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Pomp und Polizei für Bush

Daniel Scheschkewitz, Washington DC20. Januar 2005

Am Donnerstag (20.1.) wird zum 55. Mal ein US-Präsident in sein Amt eingeführt. Seit Tagen bereitet sich Washington auf dieses Großereignis vor. Die Dimensionen sollen alles bisherige übertreffen.

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Am Capitol Hill wird Sicherheit groß geschriebenBild: dpa

Andere Städte haben Karnevalsumzüge, Messen oder Parteitage - Washingtons Großereignis findet alle vier Jahre statt, wenn der frisch gewählte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in einer feierlichen Zeremonie offiziell in sein Amt eingeführt wird. Zehntausende von Besuchern aus allen Landesteilen strömen dann in die Hauptstadt am Potomac, um den Präsidenten mit Pomp und manchmal auch Extravaganz zu feiern.

Für 150.000 Dollar können betuchte Gäste ein Exklusiv-Angebot des Ritz Carlton zu diesem Ereignis in Anspruch nehmen. Dafür werden sie mit einem Privatjet nach Washington geflogen und rund um die Uhr mit Kaviar und Champagner bewirtet. In einem anderen Luxushotel Washingtons darf man sich vier Tage lang selbst wie der Präsident fühlen - für 10.000 Dollar gibt es zur Präsidentensuite auch noch zwei Schauspieler, die als "Secret-Service-Agenten" verkleidet die eigene Leibwache simulieren.

Ziviler Ungehorsam

Dabei ist das ganze historisch eigentlich eine zutiefst demokratische Zeremonie - bei der das amerikanische Volk seinem höchsten gewählten Repräsentanten den Schwur auf die Verfassung abnimmt. Auch die anschließende Rede des Präsidenten hat geschichtliche Tradition.

Doch zu Beginn von Präsident Bushs zweiter Amtszeit ist die amerikanische Gesellschaft tief gespalten. Über 40 verschiedene Protestgruppen haben für den 20. Januar 2005 zu Kundgebungen, Märschen und Aktionen zivilen Ungehorsams aufgerufen. Die Protestaktionen sollen möglichst friedlich und phantasievoll verlaufen. An der Pennsylvania Avenue, auf der die Präsidentenkarawane bei der Rückkehr vom Kapitol vorbeikommt, wollen die Demonstranten Bush in einer symbolischen Geste demonstrativ den Rücken zudrehen.

Die Kosten trägt die Stadt

Die Anti-Bush-Aktivisten wollen sich auch durch die enormen Sicherheitsvorkehrungen nicht abschrecken lassen. Bei dieser ersten Amtseinführung seit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 werden rund 10.000 Polizisten und Angehörige des Militärs im Einsatz sein. Jeder der geschätzten 250.000 Besucher wird spezielle Sicherheitskontrollen passieren müssen und am Himmel über der US-Hauptstadt werden Black-Hawk-Hubschrauber und Kampfflugzeuge patrouillieren. Der zivile Luftverkehr über Washington unterliegt an diesem Tag besonders scharfen Einschränkungen.

Die gesamten Feierlichkeiten sollen die Rekordsumme von 40 Millionen US-Dollar kosten. Das meiste wird durch Spenden großer Industriefirmen finanziert. Für die Kosten der enormen Sicherheitsvorkehrungen muss allerdings die Stadt Washington aufkommen, vielleicht als Strafe - denn die Bürger der Hauptstadt hatten zu über 80 Prozent für Bushs Gegenkandidaten John Kerry votiert.