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Pop oder Klassik?

6. August 2009

David Garrett gilt als schnellster Geiger der Welt, sieht gut aus und kombiniert Klassik mit Pop. Im Gespräch erklärt er, warum er Jugendliche unbedingt für klassische Musik begeistern will - und wie es ihm gelingt.

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Der Violinist David Garrett Foto: dpa/Britta Pedersen
Klassik gegen den Strich? Super-Geiger David GarrettBild: picture-alliance/ ZB

Deutsche Welle: David Garrett, Ihr Erfolg äußert sich nicht nur in zahlreichen Konzertauftritten, sondern auch darin, dass Sie kaum noch unerkannt durch Berlin, Köln oder Frankfurt spazieren können. Wie fühlen Sie sich mit dieser Popularität?

David Garrett: Man lernt natürlich viele Leute kennen, die sich des Erfolges wegen mit mir umgeben. Aber man muss natürlich wissen, dass die nicht mehr da sein werden, falls der Erfolg mal ausbleibt.

Während Nigel Kennedy in den 80er Jahren als Punk-Geiger Furore machte, gelten Sie eher als Pop-Geiger, der vorwiegend ein Publikum zwischen 12 und 20 Jahren anspricht und für klassische Musik begeistert. Sehen Sie darin Ihre Mission?

Mission klingt ein bisschen übertrieben. Ich will eher den Leuten ein gutes Gefühl in den Konzerten vermitteln. Ich glaube, dass die klassische Musik in den letzten Jahrzehnten ein bisschen darunter gelitten hat, dass sie zu sehr im Elfenbeinturm stattgefunden hat und dass der Bezug zum täglichen Leben gefehlt hat. Deshalb muss man junge Leute erst wieder an die Klassik heranführen und ihnen eine Möglichkeit geben, entspannt im Konzert zu sitzen.

Ihr Vater ist Deutscher, Ihre Mutter Amerikanerin – in welcher Kultur fühlen Sie sich mehr zu Hause?

David Garrett Foto: Jens Ressing/ dpa
Pop-Ikone? Klassikstar?Bild: picture-alliance/ dpa

Ich glaube nicht, dass ich mich irgendwo mehr zu Hause fühle. Ich bin mittlerweile gleichermaßen in Deutschland wie in den USA zu Hause, und ich freue mich immer wieder, hin und her zu fliegen. Es ist schon etwas Besonderes und eine große Ehre, dass ich das aus Berufsgründen so machen darf.

Mit 13 Jahren haben Sie Ihre erste CD aufgenommen. Auf dem Cover sind Sie in einem schwarzen Anzug zu sehen, allerdings wirken Sie darin ziemlich unglücklich.

Es war damals natürlich noch alles etwas fremdbestimmt. Aber mittlerweile bin ich so in der Materie drin, dass ich – und das ist ja das Tolle – sagen kann, das gefällt mir, das möchte ich haben, und dann macht die Sache auch mehr Spaß.

Die Befreiung vom Wunderkind-Image hat vor allem bewirkt, dass Sie sich der Pop-Musik zugewandt haben: Sie haben Titel von Michael Jackson arrangiert und eigene Musik komponiert. Haben Sie da Vorbilder?

Im Klassik-Bereich sind das Geiger wie Nathan Milstein, der Dirigent Arturo Toscanini und der Pianist Arthur Rubinstein. Im Pop-Bereich natürlich Größen wie Pink Floyd und Jimmy Hendrix. Und bei den neueren Sachen finde ich Green Day ganz gut - aber da gibt's viele Vorbilder.

David Garrett Foto: Britta Pedersen/dpa
Unter einem Hut: Lifestyle und KunstBild: picture-alliance/ ZB

In den letzten Monaten waren Sie fast ununterbrochen auf Tournee, da bleibt keine Zeit fürs Private. Aber wenn Sie in Ihrer Freizeit Musik hören, welche ist das dann?

Ich höre super gerne Rachmaninow, der hat aber leider nichts für Geige geschrieben. Ich bin ein ganz großer Fan der Spätromantik, von Tschaikowsky auch. Das liegt mir einfach im Blut, weil das unglaublich leidenschaftliche Musik ist.

Wo sehen Sie Ihr Foto lieber – auf einer Pop-Zeitschrift für Jugendliche oder in einer Klassik-Zeitschrift für’s traditionelle Konzertpublikum?

Ich sehe es sehr gern in beiden, weil ich glaube, dass heutzutage beides unglaublich wichtig ist. Und wenn man beides hinbekommt, dann hat man den richtigen Weg eingeschlagen.

Das Gespräch führte Claus Fischer

Redaktion: Aya Bach