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Politische Wettervorhersage

Konstantin Klein 2. Januar 2003

Das neue Jahr hat begonnen, und Trendforscher wissen jetzt schon, was es bringen wird. Derartige Vorhersagen sind gelegentlich auf Sand gebaut - weshalb DW-TV-Korrespondent Konstantin Klein sich seine eigenen macht.

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Nach der Wahl ist vor der Wahl. Deshalb läuft sich - gerade mal zwei Monate nach der Kongresswahl - der demokratische Senator John Edwards (wer?) aus North Carolina (wo?) schon einmal warm, im November 2004 zum neuen US-Präsidenten (wie?) gewählt zu werden.

Dabei übersieht Edwards gezielt, dass mit dem liberalen (was?) Senator John Kerry und Howard Dean, dem Gouverneur des noch liberaleren (wie jetzt?) Ministaates Vermont schon zwei prominente Demokraten bereit stehen, gegen den immer noch höchst populären Amtsinhaber George Bush zu verlieren.

Liberalismus (nicht im Sinne von FDP, sondern im Sinne von nicht konservativ) wird auch im kommenden Jahr keine große Rolle spielen im politischen Washington. Dazu sind Hardliner wie Donald "Haifischgrinsen" Rumsfeld oder Condoleezza "kein Grinsen" Rice zu erfolgreich bei den Medien. So erfolgreich, dass beide noch in diesem Leben eigentlich Fernseh-Talkshows moderieren müßten. Moderation, also Mäßigung, ist jedoch ein Fremdwort - nicht nur für Don und Condi.

Überhaupt: die vorhersehbare Wirkung in der Öffentlichkeit wird dafür sorgen, dass Vizepräsident Dick Cheney, der mächtigste Mann, unter dem je ein US-Präsident gedient hat, auch das kommende Jahr vorzugsweise an geheim gehaltenen Orten verbringen wird.

Sein mutmaßlicher Chef hingegen, der Mann aus Texas, wird in den nächsten 365 Tagen vor allem das tun, was er am besten kann (vorbereitete Reden halten), und das, worin er nicht so gut ist (unvorbereitet sprechen), um das Land auf Kurs zu halten.

Nebenfiguren wie Tom Ridge, der Erfinder des Farbcodesystems für Terrorwarnungen, und Colin Powell, der Erfinder der Diplomatie unter Bush, werden im politischen Washington künftig nur deshalb geduldet, weil sie so dekorativ sind, sprich: gut ins Bild passen.

Im Grunde wären die Aussichten für Bush & Co. also glänzend - wenn da nicht noch ein paar kleinere Probleme wären: Die lahmende Wirtschaft, die wachsenden Staatsschulden, Nordkorea, Irak, Osama bin Laden, die Vereinten Nationen. Also alles, was das Leben eines US-Politikers zur Hölle macht.