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Politik direkt Forum vom 07. 08. 2008

14. August 2008

"Soll der Staat den Eltern bei der Namensgebung reinreden dürfen?"

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Bild: picture-alliance/dpa

Informationen zum Thema:

Streit um Vornamen - Warum Eltern ihre Kinder nicht so nennen dürfen, wie sie wollen

Pumuckl, Pippilotta oder Tecumseh dürfen deutsche Eltern ihre Kinder nennen. Randy oder Luca aber nicht. Wer wie heißen darf entscheiden in Deutschland aber nicht die Eltern, sondern die Standesämter. Immer wieder führt das zu juristischem Streit: Eltern gegen Standesbeamte. Ein Kuriosum mitten aus Deutschland.

Unsere Frage lautet:

"Soll der Staat den Eltern bei der Namensgebung reinreden dürfen?"

Antworten unserer Zuschauer:

Cristian Julio Moyano, Argentinien, schreibt:

"Der Staat sollte sich unbedingt bei der Frage der Vornamen einmischen! Ein Name ist etwas, was man das ganze Leben lang trägt. Manchmal werden die Namen der Kinder aber aus ganz unvernünftigen Gründen ausgewählt. Oft genug bedeutet das dann später für die Kinder eine völlig unnötige psychologische Belastung. Wenn aber die Einmischung oder das Verbot des Staates nicht wirklich begründet ist, bleibt immer noch die Chance, sich ans Gericht zu wenden."

Hannelore Krause, Deutschland

Grundsätzlich nein! Wenn aber bei der Namensvergabe die Interessen des Kindes verletzt werden, es sich um Namen handelt, die sich beleidigend, lächerlich oder sonst wie diskriminierend auswirken, sollte schon jemand mit dem Zeigefinger dahinter stehen. Mir ist nicht bekannt , dass der Name Luca "verboten" ist. Mir sind einige Kinder mit diesem Namen bekannt. Allerdings muss der Name Luca noch einen weiteren nach sich ziehen, aus dem das Geschlecht hervorgeht, weil der Name für beide Geschlechter verwendbar ist. In Deutschland ist es allerdings weiterhin nicht zulässig, sein Kind Jesus zu nennen, obwohl dieser Name im Lateinamerikanischen Raum sehr verbreitet ist."

Johannes Schmidt, Thailand

"Einiges sollte der Staat regeln, anderes nicht. Wenn der eigene Sohn allerdings "Brigitte" oder gar "Kühlschrank" genannt werden soll, wäre eine schlichte ordnungsrechtliche Aufforderung zur Änderung sicherlich angebracht!"

Heinz Dieter Chiba, Kanada

"Die deutsche Präzision und die preußische Übergesetzlichkeitsvorliebe im Namengeben der eigenen Kinder gibt es in Montréal nicht, hat es nie gegeben. Man fragt sich, warum der anonyme Bürokrat das Recht hat, für die Eltern zu entscheiden? Andererseits sollte das Kind später das Recht haben, seinen Vornamen zu ändern, falls die Eltern unklug gehandelt haben, denn Staat und Eltern können. Und das ist schon oft vorgekommen."

Nancy Menzel, Deutschland

"Ich finde in der heutigen Zeit, in der die Globalisierung immer weiter fortschreitet, sollte die Verantwortung zur Namensgebung vollständig bei den Eltern liegen. Es macht keinen Unterschied, ob wir beispielsweise einen A.J. aus dem Ausland bei uns arbeiten lassen oder ein Deutscher diesen Namen trägt. "

René Junghans, Brasilien

"Absolut nicht, denn die Entscheidung, welchen Namen das eigene Kind haben soll, liegt ausschließlich bei den Eltern. Es ist ein demokratisches Prinzip, den Eltern diese Entscheidungsfreiheit zu lassen. Wenn man da zufällig an einen sturen Beamten gerät, der kann es gar komisch finden, wenn jemand seinen Sohn Hans und seine Tochter Maria nennt, aber eventuell kann er es lustig finden, es Mao oder Fidel zu nennen. Außerdem gibt es viele zugewanderte Einwohner, die geben ihren Kindern für deutsche Ohren sehr exotisch wirkende Namen, die aber im Ursprungsland der Eltern durchaus gängig sind. Wo sind da die Grenzen?"

Dorothea Well, Ghana

"Nein, die Zeit der tradierten deutschen Vornamen ist längst vorbei! Und was soll man mit den Vornamen von Migranten machen, die eingebürgert werden? Sind Halife, Nana, Hali, Ofori etwa sofort männlichen oder weiblichen Geschlechts zuzuordnen? Besteht da der Staat erst einmal darauf, dass die Vornamen vor der Einbürgerung geändert werden? Also: gleiches Recht für alle!"

Lee Davis, USA

"Auch wenn das ganze zunächst einmal absurd wirkt. So scheint mir doch, Deutschland geht es darum, die eigene kulturelle Identität zu bewahren."

Herbert Fuchs, Finnland

"Der Lehrer sagte schon früher in der Schule..."ich kenne doch meine Pappenheimer...beim Namen". Jeder Mensch ist einzigartig und soll nach seiner Lebensphilosophie leben und glücklich werden u.a. auch mit dem Namen, den seine Eltern ihrem Kind mit auf den Lebensweg geben. Der Staat sollte da aber einen finanziellen Bremsschuh einbauen, damit es nicht ausartet, d.h. bei einen außergewöhnlichen Namen wie zum Beispiel Rumpelstilzchen oder ähnliches. Der Staat sollte sich weitgehend zurückhalten wenn der gewünschte Namen nicht sittlich total aus dem Rahmen fällt und dem Kind im voraus nicht auf seinem Lebensweg ein Stein in den Weg gelegt wird. Eltern können bei ihrer Namenswahl viel Bockmist bauen, und da hört die Freundschaft auf, auch für die Ämter. Die Vernunft sollte dabei siegen!"

Gerhard Seeger, Philippinen

"Der Staat sollte sich bei dieser sehr privaten Angelegenheit weit möglichst raushalten! Eltern allerdings sollten Ihren Kindern keine irrsinnigen Namen geben, die zu Spott einladen. Dagegen dürfen und sollen Kinder geschützt werden. Der Schutz muss aber in einen vernünftigen Rahmen haben .Der Standesbeamte darf nicht selbstherrlich allein bestimmen dürfen. Falls der Name tatsächlich das Geschlecht nicht klar macht, wird es durch einfaches Nachfragen zu klären sein. Auf Formularen wird das Geschlecht ohnehin angekreuzt. Das Vorschriftsbuch gehört abgeschafft oder wenigstens auf einen neuen Stand gebracht."

Christiane Ullmann, Kanada

"Möchten Sie "Talula Does the Hula From Hawai" (Neu Seeland), 1069 (USA) heißen? Eltern sollten an das Kind denken, und was die anderen Kinder aus dem Namen machen könnten. Und die Beamten sollten nicht so spießig und engstirnig sein. Schauen Sie sich doch die alt-deutschen Namen an!"

Dominic Mary Kornu, Ghana

"Ich glaube, Namen dienen in erster Linie dazu, Persönlichkeiten voneinander unterscheiden zu können. Natürlich hat die Gesellschaft, was das angeht, bestimmte Regeln festgelegt. Aber Ausnahmen sollten zulässig sein! Ich bin dagegen, dass der Staat bei der Namensgebung mitreden darf! Viele Familien entscheiden sich für Namen, die mit ihren Vorfahren in Verbindung stehen oder bestimmten Erfahrungen. Deshalb sollte es nur eine Angelegenheit der Eltern sein, welchen Namen sie ihrem Kind geben wollen."

Erwin Scholz, Costa Rica

Kindernamen,

Elterns Ahnen,

schnell ein Alptraum,

wenn das Amt dran.

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