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Politischer CSD in Berlin

23. Juni 2012

Der diesjährige Christopher Street Day in der Bundeshauptstadt wollte es nicht beim ausgelassenen Feiern belassen. Auch die Diskriminierung von Schwulen und Lesben wurde angeprangert .

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Tausende feiern am Samstag (23.06.2012) in Berlin auf der Parade zum Christopher Street Day (CSD). Mit dem CSD erinnern Schwule und Lesben jedes Jahr an die Polizeieinsätze gegen die Homosexuellen-Szene in New York im Juni 1969. Foto: Maurizio Gambarini dpa/lbn
Deutschland Berlin Parade Christopher Street Day 2012Bild: picture-alliance/dpa

Etwa 700.000 Lesben und Schwule aus ganz Deutschland haben in Berlin am sogenannten Christopher Street Day, kurz: CSD teilgenommen. Teils exzentrisch verkleidet und mit lauter Musik zogen sie durch die deutsche Hauptstadt. Am Straßenrand verfolgten zehntausende Schaulustige das Spektakel mit mehr als 40 Wagen und vielen Fußgruppen. Die Abschlusskundgebung fand am Brandenburger Tor statt.

Wowereit prangert Diskriminierung an

Eröffnet wurde der 34. CSD von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sowie den Botschaftern von Großbritannien und den USA und einem Gesandten der Niederlande. "Solange es Diskriminierung in der Gesellschaft gegen Homosexualität gibt, ist es wichtig, dagegen auf die Straße zu gehen", sagte Wowereit, der sich selbst bereits vor vielen Jahren offen zu seiner Homosexualität bekannt hatte.

Der CSD wurde diesmal politischer gestaltet als in den Vorjahren. Ein Beispiel dafür: Die Straßenparade zog auch an der russischen Botschaft vorbei, um gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben in Russland zu protestieren.

Der Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, Markus Löning (FDP)
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP)Bild: dapd

Scharfe Kritik auch an Situation in der Ukraine

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, kritisierte scharf die Situation für Schwule und Lesben in Russland und der Ukraine. "Ich finde es schockierend, wenn ich lese und höre, was jetzt in St. Petersburg beschlossen worden ist", sagte Löning. Die russische Touristenmetropole hatte kürzlich ein Gesetz erlassen, das "Homosexuellen-Propaganda" unter Strafe stellt. Löning nannte dies "extrem diskriminierend".

Die Lage der Homosexuellen in Russland sei die schlimmste in Europa: "Vor allem, weil die Politik dort diese Musik mitsingt, statt sich dem entgegenzustellen." Aufgabe von Präsident Wladimir Putin und seiner Regierung sei es, sich vor Minderheiten zu stellen und die Menschen zu schützen - "und nicht, sie gesellschaftlich zu ächten, sagte Löning. Auch in der Ukraine sei die Situation nach wie vor sehr schwierig. Dass die Gay Pride im Mai in der Hauptstadt Kiew aus Angst vor Übergriffen abgesagt werden musste, weil die Behörden den Demonstranten nicht genügend Polizeischutz gewährten, sei enttäuschend.

Gedenken an Opfer des NS-Regimes

Politiker und Verbände erinnerten in Berlin auch an die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Homosexuellen. An einer Feier am Homosexuellen-Denkmal nahmen zahlreiche Abgeordnete des Bundestages - darunter auch Vizepräsidentin Petra Pau - sowie Vertreter Berlins und Brandenburgs teil.

Unter den Nationalsozialisten wurden die Strafen gegen Schwule und Lesben erheblich verschärft. Historiker schätzen, dass rund 50.000 Männer zu Haftstrafen verurteilt wurden, mehrere Tausend wurden in Konzentrationslager verschleppt. Auch lesbische Frauen waren Diskriminierungen ausgesetzt.

sti/haz/br (dapd, dpa, epd)