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Positiver Afro-Hop aus dem Senegal

11. November 2010

Reggae, HipHop und traditionelle westafrikanische Klänge - Daara J Family aus dem Senegal wagen eine wilde Musikmischung, nennen das Ganze "Afro Hop" und haben damit Erfolg. Ihre Tourneen führen sie durch die ganze Welt.

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Erfolgreiches Duo: N'Dongo D und Faada Freddy (Bild: Wrasse Records)
Erfolgreiches Duo: N'Dongo D (links) und Faada Freddy von Daara J FamilyBild: Wrasse Records

Steh auf und änder' dein Leben – so könnte man die Botschaft von "Tomorrow" zusammenfassen. Rapper N’Dongo D und Sänger Faada Freddy haben damit einen Hit gelandet. Im Senegal läuft der Song ständig im Radio und dröhnt in den vielen Clubs und Diskotheken fast in einer Endlosschleife aus den Boxen.

In einem Land, in dem die Jugendarbeitslosigkeit enorm hoch ist und wo sich die meisten Jugendlichen mit Aushilfsjobs durchschlagen müssen, hat der Song eine ganz besondere Bedeutung. "Viele Jugendliche sind zu lax. Die geben einfach nur dem Staat die Schuld", sagt Sänger Faada Freddy, und spielt nachdenklich mit seinen langen Dreadlocks. "Die verbringen ihre Zeit mit Tee trinken und rauchen. Wir sagen uns: Auch wenn man nur einen ersten Schritt geht – eines Tages erreicht man sein Ziel." Das Wichtigste sei, aufzustehen und mit etwas anzufangen, sagt der Musiker.

Schule des Lebens

Aus eigenem Antrieb etwas zu lernen – für Daara J Family ist das ein ganz wichtiges Thema. Der Bandname "Daara J" heißt auf Wolof, der senegalesischen Verkehrssprache, "Schule des Lebens". Und "School of Life" heißt auch das neue Album der Band. Anders als für die meisten westafrikanischen Musiker geht ein gesellschaftlicher Wandel für Daara J Family von jedem Einzelnen aus und erst danach von den Machthabern und Regierungen.

"Ich glaube es ist wichtig, dass sich die jungen Afrikaner sagen, jeder muss erstmal seine eigenen Sachen in Ordnung bringen, bevor man sagen kann, meine Zukunft liegt in den Händen eines Präsidenten oder einer Regierung", sagt N'Dongo. "Wir von Daara J Family suchen nach Lösungen. Jahrelang haben wir alle ständig das System kritisiert. Jetzt müssen wir endlich Lösungen finden. Und diese Lösungen kommen von uns selbst. Die Afrikaner müssen aufstehen und etwas tun. Letztendlich hat man die Regierung, die man verdient."

Cover School of Life (Bild: Wrasse Records)
"School of Life" - Platte mit vielen Lebensweisheiten

Daara J Family suchen also nach Lösungen für die Probleme in ihrer Heimat. Eine ihrer Antworten auf die vielen alltäglichen Schwierigkeiten in ihrer Heimat: Bleib positiv. Und in dem Song "Positif" geben sie diese Antwort gleich in mehreren Sprachen: Daara J Family singen auf Wolof, Französisch und Englisch.

Optimismus aus Lösung

"Wenn du positiv bleibst kann dich nichts aufhalten", heißt es in dem Gute-Laune-Song. Für Daara J Family jedenfalls hat das Motto bisher gut funktioniert: N’Dongo und Faada Freddy reisen für ihre Konzerte durch die ganze Welt, ihre CDs gehen in mehr als 20 Ländern über die Ladentheke. Und Faada Freddy schafft es, irgendwie alles ins Gute zu drehen.

Zum Beispiel 50 Jahre Unabhängigkeit von Frankreich. Was es da zu feiern gibt? "In erster Linie müssen wir feiern, dass die Unabhängigkeit neu diskutiert wird", sagt Faada Freddy. "Dass die Afrikaner sich fragen, sind wir wirklich unabhängig?" Um afrikanische Probleme zu lösen, riefen die Afrikaner oft nach europäischen Lösungen und nicht nach afrikanischen, erklärt der Sänger. Das zeuge nicht von Freiheit und Unabhängigkeit. "Das was Afrika beschmutzt, ist die Politik. Man muss einfach mit der Politik aufhören und nur noch für die Entwicklung sorgen. Jetzt brauchen wir junges Blut, eine neue Generation von Aktivisten. Wir brauchen Leute, die einen gewissen Patriotismus haben. Die wollen, dass die Bevölkerung genug zu essen hat, dass sie Zugang zu Bildung hat und zum Gesundheitssystem."

Die Musik von Daara J Family - ein Appell an die Eigeninitiative, ein Aufruf zum sozialen Wandel. Die Musiker von Daara J Family tragen in ihrem Umfeld mit kleinen Schritten zu diesem Wandel bei: In ihrem Musikstudio in Dakar und bei ihren vielen Konzerten im Senegal finden rund 20 junge Senegalesen regelmäßig Arbeit. Ein erster Schritt aus der sozialen Misere.

Autorin: Christine Harjes

Redaktion: Dirk Bathe