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Polizei erschießt islamistischen Rebellenchef

31. Juli 2009

Der Anführer der islamistischen Rebellen in Nigeria, Mohammed Yusuf, ist erschossen worden. Das staatliche Fernsehen zeigte Bilder der Leiche. Bei den jüngsten Kämpfen waren rund 600 Menschen getötet worden.

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Gefangene Islamisten in Nigeria (Foto: AP)
Gefangene Islamisten in NigeriaBild: AP

Der Polizeichef des Bundesstaates Bono gab im staatlichen Rundfunk bekannt, der 39-jährige Rebellenchef sei in Polizeigewahrsam gestorben. Yusuf war am Mittwoch verhaftet worden, als er zusammen mit 300 Anhängern aus seinem Stützpunkt in der Stadt Maiduguri von Regierungstruppen vertrieben wurde. Nach Polizeiangaben wurde der Vize-Chef der Sekte, Abubakar Shekau, bei den Kämpfen getötet.

Bei den Kämpfen am Donnerstag (30.07.2009) wurden mindestens 300 islamistische Kämpfer getötet, als Regierungstruppen das Hauptquartier und die Moschee der Islamisten in Maiduguri stürmten. Die Welle der Gewalt begann am Sonntag, nachdem die Kämpfer mehrere Polizeiwachen, Kirchen, Gefängnisse und Regierungsgebäude angegriffen hatten. Die islamistische Sekte fühlt sich den afghanischen Taliban verbunden und kämpft für einen islamischen Gottesstaat im Norden Nigerias.

Karte von Nigeria mit den eingezeichneten Provinzen Yobe und Borno, der Stadt Bauchi und der Hauptstadt Abuja (DW-Grafik: Peter Steinmetz)
Bild: DW

Zivilbevölkerung flieht vor den Kämpfen

Die anhaltenden Kämpfe haben nach Angaben von Hilfswerken mehrere tausend Menschen in die Flucht getrieben. Das katholische Missionswerk missio meldete unter Berufung auf örtliche Mitarbeiter, dass viele der Flüchtlinge Zuflucht in Militärbaracken am Rande der Stadt Maiduguri gesucht hätten. "Die meisten von ihnen sind Christen, aber auch viele Muslime befinden sich unter den Flüchtlingen. Ihre Lage ist äußerst kritisch", teilte der Koordinator der Kommission für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung der Diözese Maiduguri, Stephen Dami Mamza, mit. "Es gibt nicht genug Lebensmittel, Unterkünfte, Trinkwasser und Medikamente für die Menschen."

Obwohl gemäßigte Muslime die Attacken der Sekte verurteilt haben und sich die Gewalt bislang vorwiegend gegen die Sicherheitskräfte richtet, befürchten Christen in Nigeria, zur Zielscheibe zu werden. "Viele Kirchen wurden niedergebrannt, zwei Priester und ihre Verwandten getötet", sagte Mamza. Bereits 2006 hatten muslimische Extremisten Kirchen und Häuser von Christen in Maiduguri in Brand gesteckt. Zahlreiche Menschen wurden getötet.

Deutsche Bischöfe verurteilen Gewalt in Nigeria

Die 140 Millionen Einwohner Nigerias sind je zur Hälfte Muslime und Christen. Säkulares und islamisches Recht existieren zum Teil nebeneinander. Während der Norden des Landes muslimisch geprägt ist, leben die meisten Christen im Süden. In den vergangenen zehn Jahren kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Religionen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, verurteilte die Gewalttaten. Er stellte in Bonn zugleich klar, dass er an seiner für den 26. August geplanten Reise in das westafrikanische Land festhalten werde. Er sei dankbar, dass die große Mehrheit der Muslime sich eindeutig von den Extremisten distanziere. Der Erzbischof sagte, Nigeria sei aufgrund seiner reichen Bodenschätze und gleichzeitig bitterer Armut von schweren sozialen und ethnischen Spannungen geprägt, die immer wieder auch religiös aufgeladen würden. Das Land brauche Stabilität. (mm/haz/ap/afp/kna)