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Reißleine gezogen

10. November 2008

Die Deutsche Post AG will mit einer Rosskur ihr kriselndes US-Geschäft sanieren und dort knapp 15.000 Stellen streichen. Wegen des Umbaus wird die Post erstmals seit ihrem Börsengang im Jahr 2000 rote Zahlen schreiben.

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Post-Chef Frank Appel (Quelle: AP)
Post-Chef Frank Appel will den Konzern "in schwieriger Zeit wetterfest" machenBild: AP

Die Deutsche Post AG steigt nach Milliarden-Verlusten aus dem inner-amerikanischen Express-Geschäft von DHL aus. Damit verbunden ist der Abbau von etwa 14.900 Arbeitsplätzen, teilte der Logistikkonzern am Montag (10.11.2008) in Bonn mit.

Nicht betroffen von den Einschnitten ist das Logistik-Geschäft, das von DHL in den USA und von dort aus auch weltweit betrieben wird. Zur Logistik zählen Luft- und Seefracht sowie Lagerungs- und Lieferdienste für Unternehmen.

Die Flotte der DHL (Quelle: AP)
Die Flotte der DHL - Stellenabbaupläne der Post waren sogar Thema im US-Wahlkampf gewesenBild: AP

Von rund 18.400 Beschäftigten bei DHL-Express in den USA wird die Post nach dem Einschnitt nur noch 3000 bis 4000 behalten. Alle rein nationalen Sortieranlagen werden geschlossen. Die operativen Kosten verringern sich nach Angaben der Post damit von derzeit 4,2 Milliarden auf 770 Millionen Euro. Weitere Streichungen sollen bei Partnerunternehmen hinzukommen.

2008 wird ein Verlustjahr

Die Restrukturierung werde über zwei Jahre laufen und rund drei Milliarden Euro kosten. Der Löwenanteil werde noch in diesem Jahr verbucht.

Die höheren Kosten für den Ausstieg aus dem nationalen Geschäft in den USA sowie "andere Einmaleffekte infolge des wirtschaftlichen Abschwungs" werden der Post AG im laufenden Jahr voraussichtlich einen Verlust einbringen, sagte Postchef Frank Appel.

Abkehr von ehrgeizigen Plänen

Appels Vorgänger Klaus Zumwinkel hatte den Staatsmonopolisten Ende der 1990er-Jahre zu einem weltweit agierenden Logistik-Riesen umgebaut. 1998 war die Post bei DHL eingestiegen und hatte sich die Tochter 2002 vollständig einverleibt. 1999 hatte der Konzern in den USA zudem Air Express International geschluckt, 2003 folgte die Übernahme von Airborne Express.

Der Versuch, den Platzhirschen UPS und FedEx in ihrem Heimatmarkt Konkurrenz zu machen, scheiterte aber. Qualitätsprobleme verärgerten zunächst die Kunden. Als diese behoben waren, sorgte die beginnende Rezession in den USA für neue Verluste.

Die Post hat in den vergangenen Jahren rund fünf Milliarden Euro in dem Markt verloren. Im laufenden Jahr sollen die Verluste im US-Expressgeschäft vor Einmalkosten voraussichtlich 1,2 Milliarden Euro betragen. (kas)