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Porsche will Kontrolle

26. März 2007

Endgültige Übernahme der Kontrolle bei VW durch Porsche: Der Sportwagenbauer stockt seinen Anteil am Volkswagenkonzern auf 31 Prozent auf. VW begrüßte den Vorstoß.

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Ein Porsche Boxter hinter einem VW-Beetle, Quelle: AP
Ein Porsche Boxter hinter einem VW-BeetleBild: dpa - Bildfunk

Der Sportwagenbauer Porsche will mit einer Erhöhung seiner VW-Beteiligung seine Macht bei Europas größtem Autobauer ausbauen. "Der Vorstand der Porsche AG hat heute eine Option auf Erwerb von 3,6 Prozent Stammaktien der Volkswagen AG ausgeübt", teilte Porsche am Montag in Stuttgart mit. Damit wird sich die Beteiligung wie am Samstag nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung angekündigt, von derzeit 27,3 Prozent auf über mehr als 30 Prozent erhöhen.

Mit der Überschreitung von 30 Prozent übernimmt Porsche nach dem Aktienrecht die Kontrolle in Wolfsburg und muss allen anderen VW-Aktionären ein Pflichtangebot machen. Porsche will ihnen nach Angaben vom Samstag aus Stuttgart knapp 101 Euro pro VW-Stammaktie zahlen: Der VW-Aktienkurs lag am Freitag über 117 Euro.

"Wir wollen die Mehrheit nicht"

Ein Sprecher des Konzerns sagte aber auf Anfrage, Porsche strebe keine Mehrheit von über 50 Prozent und keine komplette Übernahme an. "Wir wollen die Mehrheit im Moment nicht", sagte Porsche-Sprecher Anton Hunger der Nachrichtenagentur AP. Ziel sei ein Anteil von 31 Prozent. Mit dem Schritt über 30 Prozent wolle sich das Unternehmen Handlungsfreiheiten sichern.

Der Vorstandsvorsitzende der Porsche AG, Wendelin Wiedeking
Der Vorstandsvorsitzende der Porsche AG, Wendelin WiedekingBild: AP

Porsche will zudem im Rahmen des Pflichtangebots lediglich den gesetzlich festgeschriebenen Mindestpreis anbieten, der sich nach Angaben des Stuttgarter Unternehmens für die VW-Stammaktien voraussichtlich auf 100,92 Euro beläuft. Für die VW-Vorzugsaktien gelte der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu berechnende Mindestpreis. Der aktuelle VW-Aktienkurs lag am Freitag bei 117,70 Euro. Ein Aufschlag auf den Mindestpreis sei nicht angemessen, da sich der Kurs der Stammaktien seit dem Einstieg von Porsche mehr als verdoppelt und der der Vorzugsaktien annähernd vervierfacht habe, erklärte der Sportwagenbauer. Falls unerwartet doch alle VW-Aktionäre ihre Anteile bei Porsche einreichen würden, kämen Kosten von 35 Milliarden Euro auf Porsche zu.

Der Volkswagenkonzern begrüßte den Porsche-Vorstoß. "Eine stabile Aktionärsstruktur ist für das langfristig angelegte Automobilgeschäft sehr wichtig", sagte Vorstandschef Martin Winterkorn. Porsche will nach Ansicht von Firmenkennern mit der Aufstockung bis zur VW-Hauptversammlung am 19. April in Hamburg endgültig klarstellen, wer bei VW das Sagen hat. Bei dem Treffen soll VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Großaktionär Ferdinand Piëch wiedergewählt werden. Piëch gilt als Hauptmotor hinter dem im Jahr 2005 begonnenen Porsche-Engagement bei VW. Er ist der Enkel von Porsche-Gründer und VW-Käfer-Konstrukteur Ferdinand Porsche und führte VW zehn Jahre als Vorstandsvorsitzender, ehe er 2002 den Aufsichtsratsvorsitz übernahm.

VW-Gesetz auf der Kippe

Porsche geht davon aus, dass der Europäische Gerichtshof die Rechtswidrigkeit des VW-Gesetzes feststellen und die Bundesregierung so zu einer Änderung oder Abschaffung des Gesetzes veranlassen wird. Das 1960 im Rahmen der Privatisierung des Konzerns in Kraft getretene VW-Gesetz räumt dem Land Niedersachsen eine starke Position ein und beschränkt die Stimmrechte anderer Eigner. Kritik richtet sich vor allem gegen den Passus, mit dem die Stimmrechte jedes Aktionärs auf maximal 20 Prozent begrenzt sind, selbst wenn er mehr Anteile hält.

Der Porsche-Vorstand betrachtet die beabsichtige Aufstockung nach eigenen Angaben zudem als "logischen Schritt", um die weltweiten Herausforderungen im Automarkt noch besser bewältigen zu können. Er sei der festen Überzeugung, dass die fachliche und strategische Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen für beide Partner Vorteile bringe. Dies gelte besonders vor dem Hintergrund des Rationalisierungs- und Konsolidierungsdrucks in der weltweiten Automobilindustrie. Porsche will zudem nach eigenen Angaben eine Holding-Struktur errichten, um die operativen Geschäfte von der Beteiligungsverwaltung zu trennen. Der Vorstand betonte in diesem Zusammenhang: "Porsche bleibt Porsche" (stu/stl)