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Knapp unter der Schmerzgrenze

12. Januar 2011

Portugal muss für lang laufende Staatsanleihen 6,7 Prozent Zinsen zahlen. Das ist etwas weniger als erwartet. Das Land bleibt unter Druck, will aber nicht unter den EU-Rettungsschirm.

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Eine portugiesische Euro-Münze im Griff einer Rohrzange (Foto: Detlef Fotelia.com)
Portugal fest im Griff der FinanzmärkteBild: Detlef - Fotolia.com

Die portugiesische Schuldenagentur teilte am Mittwoch (12.01.2011) mit, sie habe 1,25 Milliarden Euro an neuen Staatsanleihen auf den Kapitalmärkten verkauft. Die Nachfrage sei größer als das Angebot gewesen. Für lang laufende Anleihen bis 2020 muss das klamme Portugal 6,716 Prozent Zinsen an die Anleger zahlen. Das ist etwas weniger als von Experten erwartet worden war. Die Schmerzgrenze liegt nach Aussagen von Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos bei sieben Prozent. Vor dem Wochenende hatte der Zinssatz sogar über sieben Prozent gelegen. Das hatte Spekulationen genährt, Portugal müsse in Kürze den Rettungsschirm der Europäischen Union beanspruchen, um sich frisches Geld preiswerter beschaffen zu können. Der Rettungsschirm in Luxemburg würde nur etwa 5,5 Prozent Zinsen verlangen.

Olli Rehn EU-Währungskommissar (Foto: AP)
EU-Kommissar Rehn will Rettungsschirm vergrößernBild: AP

Finanzminister zufrieden

Der portugiesische Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos sagte nach dem Verkauf der Staatsanleihen: "Dies ist ein Erfolg, wir sehen keinen Anlass, unsere Finanzierungsstrategie zu verändern."

Für kürzer laufende Staatsanleihen musste Portugal den Anlegern eine Rendite von 5,4 Prozent bieten. Das ist etwas mehr als ursprünglich geplant war. Viele Volkswirte in den großen Bankhäusern gehen davon aus, dass Portugal auch nach der erfolgreichen Platzierung seiner Anleihen weiter unter Druck bleibt und irgendwann den Rettungsschirm in Anspruch nehmen muss, melden Nachrichtenagenturen.

Rettungsschirm könnte aufgespannt werden

Aus Kreisen der Europäischen Union heißt es seit Tagen, die EU bereite Notkredite von 50 bis 100 Milliarden Euro für Portugal vor. So sollen die Spekulationen gegen das Euro-Land unterbunden werden. Portugals Ministerpräsident Jose Socrates hatte noch am Dienstag (11.01.2011) darauf bestanden, dass sein Land keine Hilfe von außen brauche. Der Staatshaushalt sei auf dem Weg der Konsolidierung und die Neuverschuldung innerhalb des geplanten Rahmens. Portugal hatte seine Staatsausgaben gekürzt, wie es von der Europäischen Kommission verlangt worden war. Die Wirtschaftsleistung wächst wieder leicht.

Portugals Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos (Foto: picture alliance / dpa))
Finanzminister Teixeira ist erleichtert - vorerstBild: picture alliance / dpa

Offiziell weist die EU-Kommission alle Mutmaßungen zurück, über Hilfen für Portugal werde bereits verhandelt. Währungskommissar Olli Rehn sagte nach dem erfolgreichen Verkauf der Staatsanleihen in Brüssel, Portugal befinde sich auf einem insgesamt guten Weg.

Am kommenden Montag (17.01.2011) wollen die Finanzminister der 17 Euro-Länder über die Lage in Portugal und eine Aufstockung des gemeinsamen Rettungsschirms beraten. EU-Währungskommissar Olli Rehn möchte den Rettungsschirm stark vergrößern, um den Finanzmärkten zu demonstrieren, dass die EU kein Mitgliedsland pleite gehen lassen wird. Zurzeit umfasst der Rettungsschirm der EU und des Internationalen Währungsfonds 750 Milliarden Euro.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte nach einem Gespräch mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in Berlin, Europa brauche eine besser abgestimmte Wirtschafts- und Finanzpolitik, um mit der Schuldenkrise fertig zu werden. Merkel tritt für einen permanenten Rettungs-Mechanismus ein, lehnt gemeinsame Staatsanleihen der starken und schwachen Euro-Staaten aber als zu teuer für Deutschland ab.

Autor: Bernd Riegert, dpa, afp, Reuters
Redaktion: Fabian Schmidt