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Politischer Aschermittwoch gestrichen

9. Februar 2016

Zum ersten Mal seit 1953: Wegen des Zugunglücks fällt der traditionelle Schlagabtausch in Bayern flächendeckend aus. Auch die SPD-Spitze sagt Veranstaltungen ab - aus Respekt vor den Opfern.

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Horst Seehofer beim politischen Aschermittwoch der CSU 2015 in Passau (Archivbild: dpa)
Horst Seehofer beim politischen Aschermittwoch der CSU 2015 in PassauBild: picture-alliance/dpa/P.Kneffel

Der Politische Aschermittwoch in Bayern fällt erstmals aus. Nach dem Zugunglück von Bad Aibling sagten CSU, SPD, Grüne, Linke und weitere Parteien ihre Kundgebungen ab. Auch die CDU verzichtet auf ihre traditionelle Veranstaltung mit Kanzlerin Angela Merkel in Demmin in Mecklenburg-Vorpommern.

Parteiübergreifende Begründung der Absagen ist der Respekt vor den Opfern des Bahnunfalls. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer will an diesem Mittwoch die Unglücksstelle besuchen und mit den Rettungskräften sprechen. "Bayern hat ein Wir-Gefühl, das wir als CSU politisch verkörpern", sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer in Passau. "Diesem Wir-Gefühl tragen wir Rechnung." Die Entscheidung habe Seehofer getroffen. "Dieses Zugunglück ist noch so frisch in unseren Köpfen, dass wir die politische Verantwortung übernehmen und diese Veranstaltung absagen", sagte Scheuer.

Abrechnung in Bierzeltatmosphäre

Der bayerische SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold sagte, der politische Aschermittwoch lebe vom Schlagabtausch der Parteien. "Dafür ist heute und morgen kein Raum." Die SPD sagte auch einen Auftritt des Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Mainz ab. "Für Auseinandersetzungen und Schlagabtausch ist nicht der richtige Zeitpunkt", erklärte die rheinland-pfälzische SPD.

Leerer Veranstaltungssaal der Bayern-SPD vor dem politischen Aschermittwoch in Vilshofen (Archivbild: dpa)
Leerer Veranstaltungssaal der Bayern-SPD vor dem politischen Aschermittwoch in Vilshofen (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/D.Karmann

Der Aschermittwoch in Bayern zählt zu den traditionsreichsten politischen Terminen im Freistaat. Größte Kundgebung ist seit mehreren Jahrzehnten die CSU-Veranstaltung in Passau, die nach Scheuers Angaben bisher noch nie abgesagt wurde. 1953 hatte die CDU-Schwesterpartei unter der Führung von Franz Josef Strauß ihren ersten Aschermittwoch durchgeführt. Der rhetorische Ton auf den Veranstaltungen ist traditionsgemäß rau. Passend zur Bierzeltatmosphäre wird ohne Rücksicht mit dem politischen Gegner abgerechnet.

"Nicht der richtige Zeitpunkt"

Die Grünen teilten mit, die meisten ihrer Veranstaltungen fänden statt. Gestrichen würden aber ein Termin mit dem Bundesvorsitzenden Cem Özdemir im bayerischen Sulzberg und der politische Aschermittwoch der bayerischen Grünen in Landshut, wo Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth als Rednerin vorgesehen war.

jj/wl (dpa, afp)