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Presseschau von Freitag, 15. November

Herbert Peckmann14. November 2002

Zugeständnisse aus Bagdad / Bin Laden droht wieder / Rekordverlust bei Telekom

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Die offizielle Zustimmung des Irak zur Abrüstungsresolution, die neuen Drohungen des Extremistenführers Osama Bin Laden und der Rekordverlust bei der Telekom sind herausragende Kommentarthemen in den deutschen Tageszeitungen vom Freitag.

Zur Irak-Resolution schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:

"Papier ist geduldig, die Amerikaner sind es nicht. Das wusste jeder im UN-Sicherheitsrat, der bei der einstimmig angenommenen Irak- Resolution die Hand hob. Aber weiß es auch Saddam Hussein? Der Brief aus Bagdad zur Annahme der Resolution 1441 gibt darauf keine eindeutige Antwort. Denn zum einen signalisiert er ein Nachgeben gegenüber dem massiven Druck der Weltgemeinschaft. Zum anderen aber enthält das Schreiben, für das wenige Worte gereicht hätten, auf neun langen Seiten eine unerfreuliche Anzahl von Ausflüchten und Kautelen. Am Friedenswillen der irakischen Führung sind also weiter Zweifel geboten."

Ähnlich sieht es die Münchener ABENDZEITUNG:

"Nein, Saddam Hussein, ist nicht über Nacht ein Friedensfürst geworden. Dass er die Uno-Resolution zur Waffeninspektion akzeptiert, ist noch kein Signal dafür, dass er nun Ruhe geben und Frieden halten wird. Saddam ist bösartig, dumm ist er nicht. ... Die Inspektionen müssten nach internationalem Recht erfolgen - damit hält sich der Diktator die Hintertür für neue Tricksereien offen. Mit anderen Worten, Konflikte mit den Inspekteuren, also mit der Uno, sind nach wie vor programmiert. Das heißt, die Gefahr eines Krieges ist nicht gebannt."

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU titelt 'Im Zweifel gegen Saddam' und führt aus:

"Hans Blix also wird mit seinen UN-Kontrolleuren um einen fairen Prozess gegen Saddam Hussein kämpfen. Und die Hardliner des Pentagons dürften jede noch so läppische Inspektionspanne zum parteiischen Schuldspruch nutzen und damit zum Kriegsgrund aufbauschen. Am Ende erlaubt die Doppeldeutigkeit von Resolution 1441 jede Entscheidung, die den USA politisch opportun erscheint. In dubio contra Saddam bedeutet, dass George W. Bush nur gewinnen kann - entweder als großzügiger Multilateralist oder als zum Alleingang entschlossener Kriegsherr."

Auch für den BERLINER KURIER ist Saddam Hussein der Verlierer. Das Blatt schreibt:

" ... Das scheint er begriffen zu haben. Er weiß auch, dass sein mächtiger Gegenspieler Bush ihn weiter belauern wird, die ganze Zeit den Finger am Abzug. Der Spielraum des Diktators ist auf Null geschrumpft. Spurt er nicht, beginnt er erneut zu tricksen, ist das sein Ende. Die UN-Inspektoren haben die Chance, die Bombe Irak zu entschärfen. Bei all den Querelen um den Diktator aus dem Zweistromland ist ein Mann beinahe in Vergessenheit geraten. Doch nun hat sich Osama Bin Laden wieder zurück gemeldet. Er lebt und heckt weiter tödliche Terror-Pläne aus. Seine Gotteskrieger warten irgendwo auf dieser Welt auf ihre Stunde. Man mag ein Inspektoren-Rezept gefunden haben, den gefährlichen Iraker zu bändigen. Doch wer entschärft Bin Laden? Und wie?"

Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG befasst sich ebenfalls mit den Terror-Drohungen Bin Ladens. Dort heißt es:

"Die Tatsache, dass unser Land umgeben von Freunden ist, gaukelt trügerische Sicherheit vor. Nicht von ungefähr nennen Spitzenleute von El Kaida Deutschland an führender Stelle, wenn es um Racheakte geht. Die Bundesrepublik ist maßgeblich an der Verfolgung von Terroristen, aber auch beim Aufbau ziviler Strukturen in kriegsgeplagten Regionen beteiligt. Deshalb kann Berlin auch selbstbewusst genug sein, um zu Abenteuern nein zu sagen. Wir sind in jedem Fall ein beachtlicher Teil des Anti-Terror-Netzes - Gefahren inbegriffen."

Schießlich noch zur Entscheidung des neuen Telekom-Chefs Kai-Uwe icke, angesichts eines in Deutschland beispiellosen Unternehmensverlusts die Dividende bei der Volksaktie zu streichen. Die MITTELBAYERISCHE ZEITUNG aus Regensburg schreibt:

"Ricke steht vor einer schwierigen Aufgabe: Er muss das Vertrauen der Aktienmärkte und der tief enttäuschten Kleinanleger wieder zurückgewinnen. Dabei gilt es insbesondere, die Forderungen der Gewerkschafter und Kapitalgeber auszubalancieren. Das bedeutet auch, dass er den Großaktionär Bund, der stets eine externe Lösung favorisiert hatte, von seinen Führungsfähigkeiten überzeugen muss. Eine faire Chance hat der 'Neue' aber in jedem Fall verdient."