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Pressestimmen von Donnerstag, 16. September 2004

Herbert Peckmann15. September 2004

Tarifverhandlungen bei VW/ Extremistische Töne in Ostdeutschland/ Weltbevölkerungsbericht vorgelegt

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Die Kommentare der deutschen Tageszeitungen befassen sich mit den schwierigen Tarifverhandlungen bei Volkswagen, mit der Resonanz links- und rechtsextremistischer Politiker in Ostdeutschland und mit der erwarteten deutlichen Zunahme der Weltbevölkerung.

Zu den weit auseinander liegenden Forderungen der Tarifparteien bei VW schreibt die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND:

"Die hohen Verkaufspreise der Wolfsburger sind oft ein Grund dafür, dass es bei VW unrund läuft. Sie sorgen dafür, dass sich das Vorzeigemodell des Hauses, der neue Golf, nicht verkauft wie erwartet. Das erfolgreichste VW-Fabrikat, der Touran, hingegen wird nach dem kostengünstigen '5000 mal 5000'-Modell gebaut. Pischetsrieder hat sogar zwei Gründe, bei den Tarifverhandlungen die Arbeitskosten zu drücken: einen sachlichen und einen persönlichen. Denn wenn er nicht bald gute Nachrichten zu verkünden hat, wird sich die Frage nach seiner Zukunft als VW-Chef stellen."

Für den NORDBAYERISCHEN KURIER sind die Probleme bei VW vielschichtig:

"Natürlich hat der Ausflug in die Luxuswelt ... viel Geld gekostet und der Phaeton die Erwartungen ... nicht erfüllt. Doch die hohen Personalkosten in den deutschen VW-Werken sind das eigentliche Übel. So wird ein Ergebnis dieser Verhandlungen sein müssen, dass die Arbeitnehmerseite sich den Realitäten der Märkte stellt und eine Unternehmenspolitik der Kostenentlastung mit trägt, um so die Produktion in Deutschland zu halten."

Die Zeitung DIE WELT kommentiert die Defizite beim Wiederaufbau im Osten und den politischen Auswirkungen:

"Wir haben über mehr als zehn Jahre mit zum großen Teil untauglichen Mitteln einer falschen Vorstellung vom 'Wiederaufbau' den Weg bereitet. Davon mit verführt, haben sich erhebliche Teile der Wahlbevölkerung im Osten einer Demagogie überantwortet, die in erschreckender Akzeptanz für links- und rechtsextremistische Unterströmungen ihren Ausdruck findet. Und im Westen kompensieren viele ihre Irrtümer mit Ressentiments gegen die Irregeleiteten im Osten."

Auch die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG stellt Fehleinschätzungen fest:

"Offenbar wurde die Entwicklung extremer politischer Potenziale vor dem Hintergrund anhaltender Arbeitslosigkeit und Auseinandersetzungen um Hartz IV unterschätzt oder nicht rechtzeitig erkannt. Erst jetzt sind Plakate mit der Aufschrift 'Arbeitstatt PDS' zu sehen, erst jetzt - nachdem sich Prognosen für die NPD der Zehn-Prozent-Marke nähern - entschließt sich Sachsens Regierungschef Milbradt in einem Brief an jeden Haushalt, der hemmungslosen NPD-Propaganda massiv entgegenzutreten und klarzustellen, dass der Einzug der Rechtsextremen in den Landtag dem Image eines 'weltoffenen zukunftsorientierten Landes' schaden und Investoren abschrecken würde. Protestwahlen dieser Art führen nur in die Sackgasse."

Themenwechsel. Im neuen Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen wird eine Verdreifachung der Bevölkerung in den 50 ärmsten Ländern bis zum Jahr 2050 erwartet. Dazu schreibt DIE RHEINPFALZ aus Ludwighafen:

"Viel mehr könnte bewegt werden, um das bedrohlich hohe Weltbevölkerungswachstum einzudämmen, wenn nur die Geberländer ihre Finanzzusagen einhalten würden, bemängeln die Vereinten Nationen mit einigem Recht. Ein Hauptschuldiger ist schnell ausgemacht: Es sind die USA. Sie halten Geld zurück, weil ihnen die ganze Richtung nicht passt. Die Kritik mag berechtigt sein. ... Doch mit dem Finger auf Washington zu zeigen, ist wenig hilfreich. Denn auch die Bundesrepublik hat mehr versprochen als sie hält."

Schließlich noch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:

"Die Probleme, die sich aus dem rasanten Wachstum der Bevölkerung in den Armutsgebieten des Südens ergeben, sind noch lange nicht überwunden. Sie werden Leid und Armut in den nächsten Jahren noch vergrößern. Die Industriestaaten haben das Thema weitgehend verdrängt, gewiss auch deshalb, weil sie selbst mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen haben."