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Presseschau von Montag, 8. September 2003

zusammengestellt von Anja Robert7. September 2003

Abbas zurückgetreten/Völler nach dem EM Qualifikationsspiel

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Der Rücktritt des palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas und das Abschneiden der Deutschen Fußball Nationalmannschaft im EM Qualifikationsspiel gegen Island, dass sind die großen Themen der Zeitungskommentare an diesem Montag.

Zum Rücktritt des palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas schreibt die Tageszeitung DIE WELT:

"Der Misserfolg hat viele Väter - im Nahen Osten ganz besonders. ... Die Hauptverantwortung dafür trägt Jassir Arafat. Zu keiner Zeit war Arafat bereit, Abbas die Kontrolle über die entscheidenden Sicherheitsdienste zu übertragen. Ohne wirkliche Polizeigewalt, ohne die Hilfe der Geheimdienste aber lassen sich die Terroristen nicht entwaffnen. ... So bleibt nur die Zypern-Lösung, die physische Trennung beider Völker durch einen Zaun. Freilich müsste er anders verlaufen, als Scharon es sich wünscht."

Der BONNER GENERALANZEIGER sieht das so:

"Nun kommt es darauf an, wie schnell und vehement die USA Druck ausüben und welche Wirkung dieser in der palästinensischen Führung auslöst. Sicher ist nur, dass es Arafat mit seiner Destruktion gelungen ist, die Friedensbemühungen zu torpedieren, die Macht ein weiteres Mal an sich zu reißen und nachzuweisen, dass er keineswegs die von Israel deklarierte irrelevante Person ist, sondern dass auch in absehbarer Zeit ohne ihn nichts geht im Nahen Osten - was Schlimmes befürchten lässt"

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG fordert:

"Israel hat Abbas gewollt aber nicht unterstützt und es ist ihm ständig in den Rücken gefallen. So konnte Abbas seinem Volk keine Friedensdividende vorweisen. Anstatt Abbas auch gegenüber dem Rivalen Arafat zu stärken, setzte Israel auf Abschreckung durch militärische Operationen und nahm die Liquidierungspolitik wieder auf. Ihrer Terroristen aber muss sich die palästinensische Gesellschaft selbst entledigen, soll ein Ende der Gewalt von Dauer sein."

Die STUTTGARTER NACHRICHTEN:

"Der Krieg der alten Männer im Nahen Osten wird immer erbarmungsloser. Wie ließe sich das Blutvergießen stoppen? Der Einfluss der neuen, großen Europäischen Union offenbart sich selbst dann als begrenzt, wenn sie einmal mit einer Stimme spricht. Also bleiben wieder allein die Amerikaner. Die Herausforderung für US- Präsident Bush besteht darin,mit einer unerwarteten, dramatischen Initiative den Friedensprozess wieder in Gang zu bringen. Gefordert sind harte und vor allem rasche Entscheidungen - sonst haben bald nur noch die Extremisten das Heft in der Hand im Heiligen Land"

Die BILD Zeitung zum Rücktritt:

"Steht der Nahe Osten jetzt vor dem Chaos? Nein. Die Chancen für einen Waffenstillstand zwischen Israelis und Palästinensern werden sich sogar bald verbessern. Jassir Arafat war lange Terrorist. Er ist korrupt und in seiner Feindschaft zu Israel erstarrt. ... Gleichzeitig ist Arafat aber immer noch der wichtigste Politiker und die Symbolfigur der Palästinenser. Gegen ihn lässt sich kein Frieden durchsetzen. Doch wie kann man Arafat für den Frieden gewinnen? Europa und Amerika, die Palästina mit ihrem Geld unterstützen, müssen Arafat zwingen, ohne Wenn und Aber der Gewalt und dem Terror abzuschwören ... . Nur wenn Arafat keine Wahl hat, wird er tatsächlich die Waffen schweigen lassen."

Ein ganz anderes Thema: Die deutsche Fußball National Mannschaft hat im EM Qualifikationsspiel gegen Island nur ein Unentschieden erzielt. Dem Bundestrainer Rudi Völler platzte danach im deutschen Fernsehen der Kragen.

Dazu die SÄCHSISCHE ZEITUNG aus Dresden:

"Völler reagierte wie ein Stürmer, der provoziert wurde und dem die Sicherungen durchbrennen. Schiedsrichter kennen für solches Nachtreten ohne Ball nur eine Konsequenz: Rot. Wenn sein Nervenkostüm so angegriffen ist, dass er keine Kritik aushält, muss sich Völler fragen lassen, ob er als oberster Fußball-Lehrer Deutschlands noch der richtige Mann ist."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

"Wie groß muss die seelische Not sein, wenn sich jemand so um Kopf und Kragen redet wie Rudi Völler nach dem 0:0 gegen Island? Der Teamchef der deutschen Fußball-Nationalelf griff seine Kritiker an, ...in dem Jargon, den er von den Fußballplätzen dieser Welt kennt. Führungskräfte anderer Branchen hätten nach so unflätigen Ausfällen gar nicht mehr zum Rücktritt aufgefordert werden müssen; nach ein paar Minuten des Abstands wäre ihnen klar geworden, dass sie untragbar geworden sind."

Die THÜRINGER ALLGEMEINE aus Erfurt zu dem Spiel und der Reaktion:

"Eigentlich muss man den Isländern dankbar sein. Deutlicher kann man eine an Verfettung leidende Nation nicht vorführen.Unabhängig davon sei dem ansonsten netten Rudi Völler empfohlen, in die Politik zu gehen. Wer sich einreden kann, dass eine Insel, die kaum mehr Einwohner als Erfurt zählt, ein Fußballriese sei, der hat das Zeug zu Höherem."