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Politik direkt Forum vom 31. 07. 2008

7. August 2008

"Können große Sportereignisse ein Land politisch verändern?"

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Offizielle Verabschiedung deutscher Olympia-Athleten durch Bundespräsident Horst Köhler (M) am Samstag, 26.07.2008, im Schloss Bellevue in Berlin. Foto: +++(c) dpa - Bildfunk+++Bild: picture-alliance/dpa

Informationen zum Thema:

Deutschland vor Olympia - Was Politiker und Sportler in China erwarten

Am 8. August beginnen die Olympischen Spiele in China. Im Vorfeld hatte es - auch in Deutschland - große Bedenken gegeben, sie an ein autokratisch regiertes Land zu vergeben. Nach dem brutalen Vorgehen der Chinesen gegen Tibeter waren die Ressentiments gegen die politische Führung in Peking hochgekocht. Doch die Lage scheint sich beruhigt zu haben. Welche Erwartungen haben deutsche Politiker, aber auch Sportler vor Beginn der Spiele? Wird Olympia das Reich der Mitte verändern?

Unsere Frage lautet:

"Können große Sportereignisse ein Land politisch verändern?"

Antworten unserer Zuschauer:

Heinz Boschek, Kanada:

"Sportereignisse von internationalem Rang tragen in undemokratischen Regimes zu positiven Veränderungen bei, wenn sie zu einem Zeitpunkt stattfinden, da die politische Situation im Lande insgesamt unhaltbar geworden ist. Beispiel: Internationale Fußballspiele in Prag vor und während des 'Prager Frühlings' 1968. Sitzt die Regierung noch halbwegs sicher im Sattel, stabilisiert ein Sportereignis eher die alten Strukturen. Denn die Erfolge der Sportler dienen dazu, falschen Nationalstolz zu schüren und so von den Problemen abzulenken. China gehört in die zweite Kategorie von Diktaturen."

René Junghans, Brasilien:

"Ich glaube nicht daran, dass die chinesische Regierung sich durch Olympia in irgendeiner Weise beeinflussen lässt. Es ist nichts weiter als eine Riesenpropaganda, um über die diktatorischen, faschistischen Ereignisse im eigenen Land hinwegzutäuschen. China sucht einen Platz in der Weltpolitik, ganz egal um welchen Preis. Man versucht, der Welt vorzutäuschen, dass in Tibet alles in Ordnung ist, dass die Armut in China rasch verdrängt wird, doch man zeigt nicht gerne das wahre Gesicht Chinas, wo die riesige Armut der absoluten Mehrheit Seite an Seite mit riesigem Reichtum einiger Weniger koexistiert. Meiner Meinung nach sollte man Olympia in China boykottieren. Da dies aber leider nicht passiert, sollten die Reporter aus aller Welt das wahre Gesicht Chinas zeigen, um dadurch eventuell zur Demokratisierung des Landes beizutragen (...)."

Gerhard Seeger, Philippinen:

"Einen kleinen Beitrag könnte es vielleicht leisten. Aber ich glaube nicht, dass Sportereignisse wirklich eine politische Lage, nachhaltig beeinflussen oder gar verändern können. So viel ich weiß - ich kann mich irren - ist es auch noch nicht geschehen. Ein Boykott würde auch nichts zum Besseren bringen, könnte sogar von den Diktaturen genutzt werden, Anti-Stimmung gegen die anderen Länder zu schüren."

Erwin Scholz, Costa Rica:

"Sport mag zuweilen Fans erregen.

Doch ein Großmaul zu bewegen,

politisch mehr sich zu bescheiden,

eher lächeln Trauerweiden."

Die Redaktion von ‚Politik direkt‘ behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen.