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Politik direkt Forum vom 09. 07. 2009

16. Juli 2009

"Fühlen Sie sich vom Terrorismus bedroht?"

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Festnahme der Sauerland-TerroristenBild: picture-alliance/ dpa

Informationen zum Thema:

Terrorgefahr – Angst vor neuen Anschlägen auf Deutsche

Die Sicherheitsbehörden sind beunruhigt, denn die Anzeichen für einen islamistischen Terroranschlag auf Deutsche mehren sich. Immer häufiger tauchen Drohvideos auf, und die Sicherheitsfachleute verzeichnen eine verstärkte Reisetätigkeit nach Pakistan. Das islamische Land gilt als Ziel für die Ausbildung auch von deutschen Terroristen. Schon mehrfach konnten Anschläge in Deutschland verhindert werden. Ziel der islamistischen Terroristen ist es offenbar, vor den Bundestagswahlen im September einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan zu erreichen.

Unsere Frage lautet:

"Fühlen Sie sich vom Terrorismus bedroht?"

Antworten unserer Zuschauer:

Martin Burmeister, Venezuela:

"In Venezuela gibt es bisher noch keinen Terrorismus, dafür aber eine erhöhte persönliche Unsicherheit. Leider kann man nie vorher sagen, wann und wie die Terroristen zuschlagen, weshalb ich die Wachsamkeit von Polizei und Geheimdiensten unbedingt befürworte, statt irgendwann vor vollendeten Tatsachen zu stehen (siehe 11. September)."

Santanu Chatterjee, Indien:

"Indien hat, wie jeder weiß, ein Problem mit muslimischem Terrorismus, der seinen Ursprung in Pakistan hat. (...) Die Regierung hier hat immer noch keine Erklärung für die Tatsache, dass hochgebildete Muslime, die in Indien leben und gutbezahlte Jobs haben, auf einmal zu Terroristen werden. Das macht mir Angst. (...)"

Rolf Bockmühl, Philippinen:

"Ja, sehr! Jeden Tag lesen wir von neuen Bedrohungen. Gut, wir können und dürfen uns nicht einmauern. Das Leben hat Vorrang. Gewiss reist man mit offenen Augen umher. Die Sorglosigkeit früherer Reisen ist leider dahin. Ob Wachsamkeit und Aufmerksamkeit schützen können, wage ich doch zu bezweifeln. In keinem Fall lasse ich mir das positive Lebensgefühl nehmen. Im Hintergrund ist leider immer und überall der Gedanke an Sicherheit da. Nur, wo ist diese Sicherheit? Die alten und ruhigeren Reisezeiten sind endgültig begraben."

Fredd Griswold, USA:

"Bush muss ein Geschäft mit bin Laden gemacht haben. Bemerken Sie, dass weder bin Laden, Al Zawahiri noch der Mullah Omar festgenommen worden sind. Und es hat keine Angriffe auf das Territorium der USA seit 9/11 gegeben. Das Muster ist zu lange zu beständig gewesen, um ein Zufall zu sein. (...) Jetzt wo Bush weg ist, wird Al Qaida wahrscheinlich Obama prüfen, um zu sehen, ob er sein Ende des Abkommens halten kann, und Obama ist noch ein großes Fragezeichen. Eine (kleinerer Anschlag, d.Red.) wird innerhalb der Vereinigten Staaten vielleicht passieren. Ich bezweifle, dass sie eine Haupttat sofort begehen werden. So fühle ich mich nicht sehr bedroht hier in Kalifornien. Noch nicht."

Tom Clyde, China:

"Ich habe keine Angst vor dem Terrorismus. Was auch immer passieren wird, ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen den Frieden wollen. Hier in China zeiht sich beispielsweise – obwohl natürlich gesicherte Informationen aus der Unruheprovinz Xinjiang fehlen - dass Terror ausschließlich ein Mittel von Minderheiten ist. Der Terror schafft es aber nicht, den Zusammenhalt der Ethnien zu zerstören – im Gegenteil: er lässt uns näher zusammenrücken."

Lee Davis,USA:

"Man kann sein Leben nicht im Schatten der Angst vor Terror leben. Angst führt zu Hass auf Dinge, die man nicht richtig versteht. Und dafür ist das Leben zu kurz."

Hermann Auer, Thailand:

"Ja. Ich glaube nämlich, dass einige Politiker über Terrorismus froh sind, da er sie ermächtigt, ihre Kreativität voll auszuspielen und dabei Zustimmung des Volkes zu erhalten, selbst wenn dabei das Grundgesetz gebrochen und unsere Freiheit unnötigerweise eingeschränkt wird. Beispiele: Datenvorratsspeicherung (betrifft alle technischen Kommunikationsmittel), Ermächtigung der Bundeswehr zu militärischen Einsätzen gegen das eigene Volk, Videoüberwachung mit biometrischer Gesichtserkennung und Richtmikrofon, zwangsweise Blutabnahme ohne richterliche Verfügung, verschärfte Internetüberwachung, elektronische Erfassung von Kfz-Kennzeichen und Datenabgleich, Möglichkeiten der Erstellung von Bewegungsprofilen - ganz ohne oder mit nur konstruiertem Anfangsverdacht. Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Ich vermute die Terroristen nicht in Afghanistan, sondern im Plenarsaal. Und vor deren Aktivitäten wird mir in der Tat Angst. Zum Schluss noch eine Denksportaufgabe: War Andreas Hofer ein Terrorist oder ein Freiheitskämpfer?"

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Dass es die Bedrohung durch terroristische Attentäter gibt, die sogar bereit sind, sich selbst mit in den Tod zu sprengen, ist allgemein bekannt. Wann und wo sie zuschlagen, weiß man (meistens) nicht. Sich nicht bedroht zu fühlen, wäre Tatsachenverleugnung. Aber das Leben muss weiter gehen, wir können uns nicht ständig verbunkern. Wir gehen mittlerweile damit um wie mit dem Straßenverkehr, der ja auch eine ständige Gefahrenquelle ist. Man klammert's aus oder hofft jedenfalls, nicht zur falschen Zeit am falschem Ort zu sein."

René Junghans, Brasilien:

"Ich fühle mich ganz und gar nicht von Terroristen bedroht, denn in Brasilien gibt es diese nicht. Brasilien ist ein friedliches Land, es gibt weder Krieg noch Einsatz brasilianischer Truppen in Krisengebieten wie Afghanistan oder Irak. Die deutsche Politik hat sich in Afghanistan eingemischt, jetzt sind sie mitten drin in diesem aussichtslosen Krieg, was die Taliban und andere Terroristengruppen scheinbar dazu bringt, in Deutschland Anschläge zu planen. Schade, dass die deutsche Politik die Sachlage nicht richtig durchblickt hat, bevor sie deutsche Soldaten in Afghanistan in den Tod geschickt hat. Ansonsten ist eine verstärkte Reisetätigkeit nach Pakistan kein Anzeichen dafür, dass es Terroristenanschläge geben wird. Der Fanatismus hat dort zwar zugenommen, aber es ist ein sehr schönes Land, wo der Tourismus leider schwer gelitten hat. Ich habe Pakistan und Afghanistan 1969 als Globetrotter bereist, damals war alles friedlich, die Menschen fantastisch nett und gastfreundlich und keiner hat überhaupt an Taliban und ähnlichen Unfug gedacht. Leider hat die uneinsichtige Politik gewisser Großmächte Afghanistan zerstört und Pakistan an den Rand des Abgrunds gebracht. Ich hoffe, es wird bald eine friedliche Lösung geben."

Die Redaktion von ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.