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Politik direkt Forum vom 16. 07. 2009

23. Juli 2009

"Was tun gegen Computersucht?"

https://p.dw.com/p/Ivfh
Wenn der Computer zur Sucht wird

Informationen zum Thema:

Computersucht - für viele Jugendliche ein Problem

Sie spielen kaum noch mit anderen Kindern, vergraben sich in ihren Zimmern hinter PC's. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind abhängig vom Computer. Erstmals beschäftigt sich auch der Drogen- und Suchtbericht der Regierung nun mit dem Phänomen. Fachleute und Politiker sind alarmiert. In Deutschland sind nun die Drogenbeauftragten aus Deutschland, Korea und China zusammengekommen, um sich zu koordinieren. Denn auch im Ausland wird die Computersucht zunehmend zu einem ernsten Problem.

Unsere Frage lautet:

"Was tun gegen Computersucht?"

Antworten unserer Zuschauer:

Fuad Abu Sameer, Syrien:

"Dieses Problem ist überhaupt nicht einfach zu lösen. Wir müssen uns fragen, wo wir sind, (...) wenn unsere Kinder stundenlang am Computer sitzen und sich in ihren Zimmern vergraben. Wir müssen unsere Kinder motivieren, (ihnen Orientierung geben, d. Red.), aber diesen Weg müssen sie selber gehen. Das ist nicht leicht, aber wir können sie Schritt für Schritt (dabei begleiten, d. Red.). Wir dürfen nicht vergessen: ohne Kinder, keine Zukunft!"

Hannelore Krause, Deutschland:

"Computersucht - ein globales Problem. Es gibt keine Entziehungskur! Jugendliche sollten von eigens geschulten Pädagogen - vielleicht auch Ärzten - dahingehend beraten werden, dass es neben dem Computerspiel auch noch andere nützliche und gesunde Freizeitaktivitäten gibt, die vor allen Dingen dem Wohle der Jugendlichen dienen. Und vielleicht lassen sich ja auch Eltern gewinnen, die ihren Kindern helfen, von dieser Sucht wegzukommen, indem sie ihnen mehr Gehör und Zuneigung schenken, aber immer mehr Jugendliche sind sich selbst überlassen, weil genervte Eltern ihre Ruhe haben wollen, und somit Trost im Computerspiel finden."

Herbert Fuchs, Finnland:

"Gegen die Cyberzombies ist zur Zeit sprichwörtlich gesagt kein Kraut gewachsen. Im Jahre 1998 in den USA war derjenige internetabhängig, der mindestens 38 Stunden pro Woche seine Freizeit am PC verbringt. Es gibt nach meiner Meinung eine einzige Chance, diese Sucht in den Griff zu bekommen - durch Selbsthilfe-Gruppen, die sich gegenseitig helfen und gemeinsam zum Beispiel durch Wanderungen, gemeinsames Kochen etc. helfen. So könnte ich mir gut vorstellen, dass so mancher Cyberzombie die Sucht nach dem Mausklick (...) vergisst. Sie sind mit Sicherheit alleine nicht fähig, sich von dieser Computersucht zu befreien. Deshalb müsste man Selbsthilfe-Gruppen gründen, zum Wohle der heranwachsenden Generationen."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Die Spieleproduzenten behaupten natürlich, es würde nicht süchtig machen. Klar, sie verdienen gut damit. Aber es macht süchtig. Dagegen tun kann man wohl nur, frühzeitig mit den Kindern über die Gefährlichkeit zu reden. Sie können spielen, es zu verbieten, würde nur zu einem schwierigen Verhältnis zwischen Kindern und Eltern führen. Spielzeiten einrichten mit Pausen, die eingehalten werden müssen und Zeiten festsetzen, wenn nicht gespielt werden darf. Und von der Eltern-Kontrolle im Computer (wenn vorhanden) Gebrauch machen, dass man nicht zwischen den erlaubten Zeiten spielen kann, z.B. nachts. Auch Lernspiele sollten gespielt werden, nicht nur die hirnlosen Kampfspiele."

Mohanad Mahli, Syrien:

"Vielleicht mehr soziale Aktivitäten und Psychotherapie in (Härtefällen, d.Red.)! Netzwerke zwischen Spielern sind keine soziale Aktivität!! Vielleicht sind strategische Computerspiels gut, ohne Science Fiction. Im Ernst, ich mag Spiele über den zweiten Weltkrieg und andere moderne Kriegsspiele. Das ist schlimm, aber amüsant! (...)"

Mike Gutjahr, Deutschland:

"Spielsucht kann viele Gründe haben. Ich selber bin 33 Jahre alt und hab nicht gerade viele Erfolgsmomente in meinem Leben gehabt (bin aber trotzdem sehr glücklich - nicht falsch verstehen). Trotzdem bin ich nicht abhängig von diesen Spielen. Hab es ein paar mal versucht, diese Art von Spielen zu spielen, da ich oft sehr viel Zeit und Langeweile hatte. Ohne Erfolg. Damals hab' ich Marijuhana geraucht, da konnte ich stundenlang spielen. Seitdem ich nicht mehr rauche, vergeht mir sehr schnell die Lust am spielen. (...)Aber ich denke, es kann viele Gründe dafür haben, sich in der virtuellen Welt zu verlieren (...): 1. Man kann abhängig werden, wenn die Familie selber nicht aktiv ist (und abends selber am Fernseher sitzt. 2.Wenn man viele soziale Schicksalsschläge erlebt hat und seine vielen Gedanken nicht mehr verarbeiten kann. 3. Wenn die Menschen zu sehr von der Umwelt geprägt werden. Wenn man die Tür aufmacht und einfach nur noch Depressionen bekommt, wenn man diese vollgebauten dreckigen Städte sieht. (...)."

Shamshudeen Shajahan, Indien:

"1. Die Spieleproduzenten sollten Zeitlimits oder Zwangspausen in die Spiele einbauen, damit man sich regenerieren kann. 2. Wenn die Eltern sich wieder mehr um ihre Kinder kümmern, wird ihnen das sicher helfen, von ihrer Sucht loszukommen."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Leider kann man gar nichts oder nur sehr wenig tun. Vielleicht nützt es, den Computersüchtigen an andere Interessen wie Sport, Gesellschaft, Literatur, Musik etc. heranzuführen, sodass er weniger Zeit für den Computer hat."

Lee Davis, USA:

"Gegenfrage: Warum suchen wir immer nach einfachen Antworten auf komplexe Probleme? Vielleicht ist Computersucht für ein Kind ein Versuch, sein Leben in den Griff zu bekommen. Deswegen sollten wir unseren Kindern das Gefühl vermitteln, dass wir sie ernst nehmen. Berufstätige Eltern sind gezwungen mehr Zeit mit ihrem Boss als mit ihren Kindern zu verbringen. Das ist ein hoher Preis, den man im Kapitalismus zahlen muss."

Charles Smyth, Großbritannien:

"Das Computersucht-Phänomen ist nicht so dramatisch, wie von ihnen dargestellt. Die Spieler von 'World of Warcraft' spielen ja nicht mit Computern, sondern mit Gleichgesinnten im Netz, wodurch auch neue Kommunikationswege entstehen. Das ist genauso, wie die Frau eines Oldtimer-Autofans, die sich über die viele Zeit beschwert, die er mit seinem Hobby verbringt, statt mit ihr: 'Du liebst diesen Haufen Schrott mehr als mich!"

René Junghans, Brasilien:

"Leider ist das Problem der Computersucht auch in Brasilien weit verbreitet, aber ohne Computer geht das Lernen ja gar nicht mehr. Alle besseren Schulen, selbst die meisten staatlichen Schulen hier, sind am Computer angeschlossen. Es liegt an den Eltern, ihre Kinder so gut es geht zu orientierten und die Zeit am Computer zu kontrollieren, z. B. die Zeit zum Studieren muss uneingeschränkt sein, aber die Zeit zum Spielen etwa eine oder zwei Stunden pro Tag, am Wochenende etwas mehr. Wann immer das Wetter gut ist, müssen die Kinder zum Freizeitsport oder Spielen im Freien angespornt werden. Das klappt ganz gut, wenn ein gesundes Verhältnis zwischen Eltern und Kindern besteht. Das Problem vielerorts ist leider, dass die eigenen Eltern keine Zeit für ihre Kinder haben und deshalb diese an den Computer setzen, um sie los zu sein. Traurig, aber wahr!"

Die Redaktion von ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.