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Post-Tochter macht Leipzig zu ihrem Drehkreuz

Henrik Böhme9. November 2004

War es Zufall oder Absicht? Am 15. Jahrestag des Mauerfalls gab die Deutsche Post AG bekannt: Leipzig wird zum neuen Hauptumschlagplatz ihrer Logistik-Tochter DHL. Das soll der Region Tausende Arbeitsplätze bescheren.

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Künftig mehr Betrieb: Flughafen Leipzig-HalleBild: dpa Zentralbild

In Leipzigs Rathaus dürften die Sektkorken geknallt haben. Wieder einmal haben es die Stadtväter geschafft, eine bedeutende Investition an Land zu ziehen. Mit der Entscheidung des Logistik-Unternehmens DHL, das europäische Drehkreuz im Norden der sächsischen Messestadt anzusiedeln, ist ihnen ein neuerlicher Coup gelungen. "Wir sind aus dem Häuschen. Wir haben heute die Champagner-Flaschen aufgemacht und sind ganz froh, dass die DHL das Vertrauen in die Region Leipzig-Halle gibt", jubelte Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee.

Deutsche Paketpost heißt jetzt DHL
Logistik-Tochter DHLBild: AP

Die Sachsen hatten am Ende noch zwei ernsthafte Konkurrenten, den französischen Flughafen Vatry nordöstlich von Paris und den Airport in Brüssel. Die Belgier aber waren schon vor einigen Tagen aus dem Rennen, weil sich DHL nicht mit den dortigen Behörden über die notwendigen Nachtflüge einigen konnte. Leipzig hingegen stehe für einen uneingeschränkten 24-Stunden-Betrieb - so hatte zu diesem Zeitpunkt schon die Deutsche Post als Mutterkonzern von DHL anklingen lassen, wie eine Entscheidung aussehen könnte. Zudem seien in Leipzig qualifizierte Arbeitskräfte verfügbar, und es gebe eine nachhaltige Unterstützung durch die Stadt, den Freistaat Sachsen und auch durch die Bundesregierung. Beihilfen in Höhe von 70 Millionen Euro hatte die EU-Kommission erst kürzlich für den Standort Leipzig genehmigt.

Musterregion im Osten

Die Region Leipzig-Halle - beide Städte liegen nur knapp 35 Kilometer auseinander, gehört zu den wirtschaftlichen Leuchttürmen in Deutschlands Osten. Der internationale Flughafen wird stetig ausgebaut und hat bereits jetzt Kapazitäten von dreieinhalb Millionen Passagieren pro Jahr. Gelegen an einem Autobahnkreuz, haben sich in unmittelbarer Nähe unter anderem zwei deutsche Autokonzerne angesiedelt: Porsche lässt hier den Geländewagen Cayenne zusammen bauen, und BMW errichtet derzeit ein Werk, dass im März 2005 eröffnet werden soll. Außerdem hatte vor Jahren schon der Versandhauskonzern Quelle ein riesiges Logistik-Zentrum auf dem Areal errichtet - gleich neben den modernen Hallen der neuen Leipziger Messe.

Tiefensee zieht ein positive Bilanz, erinnert aber daran, dass die Arbeitslosigkeit in der Region um Leipzig immer noch bei über 18 Prozent liege. Die positiven Auswirkungen der Firmenansiedlungen würden erst in fünf bis zehn Jahren zu spüren sein.

Simples Erfolgsrezept

Das neue Logistik-Drehkreuz von DHL bringt der Region einen neuen Schub. Denn zum einen will der Konzern 300 Millionen Euro investieren. Gerechnet wird mit bis zu 3500 neuen Arbeitsplätzen direkt bei DHL, weitere 7000 Jobs bei Dienstleistungs-Unternehmen in der Region.

Das Erfolgsgeheimnis der Leipziger Stadtväter ist vergleichsweise einfach: Sie gehen auf die Wünsche der Investoren ein, verzichten auf unnötige bürokratische Hürden und entscheiden schnell über Baugenehmigungen. Das hat sich herum gesprochen. Eine Umfrage des renommierten Allensbach-Instituts für Demoskopie unter 2500 mittelständische Unternehmen kam zu dem Schluss: Leipzig ist die unternehmerfreundlichste Stadt Deutschlands.