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Pressestimmen von Dienstag, 1. Juni 2004

Christina Pannhausen31. Mai 2004

Geiseldrama in Saudi-Arabien / Einnahmeplus der Krankenkassen

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Der Überfall und die Geiselnahme in Saudi-Arabien sind das herausragende Thema der Kommentare in den deutschen Tageszeitungen. Aufmerksamkeit bekommt zudem das Einnahmeplus der deutschen Krankenkassen im ersten Quartal.

Zu den Attentaten in der saudi-arabischen Erdölstadt Chobar schreibt die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND:

"Wenn an der Tankstelle der Welt wild herumgeschossen wird, muss es der Wirtschaft kalt den Rücken herunterlaufen. Der al-Kaida-Anschlag auf eine Wohnanlage für Ausländer in der saudi-arabischen Ölstadt Chobar hat zwar keine unmittelbare Folgen für die internationale Ölversorgung. Er wirft aber ein grelles Licht auf die Gefahren in der Weltregion, die über den größten Teil der bekannten Erdölvorräte verfügt. Saudi-Arabien, die Führungsmacht der Opec, ist für die islamistischen Terroristen das perfekte Angriffsziel. Hier können sie mit jedem Schlag ihre beiden Hauptfeinde gleichzeitig treffen: Den verhassten Westen, der vom Öl abhängig ist, und das nicht minder verhasste eigene Königshaus, das sich politisch und ökonomisch auf die Kooperation mit dem Westen stützt."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hebt die Gefahr weiterer Terroranschläge auf Saudi-Arabien hervor:

"Öl ist der Schmierstoff der Weltwirtschaft. Dem saudischen Herrscherhaus die Kontrolle über das Öl entziehen, damit seine Herrschaftsbasis zerstören, die Ungläubigen vertreiben, ein Kalifat errichten, um dann den Kampf gegen den Westen wirklich aufzunehmen - das ist ein Szenarium, das den Zivilisationskampf mit einer Art innerarabischem Bürgerkrieg verbindet. Es ist höchste Zeit für ein länder-, kulturen-, religionenübergreifendes Bündnis gegen den islamistischen Terrorismus und seinen Vernichtungseifer.

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG analysiert:

"Die Serie von Anschlägen und Verhaftungen im Königreich macht offenbar, was skeptische Beobachter seit langem befürchten: die Herrschaft eines 84-jährigen Königs, eines 81-jährigen Regenten und tausender Prinzen ist auf Sand gebaut. Über Nacht wird sie freilich nicht zusammenbrechen. Eine Laufzeit von tausend Nächten oder einer mehr dürfte ihr nach menschlichem Ermessen schon noch gegeben sein. Zumal ein vollständiger Bruch zwischen den USA und den Saudis schwierig wäre. Zu eng sind die Interessen der Bush-Administration und der saudischen Plutokratie miteinander verflochten."

Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG richtet ihren Blick auf die Reaktion der saudischen Herrscher:

"Es brodelt im islamischen Königreich. Das sorgt für Unruhe auf dem weltweiten Öl-Markt und im saudischen Herrscherhaus. Es beschleunigt das Kofferpacken bei den Ausländern. Die Strategie der Herrscher in Riad gegen den Terror bleibt indes unvollkommen, weil sie nur auf hartes Durchgreifen setzt, nicht aber auf innere Reformen, speziell die Abkehr von religiösem Fanatismus und Intoleranz. Der Westen hat Saudi-Arabien weitgehend von Kritik verschont."

Zum Einnahmeplus bei den Krankenkassen meinen die STUTTGARTER NACHRICHTEN:

"Endlich mal eine gute Nachricht aus dem Gesundheitswesen: Die Krankenkassen schreiben nach einem verlustreichen Jahrzehnt erstmals wieder schwarze Zahlen. Die Praxisgebühr, höhere Zuzahlungen bei Arzneimitteln sowie mehr Abzüge bei Betriebsrenten zeigen Wirkung. Grund zu großem Jubel gibt es allerdings noch nicht. Denn abgesehen davon, dass die Patienten einseitig die zusätzlichen Lasten tragen müssen - die Kassenbeiträge sinken bei weitem nicht so stark, wie dies die Gesundheitspolitiker bei der Reform versprochen hatten."

Der SÜDKURIER aus Konstanz ist der Auffassung:

"Für die Bürger allerdings bringt die Reform in der Summe keine Entlastung. Doch um die demographische Entwicklung zu meistern, die Arbeitsmarktprobleme zu lösen und auch einen bewussteren Umgang mit den Leistungen zu erzielen, führt kein Weg daran vorbei, die Beitragszahler stärker privat an den Kosten zu beteiligen.

Das war die Presseschau.