1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Politur für Frau Obama

Jan M. Schäfer23. Juni 2008

Der US-Wahlkampf gewinnt an Fahrt: Barack Obama und John McCain melden sich täglich zu Wort. Sie feilen mit ihren Teams am Image und suchen prominente Fürsprecher. Gut vier Monate Zeit liegen vor ihnen – und viel Arbeit.

https://p.dw.com/p/ENXd
Auch Baracks Frau Michelle steht jetzt unter höchstem DruckBild: AP

Obama schaufelte schon Anfang vergangener Woche Sand in Sandsäcke am Mississippi. McCain besuchte das überschwemmte Gebiet wenige Tage später. Ob es um die neuen Tankflugzeuge für die Armee geht oder um Ölförderung vor der Küste - täglich sind die Kandidaten medial präsent. Die Entscheidung fällt am 4. November, dem Tag der Wahl.

Obama mit hochgekrempelten Ärmeln und Schaufel, Menschen mit Kameras
Obama zeigt Einsatz im Überschwemmungsgebiet in IowaBild: AP

"Es kommt auf das Timing an"

Auch die Frage, welche Gattin die bessere First Lady wäre, beschäftigt die Medien intensiv. In diesem Zusammenhang berichtete etwa die New York Times, dass Obamas Wahlkampfteam zur Zeit dessen Frau Michelle eine leichte Image-Politur verpasse. Der Anwältin wurde vorgeworfen, sie sei nicht patriotisch genug.

"Ganze Stäbe von Mitarbeitern sind mit nichts anderem beschäftigt als damit, die Kandidaten optimal in den Medien zu positionieren", sagt Harald Wenzel vom John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien an der Freien Universität Berlin. Dabei gehe es vor allem um das richtige Timing: Beide Kandidaten müssten ihre zentralen Botschaften genau dann in verschiedenen Medien platzieren, wenn sie, zumindest für eine kurze Zeit, die Aufmerksamkeit ganz für sich hätten, sagt Wenzel. Eine Stellungnahme oder eine Veranstaltung dürfe nicht von einem anderen Ereignis überlagert werden.

McCain, mit Schirmmütze und Sonnenbrille, schüttelt einer Frau die Hand
McCain trifft nach einer Rundreise durch die überflutete Gegend Anwohner in IowaBild: AP

Unentschlossene Wähler

Im Internet bieten Obama und McCain ein großes Aufgebot. Auf johnmccain.com wird der Kandidat in Filmen, Bildern und Texten als tapferer Kriegsveteran mit reicher Erfahrung in der großen Politik präsentiert. Auf barackobama.com wird Obama aufwändig als Visionär in Szene gesetzt, der die Menschen bewegt und den Wandel verspricht. Beide Seiten werben zudem um Spenden für den Wahlkampf.

Gruppenbild: Soldaten, McCain in Schutzweste
McCain besucht im März 2008 amerikanische Truppen im IrakBild: AP

Der Wahlkampf läuft insbesondere für Obama - vor allem wegen der Vorwahlen gegen Hillary Clinton - seit Monaten auf Hochtouren. Derzeit liegt der Demokrat vorn. Nach einer gemeinsamen Erhebung von Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Zogby vom vergangenen Mittwoch (18.06.2008) würde Obama fünf Prozentpunkte mehr erhalten als McCain. Entscheidend sind nun vor allem die Wähler, die sich noch nicht festgelegt haben.

McCain zu liberal?

"Sowohl Obama als auch McCain stehen vor dem Problem, Wählerschaften zu mobilisieren, die ihnen relativ fernstehen", sagt der Soziologe und Amerikawissenschaftler Wenzel. Obama versuche nun, die Unterstützer Clintons zu erreichen. Das seien vornehmlich weiße Arbeiter, Frauen und ältere Menschen. Und dem liberalen Republikaner McCain falle es schwer, den evangelikalen Wählerblock für sich zu gewinnen, der sich einst erfolgreich für George W. Bush stark gemacht habe.

Eine Hilfe für McCain wäre etwa die Fürsprache des Evangelikalen James Dobson, Gründer des einflussreichen Verbandes "Focus on the Family". Der verweigert McCain aber die Unterstützung mit der Begründung, dass er kein Konservativer sei.

Glaubwürdigkeit durch prominente Fürsprecher

Obama und Gore heben grüßend/jubelnd den Arm
Al Gore wirbt für ObamaBild: AP

Obama fand in Al Gore einen prominenten Unterstützer. Der Klimaschützer und frühere Vizepräsident sprach sich in der vergangenen Woche erstmals öffentlich für Obama aus. Vor 20.000 Menschen sagte er in Detroit: "Ich weiß, was John F. Kennedys Inspiration für meine Generation bedeutete, und ich fühle den selben Geist in diesem Auditorium."

Noch hat keiner der Kandidaten gesagt, wen er als Vizepräsidentschaftskandidaten wählen will, der mit ihm gemeinsam als sogenannter "Running Mate" den weiteren Wahlkampf bestreiten wird. Diese Entscheidung könne zu entscheidenden Stimmen verhelfen, sagt Wenzel.

"Zögern aus Kalkül"

Obama werde es leichter haben, etwa mit einem gewerkschaftsnahen "Running Mate" bei weiteren Wählern Stimmen zu gewinnen. Bei McCain werde das aber schwierig. "McCain ist einerseits für viele wählbar, weil er liberal ist", sagt Wenzel. Andererseits sei er aber gezwungen, einen sehr konservativen Kandidaten für die Vizepräsidentschaft aufzustellen, um andere Wählerschichten zu gewinnen. Das könne die Liberalen abschrecken.

Dass die Kandidaten so lange zögerten, die "Running Mates" bekannt zu geben, sei ebenfalls Kalkül, sagt Wenzel. Man warte eben den idealen Zeitpunkt ab.

Das Fernsehduell

Zu weiteren Höhepunkten wird der Wahlkampf Ende August und Anfang September mit den "Conventions" kommen. Wenn die Kandidaten auch schon feststehen, so werden sie doch erst an diesen Parteitagen offiziell nominiert. Die entscheidenden Veranstaltungen werden aber voraussichtlich wieder die obligatorischen Fernsehduelle sein, die sich die Kandidaten in den Wochen vor der Wahl liefern werden.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen