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Politik direkt Forum vom 05. 01. 2012

12. Januar 2012
https://p.dw.com/p/S6Ac

Die Sendung:

Bundespräsident unter Druck. Nach Drohanrufen bei der Presse verliert Bundespräsident Wulff weiter an Rückhalt. Das politische Jahr 2012 - der Ausblick. Die Schnipselmaschine - wie zerrissene Stasi-Unterlagen rekonstruiert werden. Und: Psychoterror – Stalkingopfer sind enttäuscht von der Politik

Reaktionen unserer Zuschauer:

René Junghans, Brasilien

„Bundespräsident unter Druck - Ich meine weiterhin, dass unser Präsident mit dieser kleinen Kreditaffäre keinen Grund gegeben hat, so ausdauernd darüber zu diskutieren, oder gar seinen Rücktritt in Betracht zu zeihen. Er kaufte sich ein durchaus bescheidenes Haus, in anderen Ländern kaufen sich Präsidenten dagegen prachtvolle Villen und das finden ihre Untertanen durchaus normal, schließlich ist ein Präsident ein mächtiger Mann und hat viele Verantwortungen zu tragen, dafür verdient er wohl auch etwas persönlichen Komfort. Bevor seine Neider versuchen, ihm etwas anzuhängen, sollten sie kulanter sein. Man braucht nicht all zu weit zu suchen, um Staatsoberhäupter anderer Länder zu zitieren: Frankreichs Präsident Sarkozy, der bei Billionärsfreunden seine Ferien verbrachte und Berlusconi in Italien, der wie in Sodom und Gomorra Staatsgelder verprasst hat. Dazu all die Staatsoberhäupter in arabischen und afrikanischen Ländern die rauben und morden und die westliche Welt schaut tatenlos zu. Warum will man in Deutschland seinen Präsidenten stürzen - hat man da nicht wichtigeres zu tun?

Die Schnipselmaschine - Da werden wieder Millionen an öffentlichen Geldern vergeudet. Die DDR existiert nicht mehr, die DDR-Bürger, einschließlich deren Beamten sind mehr oder weniger gut im wiedervereinigtem Deutschland integriert bzw. schon an Altersschwäche verstorben, warum lässt man die Vergangenheit nach mehr als 20 Jahren nicht auf sich beruhen? Anstatt in der Vergangenheit zu leben, sollte man sich lieber um die Zukunft kümmern. Während meiner kürzlichen Deutschlandreise, vor allem durch die neuen Bundesländer, habe ich immer wieder von meinen Gesprächspartnern gehört, dass es ihnen in der DDR besser ging. Die westdeutsche Rechthaberei geht anscheinend vielen Menschen in der ehemaligen DDR noch immer auf die Nerven. Es ist an der Zeit umzudenken.“

Gerhard Seeger, Philippinen

„Dass sich diese beschämende Debatte noch immer hinzieht, daran ist eigentlich Wulff selbst schuld. Wenn an dem Kredit wirklich alles sauber war, wäre es doch das Beste gewesen, gleich alles offenzulegen. Im ARD/ZDF Interview sagte er, die Presse hätte Scheibchenweise gefragt, darum hätte er auch so geantwortet. Selbst wenn das zutreffen sollte, hätte er als Politiker- und dazu auch Jurist- wissen sollen, nur völlige Offenheit ist angebracht. Jetzt ist da die Aufzeichnung eines Telefonates, in dem er gedroht haben soll, es hätte Folgen, es zu veröffentlichen und beruft sich darauf, es sei privat gewesen. Natürlich hat auch ein Präsident Anspruch auf Privatsphäre, doch soweit diese Sache gediehen ist, auch die Art wie es bis jetzt verlief, hat er -jedenfalls in dieser Angelegenheit- seinen Anspruch es sei Privat, verspielt. Zumal doch nur die Veröffentlichung des Telefonates wirklich Klarheit schaffen könnte.“

Hannelore Krause, Deutschland

„Causa Wulff und kein Ende: Etwas Allgemeines zum Thema. Das Amt des Bundespräsidenten war seit Bestehen der Bundesrepublik mit Repräsentanten besetzt, die dieses Amt als Bonbon zum Abschluss ihrer politischen Laufbahn oder ihres Berufslebens zugesprochen bekamen. Sie waren also nicht mehr jung, hatten somit auch sämtliche Voraussetzungen im Gepäck. Sie waren die "Grands Seigneurs" unseres Staates - bis auf wenige Ausnahmen. Heute verfügt unser Land kaum noch über Menschen, die diesem Amt gerecht werden könnten. Das zeigt sich auch daran, dass unsere Politiker immer jünger werden. Sie können zum Teil gar keine oder nur wenig Erfahrungen vorweisen. Man muss sich nicht mehr die entsprechenden Sporen verdienen, um politische Ämter zu bekleiden. Es geht auch nicht mehr darum, Elite-Menschen in einem Amt wie dem des Bundespräsidenten zu positionieren, sondern darum, wen möchte ich vielleicht in der Partei los werden, wen kann ich auf dieses "Abstellgleis" hieven. Alles andere wird sich dann schon finden. Bundespräsident Wulff hat sich leider im Fernsehinterview von seiner naiven Seite gezeigt. Man vermisste staatsmännisches Verhalten. Aber ist das heute überhaupt noch gefragt? Die Diskussionen um die Angelegenheit wurden teilweise ins Lächerliche gezogen. Und im Übrigen: Was waren das für Menschen, die vor dem Schloss Bellevue mit hoch gehaltenen Schuhen ihrem Unmut Luft gemacht haben? Naja, Bundespräsident Wulff hat in seiner Rede zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung gesagt, dass der Islam inzwischen auch zu Deutschland gehöre.“

Erwin Scholz, Costa Rica

Präsident im Zwielicht

Er, der Präsident musst sein,
lässt sein Volk noch nicht allein.
Steht in dieser schweren Zeit
seinen Mann, allzeit bereit,
von Bellevue aus zu erklärn:
Bin ein Lieber. Habt mich gern.

Zweitausendzwölf

Tausendneunhundertzwölf, vor hundert Jahren,
türmten sich hinterm Horizont Gefahren.
Dass zweitausendzwölf, in unseren Tagen,
sie, die vorn dran sind, ähnlich sich betragen?
Nein, nein, niemals. Sind "hundertmal gescheiter"
als seinerzeit die Pickelhauben-Reiter.

Stasi-Akten

Stasi-Akten, in denen hundert Kilometer lang
erbärmlich und so spießig DDR gelang
und sechzehntausend Säcke klein zerrissener Schriebe
voll sozialistischer, völkischer Liebe
für zahlreiche Opfer hinter Stacheldraht und Mauer...
Den "Demokraten" pack hier zu Recht ein Schauer.

Stalker-Unwesen

Es drückte Arbeitslosen-Quoten,
würden Stalker-Jobs geboten,
folgten jetzt gleichweis Graugestalten
jenen, die so schäbig walten.
Biblisch, Aug um Auge, Zahn um Zahn
fänd dann vielleicht ein End der Wahn.



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