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Politik direkt Forum vom 26. 03. 2009

2. April 2009

"Soll Gennahrung verboten werden?"

https://p.dw.com/p/HOey
Genmais im LaborBild: Bilderbox

Genmais, Nein Danke! - Streit um die Gentechnik auf deutschen Äckern

Bauer Dennerlein versteht die Welt nicht mehr. Seit Jahren baut er auf seinem Hof in Bayern gentechnisch behandelten Mais an. Und er ist damit zufrieden. Denn die Pflanze ist immun gegen einen gefürchteten Schädling, dessen Raupen ungezüchteten Mais zerfressen. Jetzt muss er sich vielleicht bald wieder nach einer anderen, natürlichen Maissorte umsehen. Das wollen nicht nur grüne Umweltschützer, sondern auch CSU-Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Doch aus der Union kommt Gegenwind, CDU-Forschungsministerin Schavan ist gegen ein Verbot von Genmais.

Unsere Frage lautet:

"Soll Gennahrung verboten werden?"

Antworten unserer Zuschauer:

Herbert Fuchs, Finnland:

"Die Frage ist eigentlich schon völlig überflüssig, weil der Gennahrungsgeist schon lange aus der Flasche entwichen ist. Soweit ich gehört habe, verfüttern die meisten Landwirte an ihre Tiere Genmais, der überwiegend aus Übersee geliefert wird. Wir essen dieses Schweine-, Hühner- oder Rindfleisch. Die meisten Kunden wissen gar nicht so genau, was sie täglich essen. Volle Schiffsladungen aus Übersee mit Genmais, Gensoja etc. werden angelandet und Hauptsache der Futterpreis stimmt für die Landwirte, die sowieso täglich schwer zu kämpfen haben um jeden Cent, um überleben zukönnen. In Zukunft wird sich nach meiner Meinung wohl oder übel die Gennahrung durchsetzen, weil doch die breite Bewölkerung im Grunde dankbar ist, billig und ausreichend mit Lebensmitteln versorgt zu werden. Auch wenn im nachhinein vieles dagegen spricht. Die gesamte Menschheit auf dem Globus wird nicht darum herum kommen."

Adalbert Goertz, USA:

"Gen-Mais sollte erlaubt werden. Die Furcht dagegen ist übertrieben."

George Rodenhurst, USA:

"Wir in den USA haben wirklich keine Ahnung, was wir essen, denn es gibt keinerlei Verbote gegenüber Gennahrung. Jedes Mal, wenn die Wissenschaft vorgibt, das Leben der Menschen zu verbessern, gibt es Nebeneffekte. Denken Sie nur an die Atomenergie. Die Natur baut sich selbst, was sie braucht. Wenn sie schädlingsresistenten Mais bräuchte, denn wäre sie in der Lage den zu 'bauen'. Haben wir wirklich die Welt und die Lebensumstände ihrer Bewohner in den letzten 300 Jahren mit unseren Eingriffen in die Natur verbessert? Ich glaube nicht. Die Devise müsste lauten: Zurück zur Natur – solange wir sie noch haben!"

Karl Heinrich Pflumm, USA:

"Ich glaube, dass Gennahrung nur die 'billige' Lösung der Ernährungsprobleme der Zukunft ist. Der einzig richtige Weg sind Bio-Nahrungsmittel. Als sicher geltende Chemikalien wie Pestizide haben sich relativ schnell als gesundheitsgefährdend herausgestellt. Die Gefährlichkeit von genetisch veränderten Lebensmitteln aber wird man erst nach ein oder zwei Generationen nachweisen können. Man sollte das genau von unabhängigen Wissenschaftlern untersuchen lassen und nicht von solchen, die im Dienst der Gen-Industrie stehen. Für mich gibt es nichts besseres als natürliche Produkte. Die Front verläuft hier zwischen Gier und Integrität."

Lee Davis, USA:

"Ja! Ich denke, man sollte nicht an Mutter Natur herummanipulieren."

Egmont Schleich, Österreich:

"Ja! Es besteht keine Notwendigkeit für Genfood! Es sind doch nur wirtschaftliche Gründe für die Transport- und Lebensmittelindustrie! Einerseits, dass man mehr Gift spritzen kann und andererseits, dass man die Lebensmittel Tausende Kilometer zur Verarbeitung transportieren kann. Das hilft keinem Bauern und Konsumenten!"

Harry Sauer, Dominikanische Republik:

"Ich bin prinzipiell für den Anbau von genetisch modifizierten Nahrungsmitteln, sofern diese zuvor ausreichend erforscht und erprobt worden sind. Prinzipiell ist jede Spezies durch irgendeine zufällige Kreuzung, einen Chromosomenbruch oder ähnliches entstanden. Daher unterscheiden sich Mais, Hafer, Roggen etc. vom Gras. Wenn man mit gezielter Modifikation die Chance hat, den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden zu verringern oder ganz zu vermeiden, sehe ich darin einen großen Vorteil. Immerhin haben diese Stoffe ebenso einen negativen Einfluss auf Gesundheit und Trinkwasser."

Michael Stanek, Brasilien:

"Warum Gentechnik? In der EU werden Überproduktionen vernichtet, um den Preis stabil zu halten. In Afrika sterben Millionen Menschen am Hungertod. Natürliche Lebensmittel reichen heute noch vollkommen aus, um alle Menschen zu versorgen. Man sollte zuerst versuchen, diese Grundversorgung zu sichern bevor man dem lieben Gott ins Handwerk pfuscht. Richtig verteilen und nicht nur immer egoistisch denken mag auch helfen."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Seit die Menschheit anfing Landwirtschaft zu betreiben, wurde in gewisser Hinsicht auch so etwas wie genetische Veränderung gemacht. Natürlich nicht vergleichbar mit den heutigen Möglichkeiten, die – zumindest kurzfristig - ungefährlich sind. Über Langzeitfolgen weiß man natürlich noch nicht viel - das wird noch Jahrzehnte brauchen. Aber auf Dauer wird es nicht zu verhindern sein, es wird sich durchsetzen, wie so vieles Andere sich auch letztlich durchsetzte. Und wegen des Hungers in der Welt wird man ein Risiko eingehen müssen. Natürlich darf man den Lebensmittelproduzenten nicht völlig freie Hand lassen; auf die freiwillige Selbstkontrolle sollte man sich besser nicht verlassen, dafür müssen unabhängige Institute herangezogen werden."

Helge Weyland, Argentinien:

"Manchmal habe ich den Verdacht, dass diejenigen, die sich gegen die Neuheiten der Forschung sträuben, noch von Genomen aus dem 12. Jahrhundert durchwachsen sind und Angst haben, von Genen aus den 21. Jahrhundert infiziert zu werden."

Andrei Bolshoi, USA:

"Ich finde, Gennahrung sollte verboten werden. Schauen Sie nur, was passiert ist, nachdem wir Kühe mit Tiermehl gefüttert haben: Wir bekamen es mit Rinderwahn zu tun. Gennahrung für den Menschen kann noch viel unberechenbarer sein."

Rosemarie Jones, Neuseeland:

"Ich bin gegen den Anbau von genmanipuliertem Mais und allem anderem Planzengut. Wir wissen nämlich noch nicht, 'wo die Reise hingeht'; ein Gift an das Saatgut geben, das Schädlinge nicht vertragen kann, wie sollen wir wissen, was es uns Menschen, auf lange Sicht, antut. Und wenn es einmal im Land ist, verbreitet es sich, und es gibt kein Zurück mehr."

Chris Fonseca, USA:

"Ja zu natürlicher, nein zu genmanipulierter Nahrung! Die natürlichen Genveränderungen kommen von natürlichen Substanzen im Boden und haben sich in vielen Generationen gegen schwächere Gene durchgesetzt. Unsere Landwirtschaft muss sauber bleiben!"

Paul Bredderman, USA:

"Die beste Antwort auf ihre Frage bekommt man, wenn man kühl und rational darüber nachdenkt. Ähnlich wie beim Thema ‚Atomkraft‘ findet man sie nicht in einer aufgeheizten Gefühlsdebatte. Also: Sollten wir nicht versuchen, die möglichen Risiken gegen möglichen Vorteile abzuwägen? Das Schlüsselwort hier ist 'mögliche'. Und das muss in seriösen wissenschaftlichen Versuchsreihen untersucht worden, nicht mit Polemik a la 'Frankenstein-Nahrung' und ähnlichem. Absolute Sicherheit gibt es zwar auch dann nicht, aber die Wissenschaft kann das Risiko minimieren. Man sollte den Verbraucher entscheiden lassen, ob er Gennahrung isst oder nicht; ein Verbot von der Regierung ist nicht der richtige Weg."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Warum? Sind gesundheitliche Schäden aufgrund von Gennahrung bekannt? Wer kann genau sagen, was in der menschlichen Nahrung und im Tierfutter enthalten ist? Wer überwacht die Importe von Nahrungsmitteln und Tierfutter und deren Anbaugebiete im Ausland? Im Laufe der Jahrhunderte, besonders in den letzten Jahren, hat sich so viel in dieser Richtung durch natürliche Züchtung und Auslese verändert, sodass man einen genveränderten Mais praktisch nicht mehr von den natürlich ausgelesenen Sorten unterscheiden kann."

Albert Feucht, USA:

"Über diese Frage kann man sich nur wundern. Es hat doch jeder vom Baby bis zum Greis Baumwolltextilien hautnahe am Körper. Keiner ist bis jetzt an genetisch veränderter Baumwolle krank geworden oder gar gestorben. Und Baumwolle war mit die erste Pflanze die genetisch verändert auf dem Markt war. Man kann nur hoffen, dass es vollends gelingt, Reis noch so zu verändern, dass er mit Meerwasser beregnet werden kann. Denn mit was, sollen sonst 8,5 Mill. Menschen ernährt werden ?"

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Was uns anmacht, sind die Gene.

Jeder davon 'infiziert'.

Kriegen Mutationen 'Beene',

sich der Ausblick kompliziert.

Das Genom desavouiert."

Rolf Bockmuehl, Philippinen:

"In jedem Fall, weil die Spätfolgen unabsehbar sind! Nachdem die Forscher mit der 'Atomkraft' eine Büchse der Pandora (...) öffneten, scheint mir, dass mit Genfood die nächste Welle auf die Welt schwappt, deren Folgen nicht zu übersehen sind. Mit der freiwilligen und unfreiwilligen Aussetzung von Tieren auf artfremdem Boden wurde mehr als gesündigt (siehe Australien, Galapagos-Inseln, Südamerika und mehr), die Folgen spüren wir. Genug der Zukunftsgläubigkeit. Besinnen wir uns auf die Natur und deren Stärke. Vielleicht ist es zur Umkehr noch nicht zu spät. Über die Erderwärmung müssen wir wohl nichts mehr schreiben. Hat's der Mensch nicht weit gebracht? Ja, das kann man sagen! Das ist aus 'Hair'."

René Junghans, Brasilien:

"Ich bin gegen ein Verbot von Gennahrung. Gentechnik bringt meiner Meinung nach viel mehr Vorteile als Nachteile. Die Produkte sind widerstandsfähiger, keine Ungezieferplage mehr und gesundheitlich, glaube ich, bringt Gennahrung keine erkennbaren Nachteile. Jedenfalls hier in Brasilien essen wir alles, was wir im Supermarkt und auf dem Wochenmarkt finden, und da sind wir uns durchaus nicht sicher, ob diese Waren gentechnisch verändert wurden oder nicht. Aber ich kann sagen, bisher bin ich nicht krank davon geworden. Hauptsache ist, es schmeckt gut. Wir pflegen hier in Brasilien zu sagen: 'Was nicht tötet, das macht dick!"

Die Redaktion von ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.