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Pressestimmen von Dienstag, 25. März 2003

Gerhard M Friese24. März 2003

Der Krieg im Irak / Die Rolle der Türkei

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Der Krieg im Irak und die Rolle der Türkei in diesem Konflikt beschäftigen an diesem Dienstag die Kommentare deutscher Tageszeitungen.

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München schreibt:

"Die Macht der Bilder könnte für diesen Kreuzzug des Weißen Hauses gegen den Tyrannen von Bagdad gefährlicher werden als die Republikanischen Garden im Häusermeer der irakischen Hauptstadt. Die Planer des Krieges haben, als sie ihre Nation darauf einstimmten, eine gefährliche Illusion geweckt. Es war die Illusion, wie in den drei vergangenen Kriegen seit 1990 ließe sich selbstverständlich ein weiterer Sieg ohne größere Opfer unter den eigenen Soldaten und der Zivilbevölkerung des Gegners erringen."


Ähnlich die Würzbuger Zeitung DIE TAGESPOST:

"Wer geglaubt hatte, ein Krieg wäre fast ohne zivile Opfer möglich, sieht sich durch die Fernsehbilder eines Besseren belehrt. Auch Amerikaner und Briten mussten bereits einen hohen Blutzoll zahlen allerdings nicht durch Feindeinwirkung. Doch wenn die Boden-Schlacht um Bagdad beginnt, dürfte dieser Krieg seine besondere Grausamkeit zeigen. Die Amerikaner und Briten werden ihn wohl gewinnen: Aber um welchen Preis?"

In der Hofer FRANKENPOST heisst es:

"Wirklich haften bleibt, wie Fernsehkommentatoren aus Bagdad unterkühlt, beiläufig fast, die Einschläge der Raketen registrieren, als handele es sich um Silvesterfeuerwerk. Haften bleiben die Bilder von durch die Wüste rasenden Panzern, die mit ihrer ganz eigenen Ästhetik eine merkwürdige Faszination ausstrahlen. Schöne Bilder. Schöne Welt. Schöner Krieg."

Dazu bemerkt DER TAGESSPIEGEL aus Berlin:

"Dennoch ist vielen Amerikanern mulmig zumute. Das liegt auch daran, dass zu rosige Hoffnungen geweckt worden waren. Demokratien sind im Kriegsfall nicht sehr belastungsfähig. Das macht sie ungeduldig. Warum dauert das so lange? Müssen wirklich so viele Raketen abgeschossen werden? Je medialer ein Krieg, desto unruhiger die Bevölkerung. Dieser Irak-Krieg ist der medialste, den es je gab. Das macht ihn riskant, weil in hohen Maße stimmungsanfällig."


Und die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt an der Oder meint lakonisch:

"Das einzige, das wir mit Sicherheit wissen ist: Es ist Krieg im Irak. Alles andere ist im besten Falle Spekulation, im schlechtesten Propaganda. Über kurz oder lang führt das dazu, dass selbst die Wahrheit unter dem Generalverdacht der Lüge stehen wird."

Mit der Rolle der Medien befasst sich die FRANKFURTER RUNDSCHAU:

"Die Grenzen zwischen unangemessener 'öffentlicher Neugier' und notwendigem öffentlichen Interesse mögen fließend sein, sie je im Einzelfall zu ziehen, stehen die Medien in der Pflicht. Wie es ihre Aufgabe ist, die Dimensionen in ihre Größenordnung zu rücken. Die öffentliche Aufzeichnung eines Gefangenenverhörs mag Anstoß erregen als eine widerwärtige Inszenierung, die den einzelnen Soldaten seiner persönlichen Würde beraubt. Aber es ist doch der Krieg selbst, der die Einzigartigkeit und Unverletzlichkeit der Menschen angreift. Nicht erst die Bilder vom Krieg."

Eigentlich hatte die Türkei dank ihrer geostrategischen Lage eine wichtige Rolle im Irak-Konflikt spielen wollen. Doch das ist in weite Ferne gerückt, schreibt der Bonner GENERAL-ANZEIGER:

"Mehrere taktische Fehler der eigenen Regierung und die Arroganz der Amerikaner haben dies zunichte gemacht. Dass die Lage schon jetzt so verfahren ist, lässt für die Neuordnung Iraks nach dem Krieg nichts Gutes erwarten. Die Türkei muss sich vorwerfen lassen, keine Vision für die Zukunft der Region zu haben, die über den engen Horizont der Verhinderung eines Kurdenstaates hinausgeht. Die sture Konzentration auf diesen einen Punkt nimmt der türkischen Politik jene Flexibilität, die gebraucht wird, sobald der Krieg vorbei ist."

Das MAIN-ECHO aus Aschaffenburg ergänzt:

"Beobachter in Ankara haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass sich die US-Amerikaner zur Niederwerfung von Bagdad nicht gleichzeitig mit den Türken und ihren kurdischen Widersachern in der seit 1991 nicht mehr von Saddam Hussein kontrollierten freien nordirakischen Zone verbünden könnten... Die Festlegung Washingtons auf die kurdische Karte stößt aber nicht nur die Türkei vor den Kopf. Auch der Iran und Syrien, wo starke Kurdenminderheiten leben, befürchten jetzt ein nahöstliches Kosovo im Nordirak, in dem der Traum vom großkurdischen Staat neu aufzuleben droht."

Das war die Presseschau.