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Politik direkt Forum vom 19. 02. 2009

26. Februar 2009

"Können wir auf Atomkraft verzichten?"

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Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein. (AP Photo/Fabian Bimmer)Bild: AP

Informationen zum Thema:

Atomkraft, Ja bitte! - Streit um den Betrieb von Atomkraftwerken

Die Schweden - und zuvor schon Finnland und Großbritannien - haben es vorgemacht: Renaissance der Atomkraft. Schweden will wieder einsteigen und seitdem tobt auch in Deutschland die Debatte neu. Die CDU will die Laufzeit der Kraftwerke verlängern. Die FDP schließt sogar Neubauten nicht mehr generell aus. Dagegen läuft Umweltminister Sigmar Gabriel Sturm. Er will auf jeden Fall am Atomausstieg festhalten, der bis 2021 vollzogen werden soll. Unionspolitiker dagegen planen nach einem Erfolg bei der Bundestagswahl 2009 den Ausstieg vom Ausstieg.

Unsere Frage lautet:

"Können wir auf Atomkraft verzichten?"

Antworten unserer Zuschauer:

Toni Wichterich, USA:

"(...) Ich sage nein zu obiger Frage. Haben die Politiker vergessen, wie uns unlängst die Russen gezeigt haben, wie man mit Gas umgehen kann? Sie drehen den Gashahn einfach ab. Wer kann das als Politiker verantworten - unsere Unabhängigkeit steht auf dem Spiel! Fazit :Eine sichere Gasversorgung gibt es nicht ! Ähnlich verhalten sich die erdölexportierenden Länder. Sie liefern soviel Öl oder auch nicht, wie sie wollen. Fazit : Eine sichere Ölversorgung gibt es nicht ! Um unabhängig von der Welt zu sein, ist es unabdingbar, dass wir selbst unsere Versorgung durch Atomkraftwerke gewährleisten. Unsere Ingenieure werden für die erforderliche Sorgfalt beim Bau sorgen. Auf keinem Gebiet gibt es eine hundertprozentige Sicherheit!"

Dieter Gewalt, Thailand:

"Es gibt keinen vernünftigen Grund, gegen die Atomkraft zu sein. Bei den enormen Mengen an Nuklearabfall, der weder entsorgt noch sicher endgelagert werden kann, kommt es auf ein paar Tonnen mehr oder weniger auch nicht mehr an."

Manfred Johannes, Südafrika:

"Die Antwort ist einfach: Nein! Nicht, wenn man die Kohlendioxidemissionen senken und umweltfreundlich sein will. In der Vergangenheit haben die Atomkraftgegner nicht zwischen dem friedlichen und dem militärischen Aspekt der Atomprogramme unterschieden. (...) Meiner Meinung nach hat die grüne Anti-Atomkraft-Lobby in Deutschland damit Ängste in der Bevölkerung geschürt und sie als politische Waffe eingesetzt. Jemand soll mir mal erklären, warum in Deutschland niemand gegen den Import von Strom aus Frankreich demonstriert. Ein deutsches Sprichwort sagt: Ihr hinkt an beiden Seiten!"

Richard Kapp, Australien:

"Wenn man die "erneuerbaren Energien" erst mal als Geschäftemacherei und Dummenfang entlarvt hat, wird man wissen, dass man auf Atomkraft nicht verzichten kann, aber dann ist es zu spät - Deutschland wird dann nicht nur Jahrzehnte sondern Jahrhunderte hinterherhinken. Deutsche Politik führt immer in eine Sackgasse."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Leider "nein"! Das große Problem des elektrischen Stroms ist, dass er sich in größeren Mengen nicht speichern lässt. Erneuerbare Energie ist von Wind und Wetter abhängig, weshalb immer fossile Energie verfügbar sein muss und, wenn in Deutschland keine Atomenergie mehr am Netz sein wird, muss diese von unseren Nachbarn importiert werden. – Das Endlagerproblem besteht sowieso, ob wir ab 2021 auf Atomkraft verzichten oder nicht."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Wird gespalten das Atom

dient's dem Volk und es hat Strom.

Hüpft eins quer statt kontrolliert,

ist Desaster programmiert.

Müsste es fast schon meiden,

will man am End' nicht leiden."

Herbert Fuchs, Finnland:

"Zur Zeit mit Sicherheit nicht. Momentan bietet sich keine Alternative an wegen der (...) vielen Industrieländer der Erde, die nicht mit (fossilen, d.Red.) Energien gesegnet sind. (...) Die Atomkraft wird sich bestimmt noch eine gewisse Zeit behaupten bis die Technik des 21. Jahrhundert mega-neue, menschenfreundliche Energiequellen erfunden haben, um sich dann von der Atomkraft lösen zu können. Bisweilen dachten viele Menschen, dass die Atomkraft bis zum Ende des 20.Jahrhundert endlich verschwinden sollte, aber die Weltwirtschaftsuhren ticken anders, als sich das so mancher grüne Politiker (...) wünscht."

Wolfgang Sons, Brasilien:

"Eigentlich ist die Sache längst klar: ´zig Unfälle, ungeklärte Krankheitshäufungen, seit Jahrzehnten keine Lösung für die Entsorgung. Wenn endlich die Hunderte von Milliarden, die in die Atomindustrie gegangen sind, in erneuerbare Energien investiert würden (was sowieso unumgänglich ist!), wäre das Problem längst gelöst. Aber dagegen steht vehement die Atom-Lobby (...)."

Lee Davis, USA:

"Ich glaube, wir können auf Kernenergie verzichten. Diese Energieform ist viel zu gefährlich."

Ulla Schmutzer, Neuseeland:

"Ich finde es schockierend, dass sich die Welt rückwärts zu bewegen scheint. Würde es nicht mehr Sinn ergeben, Energie zu sparen anstatt immer mehr zu produzieren, vor allem mit Hilfe von Materialien, die nicht nur aus Erfahrung gefährlich sind, sondern auch große Mengen von (...) nicht abbaubarem (Atom-) Müll erzeugen. (Der Versuch, d. Red.), den Wohlstand zu erhalten (...) erscheint trivial, wenn man daran denkt, dass die Erde auf der wir leben, dadurch zerstört wird."

Ingo Ganz, Finnland:

"Ja, sehr leicht sogar. Deutschland produziert gegenwärtig soviel Energie, dass es diese exportieren kann. Und dabei sind zwei Atomkraftwerke wegen Reparaturen gar nicht am Netz. Außerdem ist auch die Atomkraft von anderen Ländern abhängig, da Uran importiert wird. Erneuerbare Energien sind hingegen komplett einheimisch und vor allem dezentral. P.S.: Der gesamte Bericht war doch sehr einseitig gehalten. Es war zwar kein Werbespot für Atomindustrie, aber qualitativ hochwertiger Journalismus sieht anders aus. Wichtige Fakten wurden einfach weggelassen oder nur im Nebensatz erwähnt. Da war ich von DW-TV bisher besseres (neutralere Berichte) gewöhnt."

René Junghans, Brasilien:

"Atomkraft ist für Deutschland lebenswichtig, um sich nicht für immer von den unsicheren Energiequellen aus Russland und anderen ölproduzierenden Ländern abhängig zu machen. Man sollte allerdings streng darauf achten, die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten, um eine Katastrophe zu vermeiden. Selbst in Brasilien, wo ausreichend Erdöl vorhanden ist, werden Atomkraftwerke am Leben erhalten und sollen gar weitere gebaut werden. Wenn man versteht, die Atomkraft umweltfreundlich zu produzieren, ist Atomkraft die Zukunft."

Die Redaktion von "Politik direkt" behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.