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Politik

Polizei: Keine Suizid-Aufrufe in Schmölln

24. Oktober 2016

Drei Tage nach dem Selbstmord eines Flüchtlings in der thüringischen Kleinstadt Schmölln geht die Polizei nicht davon aus, dass ihn Anwohner zu der Tat ermunterten.

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In diesem Plattenbau in Schmölln befindet sich die Flüchtlungsunterkunft
In diesem Plattenbau in Schmölln befindet sich die FlüchtlungsunterkunftBild: picture-alliance/dpa/M. Reichel

Nach den bisherigen Ermittlungen gebe es "keinerlei belegbare Hinweise" für solch eine Aufforderung, sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion in Erfurt. Er berief sich dabei auf Beamte, die an dem Einsatz in Schmölln beteiligt waren, und auf befragte Augenzeugen.

Nach dem Tod des jugendlichen Flüchtlings hatten Berichte über eine mögliche Anstachelung zum Suizid durch Anwohner für Wirbel gesorgt. Schaulustige hätten den Somalier mit Rufen wie "Spring doch" ermuntert, so die Meldungen am Wochenende. Der 17-Jährige war aus dem fünften Stock der Flüchtlingsunterkunft in den Tod gesprungen. 

Thüringens Ministerpräsident Ramelow
Thüringens Ministerpräsident Ramelow Bild: Bongarts/Getty Images

Ramelow bezweifelt Suizid-Aufrufe

Zuvor hatte bereits Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow Berichte über angebliche Aufrufe zur Selbsttötung angezweifelt. Die Rufe hätten sich auf den Zeitpunkt bezogen, als die Feuerwehr längst mit dem Sprungtuch vor der Flüchtlingsunterkunft im Einsatz war, sagte der Politiker der Linkspartei im Deutschlandfunk. Nachbarn hätten den jungen Mann möglicherweise lediglich auffordern wollen, dort hinein zu springen.

Der Somalier war neben dem Sprungtuch auf den Boden geprallt und hatte dabei tödliche Verletzungen erlitten. Der junge Flüchtling war nach Behördenangaben wegen psychischer Probleme in Behandlung. Erst am Freitag, seinem Todestag, war er aus der Klinik entlassen worden. Er wurde in Schmölln in einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut.

"Reflexhafte Verurteilung"

Ramelow beklagte im Zusammenhang mit dem Fall eine "reflexhafte Verurteilung" Ostdeutschlands. Es gebe in den neuen Ländern wie auch in ganz Deutschland ein Problem mit Fremdenfeindlichkeit. Dies sei überhaupt nicht zu beschönigen, betonte der Ministerpräsident. Im Fall Schmölln sei aber "das Stigma Ostdeutschland" sehr schnell "draufgeklebt worden".

wl/kle (dpa, afp)