1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pressestimmen von Donnerstag, 4. April 2002

3. April 2002

Entwicklung des Nahost-Konflikts/ Pleitewelle in Deutschland

https://p.dw.com/p/23UF

Die Kommentatoren der Tageszeitungen beschäftigen sich mit der Pleitewelle in Deutschland sowie natürlich mit der Entwicklung des Nahost-Konflikts.

Dazu schreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

'Glaubt EU-Kommissions-Präsident Prodi im Ernst, nun, da Amerikas Vermittlungsbemühungen gescheitert sind, hätten die Versuche der Europäer bessere Aussichten auf Erfolg? Israel hat keinerlei Vertrauen in Europa, solange deren Abgesandte Bruderküsse mit Arafat austauschen und über die inneren Triebkräfte des Terrors, die sie verharmlosen, lieber schweigen.'

Die AUGSBURGER ALLGEMEINE unterstreicht:

'US-Präsident Bush darf die Augen nicht mehr davor verschließen, dass des Ex-Generals Politik der Eisernen Faust Israel nicht nur keinen Deut mehr Sicherheit vor dem palästinensischen Terror gebracht hat, sondern vielmehr eine arabische Front gegen Israel und den Westen insgesamt zusammenzuschweißen droht. Bush muss jetzt retten was, noch zu retten ist. Und das bedeutet, dass er Scharon bei aller berechtigten Abneigung gegen dessen Kontrahenten Arafat schnellstens bremsen muss.'

Zu den Unternehmens-Pleiten heißt es im HANDELSBLATT aus Düsseldorf:

'Die Welle spektakulärer Insolvenzen von Traditionsfirmen schlägt hoch in diesen Tagen. ... ein vermeintlicher Schuldiger ist oft schnell gefunden: Es sind die Banken, die kein frisches Geld mehr nachschießen wollten. ... Doch die Geldinstitute haben selbst schwer zu kämpfen. Die Konjunktur ist im Keller, ...Die Ertragsquelle aus dem einträglichen Börsengeschäft ist fast ganz zum Erliegen gekommen.
Die Banken müssen Filialen schließen und Stellen streichen ... Kein Wunder, dass die Banken in dieser Situation keine großen Risiken mehr auf sich nehmen wollen.'

Die Tageszeitung DIE WELT erläutert:

'Die Suche nach Schuldigen hat längst begonnen: Für die einen ist es die Bundesregierung mit ihrer schwachen Wirtschaftspolitik, für die anderen sind es die gierigen Banken. Wieder andere klagen über die schwächelnden Mittelständler, die mehr an ihre Villa mit Swimmingpool auf Mallorca denken als an ihre eigenen Betriebe. Derartige Schuldzuweisungen greifen allerdings zu kurz. Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Strukturkrise, die sich über nunmehr ein Jahrzehnt entwickelt hat.'

Die BADISCHEN NEUESTE NACHRICHTEN aus Karlsruhe schreiben:

'Sowohl Holzmann als auch Fairchild Dornier gerieten hauptsächlich durch die Krise in ihrer Branche in die Bredouille. ... Herlitz und Kirch müssen die Pannen vor allem im eigenen Haus suchen, mit denen sie die Pleitegeier aufschreckten. Diese werden 2002 noch häufiger als im Vorjahr kreisen.'

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München beschäftigt sich mit den politischen Implikationen eines möglichen Zusammenbruchs der Mediengruppe von Leo Kirch:

'Die Illiquidität des von (Unions-Kanzlerkandidat) Stoiber üppig geförderten Medienkonzerns Kirch tritt soeben ins tödliche Stadium. Das Schicksal der bayerischen Regierung ist aber eng mit Kirch verknüpft, weil die Landesbank, auf betreiben Stoibers, Kirch stets mit üppigen Krediten zu Diensten war. Die Pleite kann sich zu einer Landesbankkrise von dem Ausmaß ausweiten, wie sie in Berlin Diepgen mit sich gerissen hat. Die Wirtschaftskompetenz Stoibers wäre dahin.'

Zur Insolvenz des Schreibwaren-Herstellers Herlitz bemerkt die BERLINER ZEITUNG.

'Ironischerweise erweist sich nun als Segen, dass die Haushaltslage der Hauptstadt zu katastrophal ist, um Herlitz leichtfertig mit öffentlichen Mitteln zu stützen. Und ausgerechnet Gregor Gysi, der Sozialist, muss nun eine Botschaft unters Volk bringen, zu der Kanzler Gerhard Schröder, der Sozialdemokrat, keinen Mut fand: Dass
ein Insolvenzverfahren ein Befreiungsschlag sein kann.'

Grundsätzliche Betrachtungen stellt die SCHWERINER VOLKSZEITUNG an:

'Die Politiker müssen die richtigen Rahmenbedingungen setzen, damit Unternehmen national und international wettbewerbsfähig sind. Für einen Eingriff des Staates gibt es keinen Grund. Vielmehr sollten Bundes- und Landespolitiker auf die geschaffenen Rahmenbedingungen vertrauen. Dazu gehört auch das Insolvenzrecht. Denn ein Insolvenzantrag ist nicht das Todesurteil. Es ist eine Chance zur
Rettung der gesunden Unternehmensteile und wenigstens eines Teils der Arbeitsplätze.'