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Popkomm wegen Internet-Piraterie abgesagt

19. Juni 2009

Die Musikbranche hat eine ihrer wichtigsten Messen abgesagt: Die für September geplante Popkomm in Berlin fällt aus - wegen geringer Anmeldezahlen und aus Protest gegen die Internetpiraterie.

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Popkomm-Flaggen
Die Popkomm-Flaggen werden dieses Jahr nicht in Berlin wehenBild: Popkomm 2008
Musikmanager Dieter Gorny (Foto: dpa/Tagesspiegel)
Musikmanager Dieter Gorny gibt den Internetpiraten die Schuld an der Absage der PopkommBild: picture-alliance / Tagesspiegel

Der Gründer der Messe und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Dieter Gorny, erklärte zu der Absage am Freitag (19.06.2009) in Berlin, die digitale Krise schlage voll auf die Musikbranche durch. Zu viele illegale Downloads von Musikstücken oder ganzen Alben im Internet sowie illegale Tauschbörsen führten dazu, dass die Produzenten und Recordlabels immer weniger Geld einnähmen. Daher könnten es sich viele Unternehmen der Branche einfach nicht mehr leisten, an der Popkomm teilzunehmen. Nach Angaben der Berliner Messe hätte sich bis jetzt schon ein Rückgang der Fachbesucherzahl um 40 bis 50 Prozent abgezeichnet. Bereits im Jahr 2008 habe man mit einem Einbruch von 20 Prozent zu kämpfen gehabt. Auch ein geplantes Festival ist abgesagt.

Forderung nach härterem Vorgehen gegen Internetpiraterie

Laut Gorny ist die Absage der Popkomm auch als Aufforderung an die Politiker zu verstehen, die zahlreichen und immer mehr zunehmenden Verstöße gegen das Urheberrecht schärfer zu ahnden. Diese Internetpiraterie treffe vor allem die kleinen Recordlabels und Musikproduzenten, wogegen die Großen der Branche den Diebstahl geistigen Eigentums im Netz bisher noch ganz gut wegstecken könnten. Aber da 95 Prozent der Aussteller auf der Popkomm traditionell kleinere Betriebe seien, hätte man einfach keine richtige Messe hinbekommen können.

Diskussion um Datenklau

Tonträger in einem Schaufenster (Foto: AP)
Immer mehr Tonträger werden über das Internet illegal kopiertBild: AP

Gorny verwies darauf, dass diese Woche auch Bundespräsident Horst Köhler sowie Kulturstaatsminister Bernd Neumann sich deutlich für einen besseren Schutz der geistigen Urheberschaft im Internet ausgesprochen hätten. Mit der überraschenden Absage der Popkomm wolle der Bundesverband Musikindustrie die Diskussion noch weiter ankurbeln und Tempo machen, damit jetzt bald eine klare Regelung gegen den Daten- und Musikklau im Netz gefunden und umgesetzt werde. Wenn man noch länger warte, dann stünden Arbeitsplätze in der Branche auf dem Spiel und die kulturelle Vielfalt gehe verloren.

Einmalige Absage

Der Popkomm-Gründer verwies darauf, dass der Ausfall der Musikmesse auf keinen Fall etwas mit dem Standort Berlin zu tun habe, genausowenig wie mit der Messeveranstaltung selbst. Deswegen sei diese Absage auch ein einmaliger Fall, und bereits im nächsten Jahr 2010 werde man mit einer neuen und guten Popkomm wieder in Berlin an den Start gehen. Der Treff der Musikbranche findet seit 2004 in der Hauptstadt statt, davor war er in Köln. (bu/gri/dpa/AP)