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Politik direkt Forum vom 05. 08. 2010

12. August 2010

„Soll man kriminelle Kinder wegsperren?"

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In der Berliner U-Bahnstation Schönleinstraße verkaufen Kinder Drogen.Bild: picture alliance / dpa

Informationen zum Thema:

Gestohlene Jugend - wie Drogenclans Kinder als Dealer missbrauchen

Sie sind 12 oder 13 Jahre alt und verkaufen in Berlin harte Drogen. Sie kommen aus dem Libanon oder Palästina. Von kriminellen, arabischen Großfamilien werden sie nach Deutschland geschleust. Werden sie von der Polizei erwischt, dürfen sie nicht bestraft werden, weil sie jünger als 14 Jahre sind. Auch die kriminellen Clans können nicht in ihr Heimatland abgeschoben werden. Politiker, Polizei und Pädagogen suchen verzweifelt nach einer Lösung.

Unsere Frage lautet:

„Soll man kriminelle Kinder wegsperren?"

Antworten unserer Zuschauer:

Hannelore Krause, Deutschland:

"Die kriminellen Kinder, von denen im Beitrag die Rede ist, sind Jugendliche, die zu Kindern gemacht werden, um Verurteilungen zu entgehen. Sie besitzen keine Pässe oder Papiere, mit denen sie sich ausweisen können. Wenn sie denn als 'Kinder' beim Drogendealen erwischt werden, müssen sie weggesperrt werden oder zumindest auf Schritt und Tritt unter Beobachtung stehen. Als angebliche Kinder jedoch unterstehen sie einer gewissen Fürsorgepflicht, die eindeutig von Amts wegen verletzt worden ist. Sie konnten ihrem Gewahrsam immer wieder entfliehen, untertauchen und letztendlich wieder das tun, für das sie aus Altersgründen nicht belangt werden können: Drogen verkaufen. Sollte es sich herausstellen, dass sie ihr Alter nach unten korrigiert haben, müssten sie für derartige Delikte hart bestraft und ausgewiesen werden. Denn 'kriminelle Zuwanderung' können wir nicht gebrauchen."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Die Kinder werden gefasst, kommen kurz in ein Heim, dann müssen sie wieder entlassen werden. Und schon sind sie wieder dabei, wegen dem, wofür sie gerade gefasst wurden. Man tut ihnen (mit dem Freilassen) eigentlich keinen Gefallen; eher das Gegenteil. Sie werden älter und kennen nichts als das Drogenmilieu, können wahrscheinlich kaum lesen und schreiben. Sie werden mit ziemlicher Sicherheit in dieser kriminellen Drogenszene hängen bleiben. Man sollte sie in den Heimen halten! Werden sie dort älter, werden sie zwar nicht den besten, aber bestimmt den besseren Neuanfangspunkt für das Leben haben, als wenn sie in der Drogenszene geblieben wären."

Erich Arlt, Thailand:

„Man sollte die Kinder nicht direkt wegsperren, sondern in eine Art 'Arbeitslager' einweisen. Dann sollte man sie zum Arbeiten bringen, z.B. Straßen fegen und andere städtische Arbeiten. Ich hoffe, das hilft mehr, als sie nur wegzusperren. In früheren Zeiten gab es Arbeitslager für Straftäter, die dann sogar beim Straßenbau mit Schüppe und Hacke eingesetzt wurden. Das half am besten, sie zu korrigieren.“

Amine Bendrif, Marokko:

"Paria verlassen ja die Schule nicht mit größeren Nachteilen, sie kommen schon mit großen Problemen dorthin. Also: Wir sollten uns vielmehr den sozialen Hintergrund der Kinder ansehen, ihre Probleme lernen zu verstehen und versuchen, sie in die Gesellschaft wieder einzugliedern. Sie sind doch Opfer von Opfern. Was wir nicht brauchen, sind strengere Gesetze. Stattdessen sind kompetente Sozialarbeiter gefragt."

Majed Zakarya, Irak:

"Die Frage sollte lauten: Warum werden Kinder kriminell? Was ist der Grund dafür? Wenn wir den Grund kennen, dann können wir über Maßnahmen sprechen!"

Salvatore Ricca, USA:

"Ich selbst habe mit jugendlichen Kriminellen gearbeitet. Und es hat sich gezeigt, dass ein Weg besonders erfolgreich ist. Ich konfrontiere dabei die jungen Straftäter mit inhaftierten Kriminellen, die auch schon in der Kinderzeit auf die schiefe Bahn geraten sind. Das funktioniert nicht immer, aber die meisten Jugendlichen sind schon erschreckt, wenn sie sehen, wie diese Erwachsenen ihr Leben wegen eines Verbrechens nun im Knast fristen. Das irritiert sie und führt manchmal zum Umdenken. Jedenfalls kann man festhalten: Ihnen nicht zu zeigen, wie sie enden könnten, führt nur zu weiteren Verbrechen."

Kornelia Owings, Neuseeland:

"Warum eigentlich schickt Deutschland kriminelle arabische Verbrecherbanden nicht einfach in ihre Heimatländer zurück? Sie benutzen rücksichtslos unschuldige Kinder für ihre Verbrechen. Vor was fürchten sich eigentlich die deutschen Politiker so sehr? Ich weiß: Deutschland sieht sich heute als ein mulikulturelles Land. Aber dennoch müssen doch die Gesetze beachtet werden. Und es sollten sogar verabschiedet werden, um die nachwachsenden jungen Leute zu schützen. Und wenn darin dann stehen sollte: 'Kriminelle Verbrecherbanden werden ihre Heimatländer zurückgeführt.' Dann ist das eben so."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Ab in das Gefängnis mit den Kleinen

kann es wohl nicht sein, möchte man meinen.

Der Abgeordnete Ypsilon-X

entscheid aus diesem Grunde und zwar fix

an einem 'Sitztag' sich für die Regel:

Schick die Banden heim mit Kind und Kegel."

Rene Junghans, Brasilien:

"Natürlich sollte man kriminelle Kinder wegsperren. Direkt in ein geschlossenes Erziehungsheim, wo sie umerzogen und später in eine Lehrstelle weitergeleitet werden, um gesetzestreue Staatsbürger zu werden. Die Kinder haben keine Schuld an dieser Misere, denn die Eltern haben sie falsch erzogen, und die Umwelt hat sie negativ beeinflusst. Die Eltern allerdings sollte man einsperren, wenn nachgewiesen ist, dass sie ihre eigenen Kinder zum Drogenhandel oder andere kriminelle Handlungen verführt haben. Nach Absitzen der Haftstrafe müsste man die Eltern dann unverzüglich ausweisen. Wer danach versucht, erneut nach Deutschland einzuwandern, muss dann, mittels Gesetzesänderung, mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen. In Brasilien gibt es auch eine Menge Kinder im Drogenhandel, die sterben meist sehr früh, entweder durch Mord der Rivalen oder bei einer Schießerei mit der Polizei. Es ist ansonsten eine Tragödie, wie so viele Kinder ihrer Zukunft beraubt werden, weil man ihnen keine wirkliche Chance zur Schulausbildung und beruflichen Förderung gibt. So wie man Kinder erzieht, lernen sie zu überleben. Für Kinder gibt es keinen Unterschied zwischen Schlechtem und Gutem; sie lernen von den Erwachsenen. Aber sie frei herumlaufen zu lassen, damit sie weitere Delikte begehen, ist auch keine Lösung."

Die Redaktion von ‚Politik direkt’ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.