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Politik direkt Forum vom 02. 09. 2010

9. September 2010

"Ist die Integration von Muslimen gescheitert?"

https://p.dw.com/p/P7UM
Bild: AP

Informationen zum Thema:

"Deutschland schafft sich ab" - Die provokanten Thesen des Thilo Sarrazin

Der ehemalige SPD-Finanzsenator von Berlin und jetzige Manager der Bundesbank sorgt mit seinem Buch über die gescheiterte Integration von Ausländern für ein heftige gesellschaftspolitische Debatte. Mit Behauptungen, dass etwa muslimische Migranten schlecht gebildet und überdurchschnittlich kriminell sind, sorgt Sarrazin für einen Sturm der Entrüstung. Doch was ist dran an seinen Thesen?

Unsere Frage lautet:

"Ist die Integration von Muslimen gescheitert?"

Antworten unserer Zuschauer:

Adalbert Goertz, USA

"Ein Erfolg ist die Integration sicher nicht. In einer Diktatur wird ein Kritiker wie Herr Sarrazin erschossen, in einer Demokratie wird er entlassen. Die Meinungsfreiheit ist in Deutschland schon lange gestorben."

Levent Guenes, Hong Kong

"Die ganze Diskussion ist ja gar nicht neu, wird schon seit den 90igern geführt. Ich finde es aber nicht richtig, dass die ganze Debatte auf dem Rücken der Migranten stattfindet, die sich sowieso schon isoliert fühlen. Das führt doch nur in weitere Isolation. In Deutschland geht es doch voran mit der Integration. Das ist doch nicht zu leugnen. Die Medien haben hier eine ganz wichtige Aufgabe. Ich selber bin Migrant türkischer Abstammung und habe Deutschland verlassen. Nun mache ich mir wirklich Sorgen um die, die noch da sind. Wir müssen endlich einsehen, dass es ohne Zuwanderung einfach nicht geht. Deutschland braucht Zuwanderung, um konkurrenzfähig zu sein und um die Rente für alle zu sichern."

Egon M. del Monteluna, Mexiko

"Ich denke, Herr Sarrazin hat Recht mit seinen Thesen! Diese Debatte hätte schon längst geführt werden müssen, aber sachlich (auch und insbesondere von den Medien). Ich lebe seit mehr als 15 Jahren in Mexiko und muss schon lange feststellen, dass die freie Meinungsäußerung zwar im Grundgesetz steht, aber in der Praxis nicht geduldet wird.Wie sonst kann es sein, dass die Regierung und insbesondere die Medien die "Hexenjagd" mitmachen und forcieren? Dabei hat Herr Sarrazin doch nur seine ganz persönliche Meinung kundgetan. War selbst immer Querdenker wie er und bin ständig angeeckt..........aber "Jawollsager und Duckmäuser" hatten wir wohl lange genug! Wenn ich in meinem eigenen Land nicht mehr die Wahrheit aussprechen kann, weil ich Nachteile fürchten muss, wird es Zeit zu gehen!"

Bashar Ali Alawdari, Jemen

"Der große Deutsche Dr.Sarrazin sollte - statt Araber zu kritisieren - lieber einmal hilfreiche Tipps für die Integration geben! Ich denke, er hat vollkommen falsche Vorstellungen von Arabern, wenn er schreibt: "Ich möchte nicht, dass meine Enkel in einem Land aufwachsen, wo vor allem türkische und arabisch gesprochen wird, wo die Frauen Kopftücher tragen und der Muezzin den Tagesrhythmus bestimmt." Ich habe immer davon geträumt, nach Deutschland oder Kanada auszuwandern und nie wieder in mein Heimatland zurückzukehren. Weiter hatte Sarrazin ja schon gesagt: "Viele Araber und Türken in Berlin haben eigentlich keine andere Funktion als Gemüse und Früchte zu verkaufen." Ich weiß nicht ob das stimmt. Ich jedenfalls habe nicht vor, wenn ich ausgewandert bin, als Gemüsehändler zu enden. Ich möchte gerne Besitzer eines Pharmaunternehmens werden. Sarrazin schreibt weiter: "Ich muss niemanden akzeptieren, der den Staat, in dem er lebt, ablehnt. Das sind Leute, die Bildung nicht kümmert und die ständig kleine Kopftuchmädchen produzieren." Ich kann ihm nur entgegnen: Ich komme aus einem armen Land. Aber natürlich will ich meinen Kindern die Chance geben, einen Uni-Abschluss zu machen, so dass sie Hochschullehrer werden können."

Martin Burmeister, Venezuela

"Die Integration von Muslimen hat leider erst sehr spät begonnen und ist an keine Auflagen geknüpft. Ausländer in Deutschland, die soziale Transferleistungen erhalten, sollten gezwungen werden, die Integrationsangebote wahrzunehmen und alle gesetzlichen Vorschriften (z.B. Schulbesuch der Kinder) zu erfüllen."

Axel Werner, Deutschland

"Die Frage rührt an zwei Irrtümer, die inzwischen ganz allgemein begangen werden. Wer sind "die Muslime"? Das hört sich an, als könne man von einer homogenen Gruppe sprechen, und wir wissen alle, dass es die nicht gibt. Die Auseinandersetzungen zwischen kurdischen und türkischen Einwanderern in Deutschland sind dafür nur ein Beispiel. Außerdem erinnert mich diese Kategorisierung unangenehm an eine Zeit, als man von "den Juden" gesprochen hat – mit den bekannten Folgen. Wo soll die Integration gescheitert sein? Wenn man diese Frage stellt, muss man den Rahmen weiter stecken und die Integration sehr vieler Muslime in die "moderne" Welt betrachten, die an einem "Scheitern" zum guten Teil selbst schuld ist. Sie wird von einem großen Teil der islamischen Welt als permanente Ungerechtigkeit erfahren und verstanden. Stichworte: Palästina, Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan und andere. Das hat in den letzten Jahrzehnten zu einem politischen Kampf geführt, der sich zunehmend radikalisiert und teilweise zu Terrorismus gewandelt hat. Wie häufig in solchen Situationen wurde und wird dann die Religion missbraucht und deformiert, um den politischen Kampf propagandistisch und sozial zu unterstützen. Wir sollten auch nicht vergessen, dass sich alle drei monotheistischen Religionen seit einer Reihe von Jahren radikalisiert haben, nicht nur der Islam. Der Kreationismus der extremen Rechten in den USA und die ultraorthodoxen Juden, die die Thora zum göttlichen Grundbuch denaturieren, sind Ausdruck der gleichen Entwicklung. Dieser weltweiten Gesamtsituation können sich Muslime in einem bestimmten Land natürlich nicht entziehen, und es entstehen verschieden starke Formen von Abgrenzung, Verweigerung und Kommunitarismus. Das kann aber nicht heißen, dass die Integration aller Muslime gescheitert sei. Es gibt zahllose Gegenbeispiele dafür; nur wird darüber nicht gesprochen, eben weil es die Normalität ist. Die, die wegen tatsächlicher oder empfundener Ausgrenzung in militante Nicht-Integration abgleiten, sind eine kleine Minderheit, und um die müsste es hier gehen. Solange wir sagen: "Das sind Muslime; mit denen kann man eh nichts anfangen." dann wiederholen wir ihren eigenen Fehler, nämlich eine Religion – oder deren pervertierte Auslegung – als Begründung für ihr Verhalten zu nehmen. Erst wenn wir diese Menschen als Einwanderer aus der Türkei, Algerien, Iran oder Indonesien sehen und ihre Glaubenszugehörigkeit als ihre ganz persönliche Angelegenheit behandeln, können wir von ihnen erwarten, dass sie unseren weltlichen Staat für ihr eigenes Leben akzeptieren."

Robert Rein, Deutschland

"Mein Vertrauen in die Demokratie ist erschüttert. In Deutschland wird eine regelrechte Hexenjagd gegen Dr. Tilo Sarrazin veranstaltet. Bald haben gibt es wieder dem Mittelalter ähnliche Zustände. Damals wurden die Überbringer der schlechten Nachrichten hingerichtet."

Paul Schaller, Argentinien

"Die Integration ist gescheitert, da sich bereits eine Parallelgesellschaft der Muslime im Staat gebildet hat. Ebenso hat die Politik mit ihren Repräsentanten versagt, die mit allen Mitteln, wie Entlassung des Autors, anstrebt, eine offene Diskussion zu verhindern."

Waltraud Maaßen, Neuseeland

"Ein demokratisches Land sollte damit solchen Thesen umgehen können! Dieses Buch hat seine Meriten. Es löste eine Diskussion aus, allerdings 40 Jahre zu spät. Wir haben Arbeiter angefordert und Menschen sind gekommen, damit konnte Deutschland nicht umgehen. Anstatt zu integrieren wurde gespalten. Wallraff hat uns seine Bücher und TV- Dokus um die Ohren gehauen, hat nix genützt. Spaghettifresser und getürkt wurde Umgangssprache. Ich habe in verschiedenen Kontinenten gelebt, von Südamerika bis Ozeanien, und nie habe ich eine solche Behandlung erlebt, wie sie Deutsche für Ausländer parat haben. Darin liegt auch die Schande dieses Buches. Im Ausland werden Deutsche mit Kopfschütteln aber auch wieder misstrauisch beäugt. Vielen Dank Herr Sarrazin! Was man sich persönlich aufgebaut hat, wird durch solche Thesen wieder zerschlagen. Es ist nicht WAS er gesagt hat sondern das WIE! Und seine öffentlichen Auftritte sind kaum zu ertragen. Meiner Meinung nach sollten die Medien Abstand von ihm nehmen. Das "Juden- Gen - toller Freudscher Versprecher - zeigt doch klar, welches Geisteskind Sarrazin ist: ein verkappter Neonazi."

Hannelore Krause, Deutschland

"Herr Sarrazin hat mit seinem Buch die Politik und Gesellschaft nachhaltig wachrütteln wollen. Er hat vielen Menschen aus der Seele gesprochen, die derartige Gedanken nur mit vorgehaltener Hand auszudrücken vermochten. Allerdings ist er in einigen Passagen seines Buches, die veröffentlicht wurden, etwas zu weit gegangen. Man kann es entwürdigend nennen. Wenn Herr Sarrazin allerdings Muslime "anprangert", dann doch nur diejenigen, die sich einfach nicht integrieren wollen, das Erlernen der deutschen Sprache ablehnen (viele Ehemänner verbieten ihren Frauen, entsprechende Kurse zu besuchen), Kinder nicht in die Schule schicken und den Sportunterricht ablehnen oder es sich in unserer sozialen Hängematte gut gehen lassen. Die Bundesrepublik Deutschland - und damit alle regierenden Parteien - hat es von Anfang an versäumt, die Menschen, die aus der Türkei zu uns gekommen und hier geblieben sind, zu integrieren. Sie haben sich dort angesiedelt, wo schon Landsleute waren, in Gegenden, wo die Mieten wegen schlechter Behausungen niedrig waren, wo kein Deutscher mehr wegen fehlenden Komforts leben wollte. Sie waren anspruchslos. Niemand hat sich gekümmert, man hat sie gewähren lassen. Und dies über 40 Jahre lang. Etliche von ihnen haben es geschafft, hier heimisch zu werden, viele blieben auf der Strecke. Die Kriminalitätsrate dieses Personenkreises steigt rasant an. Religiöse Zugeständnisse an die Muslime finden nicht immer Wohlgefallen. An das Kopftuchtragen hat man sich gewöhnt, aber die Totalverschleierung gehört einfach nicht ins Abendland. So kann man das Buch von Thilo Sarrazin eigentlich nur als Hilfeschrei verstehen. Und wenn sich die Parteien in Sachen Integration nicht schnellstens auf einen Nenner einigen, dann sehe ich das Thema als gescheitert an."

Erwin Scholz, Costa Rica

"Kulturen zu verbinden,

ehrhaft, sonst wird es nix,

dass beide gut es finden,

das geht nun mal nicht fix."

Matthias, Kanada

"In einem Monat feiert Deutschland die Wiedervereinigung, zu der es ja kam, weil in Ostdeutschland eine Diktatur herrschte und Ungerechtigkeit. Damals wurde den 16 Millionen Ostdeutschen das freie Rederecht schlicht verweigert. Thilo Sarrazin hat nun das Recht auf freie Meinungsäußerung genutzt. Er wurde niedergemacht von der Politik, Interessengruppen und auch den Medien, verliert nun seinen Job. Vom Ansehen ganz zu schweigen. Wie lässt sich das mit einer Demokratie vereinbaren? "Freiheit ist immer auch die Freiheit der Andersdenkenden." Zitat Rosa Luxemburg. Was ist mit Deutschland eigentlich los? Warum lebt das Land nicht einfach nach dieser Maxime? Warum werden in Deutschland, Leute die bestimmt Dinge aussprechen, wie Paria behandelt? Wann befreien wir uns selbst davon, immer über Tabus zu reden oder nur über Dinge, die politisch korrekt sind?"

René Junghans, Brasilien

"Falls die Integration von Muslims in Deutschland gescheitert ist, dann doch allein nur deswegen, weil die Muslims sich nicht integrieren wollen. Sie sprechen oft fast gar kein bzw. nur sehr wenig Deutsch, wollen unsere Sprache nicht wirklich erlernen, lehnen unsere Kultur ab und isolieren sich. Die Deutschen haben sich meist geradezu liebevoll bemüht, Immigranten zu akzeptieren, ganz egal wie exotisch manche sind, aber kein Mensch ist wirklich gewillt, Freundschaft mit jenen zu machen, von denen sie ständig angefeindet werden - und das im eigenen Land. Ich frage mich immer wieder, warum klappt das Zusammenleben so gut in Brasilien? Allein in São Paulo leben Menschen mit Immigrationshintergrund aus ca. 170 Ländern. Die Antwort ist ganz einfach: Hier bemüht sich jeder, sich rasch zu integrieren und das Leben so zu akzeptieren wie es ist. Es gibt hier auch Moscheen und, wenn auch eher der Einzelfall, Frauen die Kopftücher tragen, die meisten Muslims legen bei uns keinen Wert darauf, ihren Glauben an die große Glocke zu hängen. Im mittleren Osten kommen die Muslims mit den Juden auch nie klar, in Brasilien leben sie miteinander, heiraten untereinander, machen Geschäfte miteinander und alle sind glücklich und zufrieden. Ich habe bei uns in Brasilien noch nie von offenen Feindseligkeiten zwischen Muslims und Brasilianern gehört. Warum muss das denn in Deutschland so ganz anders sein? Wie die DW kürzlich berichtete, Jugenddrogenbanden in Berlin sind arabischen Ursprungs, türkische Banden prügeln auf deutsche Passanten völlig grundlos ein, pöbeln Deutsche an, zeigen immer wieder ihre Verachtung den Deutschen gegenüber. Wer sich nicht integrieren kann (oder will) muss eben in die alte Heimat abgeschoben werden. Von vornherein würde ich nur Immigranten ins Land lassen, die vor Ankunft zumindest Grundkenntnisse der deutschen Sprache beherrschen, Allgemeinwissen der deutschen Kultur und Politik erworben haben und eine eidesstattliche Erklärung unterzeichnen, ihre Kinder in eine deutsche Schule zu schicken und selbst fortbildende Sprach- und Berufskurse begleiten werden. Wird dieses Versprechen nicht eingehalten, ist kein Grund da, solche Menschen im Land zu behalten, um an Vater Staats Brust zu saugen. Das gilt nicht nur für Muslims. Zusammengefasst: Wer sich Integrieren will, bekommt volle Unterstützung und eine neue Heimat, aber wer sich querstellt fliegt hochkant raus. Deutschland gehört den Deutschen und jenen die wie Deutsche leben wollen. So ist es in anderen Ländern auch."

Victor Chan, USA

"Was Sarrazin gesagt hat, hat nichts zu tun mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Sein Buch ist eigentlich eine Diffamierung. Ich zweifle daran, dass die deutsche Gesellschaft, die Politiker, genug für die Integration getan haben. Da sind noch größere Anstrengungen nötig! Ein Miteinander kann ich mir außerdem in Deutschland generell nur schwer vorstellen, weil die Deutschen so stolz auf ihre Kultur sind. Deutschland sollte sich also weiter um Integration und die Eingliederung der Migranten kümmern. Klar abgrenzen muss sich Deutschland jedoch gegen islamische Extremisten, die nicht gelungene Integration als so etwas sehen wie ein "Menschenrechtsthema". Man sollte junge Türken früh in Kindergärten oder Vorschulen schicken, damit sie sich von Anfang an an die deutsche Kultur gewöhnen! Dann lernen sie auch schnell die deutsche Sprache. Am Anfang werden sie damit hadern, dass sie ihre türkischen Wurzeln kappen. Es ist aber nur zu ihrem Besten, wenn sie wirklich in Deutschland leben wollen. Mit der türkischen Kultur werden sie dann schon zu Hause konfrontiert oder auf Reisen. Diesen ganzen Prozess sollten die Eltern unterstützen!"

Amine Bendrif, Marokko

„Die Integrationspolitik gegenüber Muslimen ist noch zu jung, um sie als gescheitert zu verurteilen. Was mir persönlich Sorgen macht, ist die wachsende Kluft zwischen Politik und Bevölkerung. Diese sind die wirklichen Parallelgesellschaften, die ein Demagoge wie Herr Sarrazin gut ausnutzt. Dass man die Menschen im 21 Jahrhundert nach ihrer Herkunft, Religionszugehörigkeit und biologischer Abstammung kategorisiert, ist eine Schande für die hart erkämpfte Demokratie in diesem Land. Diese oberflächliche und unwissenschaftliche "Studie" schadet nicht nur der Integrationsdebatte, sondern entmutigt und enttäuscht die Mehrheit der Muslime die sich für mehr Integration und gesellschaftliche Partizipation einsetzen. Ich hoffe, dass der Sarrazinismus keinen Raum in diesem demokratischen Land findet.“

Kristin Lems, Algerien

"Zunächst einmal: Ist es nicht verrückt, dass westliche Männer Frauen mit Kopftuch für unterdrückt halten. Moslems geht es nämlich genauso, wenn sie westliche Frauen in provozierend knapper Kleidung sehen. Sie halten sie auch für unterdrückt. Lasst die Frauen dieser Welt doch einfach selber entscheiden! Deutsche sollten auch 'mal das Positive sehen, die Kultur, die Moslems mitbringen und nicht gleich von ihnen die absolute Assimilation verlangen. Nur zwei Beispiele: Neue Gerichte oder neue Wörter, die beide Kulturen befruchten. Dennoch: Ich halte die moslemische Religion gegenüber Frauen für die patriarchalischste und unterdrückendste Religion überhaupt! Wir sollten moslemische Frauen in ihrem Bestreben um Emanzipation so gut unterstützen wie nur möglich. Das geht übrigens auch ohne, dass man von ihnen totale Assimilation verlangt. Frauen sind doch die Zukunft der Welt."

Anton Kappler, Indonesien

"Ich meine, das hängt notwendiger Weise von den Moslems selber ab, wie diese ihr Dasein in Deutschland verstehen. Wollen sie Gäste bleiben, oder wollen sie sozusagen Deutsche werden. Integrieren heißt, sich gannz auf das einlassen, was ich vorfinde. Dazu gehört allererst die Sprache, auch das politische Denken, im Politischen, nach Art der Griechen, die Anerkennung der Grundrechte, wie sie im Land gepflegt werden. Was die Religion betrifft, so wird diese nicht angetastet, darf allerdings auch nicht Grund zur Zwistigkeit werden.

Es darf nun die Frage gestellt werden, ob wir Deutsche den Moslems die Möglichkeit geben, in diesem Sinne in Deutschland zu leben? Ich denke, das muss einfach bejaht werden. Die Deutschen, abgesehen von Fremdenhassern, die es ja überall auf der Erde gibt, auch das ist eine Tatsache, stehen zu diesen Prinzipien. Spricht man nicht vom „Deutschen Michel“, der ja oft sich selber vergibt und sich mehr an die anderen anpasst, als seine eigenen Prinzipien zu fordern.

Seit 1972 bin ich mit einigen Unterbrechungen hier in Indonesien auf der Insel Flores. Von allem Anfang war mir klar, das schrieb mir auch mein Bruder Richard ins Stammbuch, dass ich nicht das Deutschtum hier einbringe, sondern meinen Dienst als katholischer Missionar für die Indonesier, mich also ihnen anzupassen habe. Allererst war für mich, natürlich für uns alle (Ausländer), wichtig, die Sprache zu kennen. Also befassten wir uns intensiv mit dem Indonesischen, wofür uns unsere Oberen gute drei Monate Zeit ließen. Dass es für mich auf bestimmten Gebieten manchmal gewisse Schwierigkeiten gab, z.B. was die Zeit und Pünktlichkeit oder die Mentalität betraf, wurde mir bald klar, doch vermied ich, meine Haltung oder meinen Willen durchzusetzen.

Auf dem Land, wie bei uns in Neresheim, ist die Integration, der Wille auf das Vorgegebene in der Gemeinschaft, in der Gemeinde mehr gegeben, als in der Stadt, und dann zumal in der Großstadt. Dort ist Integration gelungen, wo die Leute aufeinander zugehen, was eigentlich allererst von den Gästen erwartet wird. Dort ist wohl auch die Sprache keine Schwierigkeit mehr, Integration ist dort nicht gelungen, wo der Wille zur Offenheit, zur Anerkennung der vorgegebenen Verhältnisse nicht anerkannt wird, wo die Sprache nicht gelernt werden will, wo die Gegebenheiten des „Heimatlandes“ weiterhin die Lebensführung ausmachen, abgesehen vom Glauben, der auch in Deutschland nicht angetastet werden soll."

Die Redaktion von ‚Politik direkt’ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.