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Politik direkt Forum vom 31. 03. 2008

7. April 2008

"Soll der Staat härter gegen Haschischanbau und -verkauf vorgehen?"

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Haschisch-Plantage bei Aachen (AP Photo/Polizei Aachen)Bild: AP/Polizei Aachen

Informationen zum Thema:

Haschisch - wie Deutschland zu einem Drogenanbauland wird

Unscheinbare, alte Fabriken sind es oder verfallene Schulen. Orte, zu denen die Drogenfahnder in Deutschland immer häufiger gerufen werden. Der Grund: Die Fabriken sind Gewächshäuser für ein ganz besonderes Kraut: Cannabis. Die Modedroge der 70er und 80er Jahre ist noch beliebt, wird aber immer seltener importiert. Ist auch nicht nötig, denn Jahr für Jahr - so schätzen Experten - werden in Deutschland mehrere 100 Tonnen Cannabis illegal produziert. Und die Bundesregierung hat erkannt, dass sie die Gefahren der Droge jahrelang unterschätzt hat.

Unsere Frage lautet:

"Soll der Staat härter gegen Haschischanbau und -verkauf vorgehen?"

Antworten unserer Zuschauer:

Stephan Pabel, Brasilien:

"Nein, staatliche 'Gewalt' gegen illegalen Cannabisanbau in Deutschland hilft nicht! Aufklärung ist besser - und zwar zusammen mit der gesellschaftlich akzeptierten, aber nicht weniger gefährlichen Droge Alkohol! Der Glaubwürdigkeit wegen, die dabei besonders wichtig ist!"

Walter Eschweiler, Peru:

"Man sollte endlich den Drogenhandel unter Auflagen, wie bei Alkohol bzw. Tabak legalisieren. Damit würden die Gewinnmargen sinken und der Reiz des Verbotenen ebenfalls und zwar sowohl für Händler wie für Käufer. Die Mittel, die derzeit für die Drogenbekämpfung eingesetzt werden, könnten und sollten für die Schadensminderung und -linderung verwendet werden. Den Produzenten in Dritte-Welt-Ländern könnte außerdem die Abnahme von größeren Mengen anderer Agrarprodukte helfen."

Joseph Anderson, USA:

"Ich bin der Meinung, dass es dumm ist von Regierungen, Marihuana als Droge einstufen. Marihuana ist im Vergleich zu Zigaretten und Alkohol geradezu harmlos! Ganz zu schweigen von der Inhalation von Klebstoff oder anderen Substanzen. Marihuana ist eine natürliche Substanz, von der nachweislich noch niemand zu Tode kam. Ganz anders als bei Nikotin in Zigaretten, Zigarren- oder Pfeifentabak oder auch Alkohol. Ich habe jedenfalls viele kluge Freunde, die – zum Teil jahrelang – 'verantwortlich' Cannabis konsumiert haben. Die Kriminalisierung von Marihuana bringt mehr Aufregung und soziale Unruhe in die Gesellschaft als der Konsum selbst."

Till Kohler, Deutschland:

"Drogen werden von Menschen und Tieren seit Jahrtausenden konsumiert. Es zu verbieten, bringt wenig und ist nur für die Schattenwirtschaft von Vorteil. Legalisieren und aufklären ist meiner Meinung nach besser. Alles Illegale ist für Jugendliche natürlich viel interessanter als Legales. Nikotinkonsum in Form von Zigaretten ist schädlich, trotzdem rauchen die Menschen weiter. Cannabis ist bei normalem Gelegenheitskonsum nicht problematisch. Man kriminalisiert Tausende von Gelegenheitskonsumenten, die kein Problem haben und bürdet der sowieso schon überstrapazierten und unterbesetzten Polizei zusätzliche Arbeit auf. Legalisiert alle Drogen, kassiert Steuern darauf, betreut die armen Konsumenten, die tatsächlich mit exzessivem Konsum Probleme haben und dreht den Terroristen und Kriminellen Organisationen den Geldhahn auf diese Weise zu! Mit Alkohol und Zigaretten funktioniert es ja auch einigermaßen auf diese Weise."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Seit Jahrzehnten wird aufgeklärt. Nur hat das nichts gebracht: Produzenten, Dealer und Kunden haben lediglich ihre Methoden verbessert. Eigentlich bin ich kein Freund harter staatlicher Maßnahmen; aber manchmal geht es wohl nicht anders. Dass der Besitz geringer Mengen von Haschisch legal ist, kann doch wohl nicht sein! Ich bin außerdem dafür, dass man auch streng gegen Konsumenten vorgeht, denn die sorgen ja dafür, dass auch weiterhin ein Angebot da ist. Und eines darf man nicht vergessen: Aufklärung über Drogenmissbrauch!"

Rolf Bockmühl, Philippinen:

"Das bringt gar nichts. Aufklärung ist das richtige Stichwort – und zwar sachliche Aufklärung! Nur gezielte Aufklärung kann Unwissende davon abbringen, falsch zu reagieren. Gerade strenge Verbote bringen unsere Gesellschaft kaum weiter. Alkohol, die Droge Nr. 1, wird weiterhin freudig 'genossen'! Und Rauchen und andere 'fiese' Drogen wie das Schnüffeln von Leim? Kommt der Staat mit harter Hand dagegen an? Nein! Nur der aufgeklärte Mensch kann sich öffnen und erkennen lernen, was gut und was schlecht für ihn und seine Mitmenschen ist."

Martin Burmeister, Venezuela:

"Ich bin schon lange der Meinung, dass der Staat beim Drogenhandel nicht hart genug durchgreift! Jetzt kommt auch noch der Haschischanbau dazu, und da sollten keine Kosten für die radikale Bekämpfung gespart werden."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Cannabis auf dem Kanapee,

unter der Nase "Koka-Schnee"

und jetzt auch noch das Land "verhanft"?

Kein Wunder, dass das Hirn verdampft.

Trotzdem: Der Heilversuch sei sanft."

Claus Stauffenberg, Australien:

"Die quasi industrielle Herstellung und der Verkauf von Cannabis sollten auf jeden Fall unter die Anti-Drogen-Gesetze fallen. Diese Einzeltäter oder auch Banden verletzten die staatliche Autorität. Ganz anders liegt der Fall bei solchen Leuten, die für den eigenen Bedarf Haschisch anbauen. Sie stellen keine wirkliche Gefahr dar und sollten nicht in einen Topf geworfen werden mit Drogensyndikaten."

Lee Davis, USA:

"Ich weiß wirklich nicht, warum das Thema bei Ihnen so viel Aufregung verursacht. Ich lebe im US-Bundesstaat Oregon. Hier ist der Anbau von Cannabis für medizinische Anwendung legal. Für uns ältere Leute, die wir jetzt in den 60ern und 70ern sind, ist das eine gute Sache. Ich glaube, Cannabis ist kein bisschen schädlicher als Wodka oder Bier. Und die sind ja auch legal."

Die Redaktion behält sich das Recht sinnwahrender Kürzungen vor.