mehrere Jahre brauchen, um den Westen einzuholen.

Nach Meinung von Richard Mbewe, dem Wirtschaftsspezialisten der Warschauer Investitionsgruppe, müssen wir zuerst die gigantische Arbeitslosigkeit bekämpfen, die z.Z. die höchste in Europa ist. Erst dann kann man über die Erhöhung des Lebensstandards nachdenken. Bisher nehmen wir uns aber den letzten Platz unter den europäischen Staaten.

"Um die Lebensbedingungen zu verbessern, müssen wir vor allem neue Arbeitsstellen anbieten können. Das kann jedoch nur dann gelingen, wenn wir die potenziellen Investoren überzeugen können, ihr Geld in Polen anzulegen. Das wiederum gelingt nicht, solange wir kein stabiles und transparentes Rechtssystem haben", meint Roger Mbewe und fügt hinzu: "Es wird uns nicht gelingen, Westeuropa einzuholen, wenn wir uns nur auf unsere eigenen Finanzreserven stützen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die EU auch nicht auf der Stelle treten wird, sondern dass sie sich auch weiter entwickelt. Die Diskrepanz zwischen Polen und der EU ist enorm groß."

Was muss man also unternehmen, um diese Diskrepanz zu verringern? Nach Meinung von Marek Zuber, dem Wirtschaftsexperten der Firma TMS, müssen vor allem tiefgreifende Reformen der staatlichen Finanzen durchgeführt werden, die dazu führen, dass die Verwaltungswege einfacher werden und, dass weniger Geld verschwendet wird. (...) Auch das Steuersystem müsste reformiert und vereinfacht werden. (...)

Nach Meinung anderer Fachleute sollten wir uns auch auf die Annahme der Finanzmittel von der EU einstellen, die uns helfen können, Polen zu modernisieren und solche Bedingungen zu schaffen, durch die ausländische Investoren angezogen werden. "Hierbei sehe ich ein Problem: Die Regierung unterstützt die Unternehmen dabei nicht, Zuschüsse von der EU zu bekommen. Damit beschäftigen sich eher Organisationen, die außerhalb der Regierung agieren, wie z.B. der Business Centre Club, aber das ist nicht die beste Lösung", sagt Richard Mbewe.

"Sehr wichtig ist, dass die Produkte aus Polen eine eigene und gute Marke gewinnen Ferner sollte Werbung für unser Land auf der ganzen Welt betrieben werden. Dabei sollte Polen als einen Platz für gute Geschäfte vorgestellt werden. Erst wenn wir diese Bedingungen erfüllen, haben wir die Chance, unsere Wirtschaftsentwicklung auf dem Niveau von fünf bis sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes aufrechtzuerhalten. Wenn uns das gelingen würde und, wenn das Tempo des Wirtschaftswachstums in der EU auf dem bisherigen Niveau anhält, dann könnten wir erst sowieso erst in 20 Jahren den Westen einholen. Das heißt, dass wir eigentlich ein Wirtschaftswachstum von acht bis neun Prozent des BIP brauchen, um schneller das Niveau des Westens zu erreichen. Im günstigsten Falle wird das aber 10 bis 15 Jahre dauern", sagt Marek Zuber. (sta)