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Presseschau von Montag, 27. Januar 2003

Gerd Winkelmann26. Januar 2003

Saddams Frist / Lafontaines Comeback / Künasts Schnäppchen-Jagd

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Saddam Husseins erste Frist ist abgelaufen. Die Waffen-Kontrolleure der Vereinten Nationen im Irak ziehen heute Bilanz. Erwartungen und Konsequenzen beschäftigen an diesem Montag auch Deutschlands Tages-Presse. Zum Beispiel die FRANKFURTER RUNDSCHAU:

'Das Drama hat fünf Akte. Der letzte wäre der Krieg. Am heutigen Montag werden die beiden Chef-Inspekteure Mohammed El Baradei und Hans Blix dem UN-Sicherheitsrat ihre Zwischenbereichte erstatten Darin müssen sie dem irakischen Regime für seine Zusammenarbeit Noten geben. (...) Das Dilemma der Mitglieder im Sicherheitsrat aber bleibt unauflöslich. Widersprechen sie offen den USA, treiben sie die Regierung Bush in einen Alleingang gegen Irak. Stimmen sie einer Verlängerung des Dramas zu, werden auch sie im fünften Akt auftreten müssen'.

Die NORDSEE-ZEITUNG schreibt:

'Beim Weltwirtschaftsforum in Davos ließ US-Außenminister Powell an der Entschlossenheit seines Landes keinen Zweifel, gegen den Irak militärisch vorgehen zu wollen, falls Saddam Hussein nicht zugebe, dass er über Massenvernichtungswaffen verfüge. Nur der Zeitpunkt ziehe sich noch etwas hinaus. Diese Botschaft war nicht nur an Frankreich und Deutschland gerichtet. Powell, der sich in der US-Administration stets für eine Verständigung mit den Europäern eingesetzt hat, ist durch die deutliche, gemeinsame Anti-Kriegs-Haltung von Berlin und Paris zu Hause in Schwierigkeiten geraten. Die scharfen Töne waren daher auch Ausdruck einer nunmehr geschwächten Position des Außenministers gegenüber den Hardlinern in Washington.'

Für die THÜRINGER ALLGEMEINE aus Erfurt steht fest:

'In Deutschland wächst das Unbehagen. Im Westen mehr noch als im Osten. Ein derart tief greifendes Zerwürfnis mit den Amerikanern gab es noch nicht. Da scheint es für einen Teil der politischen Elite fragwürdig, wegen eines Saddam Husseins den Gehorsam zu verweigern. Vieles spricht dafür, dass der für heute angekündigte Bericht der Inspektoren keine Erhellung bringt. Wie im Übrigen auch eine Verlängerung ihrer Arbeit keine wirkliche Entscheidungshilfe sein dürfte. (...) Eines steht bereits fest: Auch im Westen wird es nie wieder so sein, wie es früher war.'

Spektakulär war sein Abgang von der politischen Bühne, ruhiger seine Rückkehr - Die WESTDEUTSCHE ZEITUNG meint zum politischen Comeback des Oskar Lafontaine:

'Plötzlich es er wieder da! (...) Zum Schrecken seiner Genossen in Berlin. Der SPD geht es zurzeit ähnlich wie 1995 in Mannheim, als der Saarländer mit einer flammenden Rede den Parteivorsitz an sich riss. Auch jetzt verstand es der 59-Jährige, die Zuhörer zu begeistern. Doch reicht das diesmal? Der einstige Finanzminister hatte seine Parteifreunde 1999 mit dem Hinschmeißen seiner Ämter schwer enttäuscht. Seitdem ist die Linke in seiner Partei ohne Galionsfigur.'

Noch ein Blick in die Coburger NEUE PRESSE:

'Wer den Bettel so stil- und würdelos hingeschmissen hat wie der Saarländer, wer dem Parteichef und Bundeskanzler so kleinlich nachtragend die Loyalität aufkündigt, wer gar in Schröders Politik, jede Oppositionskritik hämisch überbietend, Parallelen zu den Brüningschen Notverordnungen entdeckt - dem kann die SPD ohne Preisgabe der eigenen Selbstachtung schwerlich eine zweite Chance geben.'

Heute startet der Schlussverkauf - die SAARBRÜCKER ZEITUNG rät mit einem Schmunzeln:

'Clever konsumieren heißt die Devise. Angebote vergleichen und faire Preise akzeptieren. Das kaufen, was wirklich gebraucht wird. (...) Sonst kommt womöglich gleich wieder Renate Künast um die Ecke und will uns Verbraucher schützen. Vor fiesen Geschäftemachern und ihren Mogelpackungen, aber auch vor unserem eigenen Geiz. Die nächsten zwei Wochen stürzen wir uns nochmal tapfer in den Schluss-Verkauf. Danach, versprochen, werden wir richtig vernünftig. (...) Echte 'Schnäppchen' gibt es sowieso anderswo. Ausgerechnet eine Schwäbin musste dieser Tage den Weg zeigen. Im Radio nach ihrem größten Jagderfolg befragt, meinte sie: 'Mein bestes Schnäppchen ist mein Mann.' Voilà!'